Der Schwarm
sagte Oliviera. »Du hast Sigur niedergeschlagen? Was soll das alles?«
In Rubins Augen trat nackte Angst. Sein Blick suchte die Decke ab.
»Das stimmt nicht, ich ...«
»Schau nicht nach Kameras, Mick«, sagte Weaver leise. »Ehe dir jemand helfen kann, bist du tot.«
Rubin begann zu zittern.
»Nochmal, Mick – was tut ihr da?«
»Wir haben ein Gift entwickelt«, sagte er stockend.
»Ein Gift?«, echote Oliviera.
»Wir haben deine Arbeit dafür benutzt, Sue. Deine und Sigurs. Nachdem ihr die Formel für das Pheromon gefunden hattet, war es einfach, selber welches in ausreichender Menge herzustellen und ... Wir haben es mit einem radioaktiven Isotop gekoppelt.«
»Ihr habt was?«
»Das Pheromon ist radioaktiv verseucht, aber die Zellen erkennen es nicht. Wir haben's ausprobiert...«
»Wie bitte? Ihr habt einen Hochdrucktank?«
»Nur ein kleines Modell ... Karen, bitte, nimm das Messer weg, du hast doch keine Chance! Sie hören und sehen, was hier los ist ...«
»Quatsch nicht«, sagte Weaver. »Weiter, was habt ihr dann getan?«
»Wir hatten beobachtet, wie das Pheromon defekte Yrr tötet, die keinen Spezialrezeptor haben. Genau, wie Sue es erklärt hat. Nachdem klar war, dass zur Biochemie der Yrr der Programmierte Zelltod gehört, mussten wir einen Weg finden, den Zelltod auch bei gesunden Yrr einzuleiten.«
»Über das Pheromon?«
»Es ist der einzige Weg. Ins Genom können wir nicht eingreifen, solange wir es nicht vollständig entschlüsselt haben, und das würde Jahre dauern. Wir haben den Duftstoff also auf eine Weise mit dem radioaktiven Isotop gekoppelt, dass die Yrr es nicht erkennen.«
»Und was macht dieses Isotop?«
»Es setzt die schützende Wirkung des Spezialrezeptors außer Kraft. Das Pheromon wird damit für alle Yrr zur Todesfalle. Es tötet auch die gesunden Zellen.«
»Warum habt ihr uns denn nichts davon gesagt?« Oliviera schüttelte fassungslos den Kopf. »Keiner von uns liebt diese Biester. Wir hätten gemeinsam eine Lösung finden können.«
»Li hat eigene Pläne«, presste Rubin hervor.
»Aber so funktioniert das nicht!«
»Es hat funktioniert. Wir haben es getestet.«
»Es ist Wahnsinn, Mick! Ihr wisst nicht, was ihr da in Gang setzt. Was geschieht, wenn diese Spezies stirbt? Die Yrr beherrschen 70 Prozent unseres Planeten, sie verfügen über eine uralte, hoch entwickelte Biotechnologie. Sie stecken in anderen Organismen, möglicherweise im gesamten marinen Leben, bauen Substanzen ab, vielleicht Methan oder Kohlendioxid – wir haben keine Vorstellung davon, was mit diesem Planeten geschieht, wenn wir sie vernichten.«
»Wieso alle?«, fragte Weaver. »Vernichtet das Gift nicht nur einige Zellen? Oder ein Kollektiv?«
»Nein, es setzt eine Kettenreaktion in Gang«, keuchte Rubin. »Der Programmierte Zelltod. Sobald sie verschmelzen, vernichten sie sich selber. Wenn das Pheromon ankoppelt, ist es schon zu spät. Einmal in Gang gesetzt, ist der Prozess nicht mehr aufzuhalten. Wir codieren dieYrr um, es ist wie ein tödliches Virus, das sie aneinander weitergeben.«
Oliviera packte Rubin am Kragen.
»Ihr müsst diese Experimente stoppen«, sagte sie eindringlich. »Diesen Weg dürft ihr auf keinen Fall gehen. Verdammt nochmal, kapierst du nicht, dass diese Wesen die wahren Herrscher der Erde sind? Sie sind die Erde! Ein Superorganismus. Intelligente Ozeane. Ihr habt keine Ahnung, in was ihr da eingreift.«
»Und wenn wir's nicht tun?« Rubin stieß ein krächzendes Lachen aus. »Komm mir nicht mit diesem selbstgefälligen Ethos. Wir werden alle sterben. Wollt ihr auf die nächsten Tsunamis warten? Auf den Methan-GAU? Auf die Eiszeit?«
»Wir sind nicht mal eine Woche hier und haben schon einen Kontakt aufgebaut«, sagte Weaver. »Warum versuchen wir es nicht weiter mit Verständigung?«
»Zu spät«, stöhnte Rubin.
Ihre Blicke wanderten über Wände und Decken. Sie wusste nicht, wie viel Zeit ihr noch blieb, bevor Li oder Peak aufkreuzten. Vielleicht kam auch Vanderbilt. Lange konnte es nicht mehr dauern.
»Was heißt das, zu spät?«
»Es ist zu spät, du blöde Kuh!«, schrie Rubin. »In weniger als zwei Stunden bringen wir das Gift zum Einsatz.«
»Ihr müsst wahnsinnig sein«, flüsterte Oliviera.
»Mick«, sagte Weaver. »Ich will jetzt genau wissen, wie ihr es macht. Ansonsten rutscht mir die Hand aus.«
»Ich bin nicht autorisiert, dir das ...«
»Ich meine es ernst.«
Rubin zitterte noch stärker. »Im Deepflight 3 sind zwei Torpedorohre für
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