Der Schwarm
Bildschirme. Offenbar hatte Greywolf die Tiere wieder rausgelassen.
Weder Li, noch Peak, noch Vanderbilt waren zu sehen. Johanson ging weiter ins JIC. Es stand leer, ebenso wie die übrigen Befehls- und Führungsräumlichkeiten. Er erwog, in der Offiziersmesse nachzusehen, aber dort würde er möglicherweise nur Vanderbilts Leute oder ein paar Soldaten antreffen. Li konnte ebenso gut im Trainingsraum sein oder in ihrem Quartier. Es blieb keine Zeit, das ganze Schiff abzusuchen.
Wenn Rubin auf dem Weg ins Labor war, würde ihn Weaver bald aufspüren. Er musste vorher mit Li sprechen!
Na schön, dachte er. Wenn ich dich nicht finde, findest du eben mich. Ohne Eile ging er zu seiner Kabine, trat ein und stellte sich mitten in den Raum.
»Hallo, Jude«, sagte er.
Wo mochten die Kameras, wo die Mikrophone sein? Zwecklos, danach zu suchen, aber sie waren da.
»Stellen Sie sich vor, was vorhin passiert ist. Mir ist eingefallen, dass es über dem Großlabor noch ein zweites Labor gibt, in dem Mick gerne mal verschwindet, wenn ihn seine Migräne überkommt. Ich würde gerne wissen, was er da tut, abgesehen davon, dass er Kollegen niederschlägt.«
Seine Blicke wanderten über Möbel, Lampen, über den Fernseher.
»Ich schätze, das werden Sie mir freiwillig nicht erzählen, was, Jude? Ich habe also ein paar Vorkehrungen getroffen. Sehen Sie, binnen kurzem könnte jeder aus dem Team meine Erinnerungen teilen, ohne dass Sie eine Möglichkeit haben, es zu verhindern.« Das war verdammt dick aufgetragen, aber er hoffte, dass Li es schluckte. »Wäre das in Ihrem Interesse? Oder in Ihrem, Sal? – Ach, Jack, Sie hätte ich beinahe vergessen. Wie denken Sie darüber?«
Er ging langsam im Raum auf und ab.
»Ich habe Zeit. Sie auch? Bestimmt nicht.« Er breitete die Hände aus und lächelte. »Wir können das Ganze aber auch vertraulich behandeln. Vielleicht stecken ja ehrenhafte Absichten dahinter, wenn Ihre Leute hier eine Schattenwelt errichten. Vielleicht ist ja alles im Sinne der internationalen Sicherheit. – Ich mag es nur nicht so gerne, niedergeschlagen zu werden, Jude. Das verstehen Sie doch, oder? Ich würde gerne mitIhnen reden, aber wie es aussieht, erfasst Rubins Migräne bisweilen ganze Volksgruppen. Liegen Sie alle mit Kopfschmerzen im Bett?«
Er machte eine Pause. Und wenn es Li nun gleichgültig war? Wenn sie ihn gar nicht hörte? Dann lief er hier wie ein Idiot durch seine Kammer.
»Jude?«
Er sah sich um. Doch, sie hörten ihn. Ganz sicher hörten sie ihn.
»Jude, mir ist aufgefallen, dass Sie Mick auch so einen Tiefseesimulator spendiert haben. Ich habe zur Kenntnis genommen, dass er bedeutend kleiner ist als unserer, aber was untersucht er darin, was er nicht auch in unserem untersuchen könnte? Sie werden sich doch wohl nicht hinter unserem Rücken mit den Yrr verbündet haben? Helfen Sie mir auf die Sprünge, Jude, ich habe absolut keine Ahnung, was ...«
»Dr. Johanson.«
Er fuhr herum. In der offenen Tür stand Peaks schwarze, hoch gewachsene Gestalt.
»Nein, was für eine Überraschung«, sagte Johanson leise. »Der gute, alte Sal! Soll ich Tee für uns machen?«
»Jude würde Sie gerne sprechen.«
»Ah, Jude.« Johanson verzog einen Mundwinkel zu einem halben Lächeln. »Was will sie denn von mir?«
»Kommen Sie einfach mit.«
»Nun – ich denke, das lässt sich einrichten.«
Weaver
Im Labor kam Oliviera gerade mit einem tragbaren Metallgehäuse aus dem Hochsicherheitslabor, als Weaver eintrat.
»Hast du Mick gesehen?«
»Nein, ich sehe nur noch Pheromone.« Oliviera hielt das Gehäuse hoch. Es war zu beiden Seiten offen. Ein Probenkoffer mit Gestellen für Phiolen. Dutzende mit klarer Flüssigkeit gefüllte Röhrchen reihten sich im Innern aneinander. »Aber er hat vorhin durchgerufen und sein Erscheinen angedroht. Müsste jeden Moment aufkreuzen.«
»Yrr-Duft?«, fragte Weaver mit Blick auf die Phiolen.
»Ja. Heute Nachmittag geben wir was davon in den Tank. Mal sehen, ob wir die Zellen überreden können, zu verschmelzen. Es wäre sozusagen die Heiligsprechung unserer Theorie.« Oliviera sah sich um. »Gegenfrage: Hast du Sigur gesehen?«
»Eben auf dem Flugdeck. Er hat ein paar interessante Ideen entwickelt, wie wir Sam unter die Arme greifen könnten. – Ich schau gleich nochmal vorbei.«
»Tu das.«
Weaver überlegte. Sie konnte sich das Hangardeck ansehen. Aber wenn Johanson Recht behielt, würde das sofort auffallen. Außerdem war kaum damit zu rechnen, dass
Weitere Kostenlose Bücher