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Der schwarze Atem Gottes

Der schwarze Atem Gottes

Titel: Der schwarze Atem Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Siefener
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als er sein Blut an der Hand kleben sah, und ballte sie zur Faust. Martin drückte mit aller Gewalt gegen Maria, doch aus seiner Lage heraus vermochte er nicht genug Kraft aufzubringen. Er drehte sich blitzschnell zur Seite und konnte so gerade noch dem Schlag des Paters entkommen. Martin kämpfte sich auf die Beine und versetzte dem zweiten Kopf des Mönchs einen gezielten Faustschlag. Hilarius schrie auf und hielt sich den Bauch fest, streichelte mit einer seltsamen, schmerzgeschüttelten Zärtlichkeit über den kahlen, stark geäderten kleinen Kopf. Dann sank er auf die Knie. Sofort bückte sich Martin und zerrte Maria aus dem Kreis.
     
    Es war keine Sekunde zu früh. Der schwarze Schlauch bohrte sich genau an der Stelle, an der sie gelegen hatte, in den Steinboden. Martin fragte sich, was geschehen wäre, wenn die schlangenhafte Schwärze Maria getroffen hätte.
     
    Inzwischen hatte der Graf seine Rezitation beendet und war dem Succubus zu Hilfe geeilt. Martin sah, wie in der Hand des Adligen etwas aufblitzte – die Klinge eines Dolches!
     
    Sobald Martin seine Geliebte weit genug von dem Schlauch fortgezogen hatte, stieß er einen wilden Schrei aus. Sowohl der Graf als auch Federlin erstarrten. Genau das hatte Martin bezweckt. Mit einigen Sprüngen war er bei dem Grafen und schlug ihm den Dolch aus der Hand. Er klapperte zu Boden. Der Graf packte Martin am Hals und drückte zu. »Glaubst du etwa, du kannst das Unvermeidliche verhindern?«, zischte er ihm ins Gesicht. Sein Atem war faulig. Auf seiner Stirn standen Schweißperlen, und in seinen Augen flackerten Feuersäulen.
     
    Eine Pechfackel nach der anderen erlosch. Die Schwärze senkte sich tiefer auf die Kämpfenden herab. Die Hände des Grafen waren wie Eisenklauen. Martin bekam keine Luft mehr. Er ließ den Grafen los und ruderte machtlos mit den Armen durch die Luft.
     
    Er spürte, wie ihm die Zunge aus dem Mund quoll.
     
    Er spürte, wie der Druck in den Händen des Grafen zunahm.
     
    Er riss die Augen auf und sah doch nichts mehr. Schwarze Sterne glommen vor einem milchig weißen Hintergrund.
     
    Das Ende.
     
    In seinen Ohren hämmerte das Blut.
     
    Und durch das Blut gellte ein Schrei. Wessen Schrei?
     
    Martin spürte, wie sich der Griff um seine Kehle lockerte. Er hustete, spuckte. Die schwarzen Sterne verglommen, der weiße Hintergrund wandelte sich zu einer schwarzen Decke. Wieder war Wind aufgekommen. Martin sah dem Grafen ins Gesicht.
     
    Doch der Graf sah nicht ihn an, sondern an ihm vorbei. In seinen Augen brannte ungläubiges Entsetzen.
     
    Martin gelang es, den Kopf zu drehen. Dann sah er es auch.
     
    Den Schrei hatte nicht der Graf ausgestoßen. Er war von seiner Begleiterin gekommen. Federlin hatte sie von sich gestoßen, in den magischen Kreis hinein, dorthin, wo Maria vorhin noch gelegen hatte.
     
    Der schwarze Schlauch war wie eine Windhose zur Seite getänzelt und hatte sie berührt.
     
    Die Frau schrie wieder und wieder auf. Es war nichts Menschliches mehr in diesen Lauten. Der schwarze Schlauch hatte sich nun vom Boden losgerissen und stülpte sich wie der Schlund einer Schlange über den auf den Steinplatten liegenden Körper der Frau. Bevor sie von dem Schlauch verschluckt und verborgen wurde, konnte Martin sehen, wie die Konturen der Frau schmolzen. Unter irrsinnigem Gebrüll verwandelte sie sich in eine formlose Masse; dann war sie verschwunden. Der Schlauch zuckte mit rasender Geschwindigkeit hoch in die schwarze Schicht, die nun knapp über den Köpfen der drei Männer schwebte.
     
    »Sie ist dorthin zurückgekehrt, wo sie hergekommen ist!«, rief Federlin durch den Sturm. »Jetzt ist es an der Zeit, dass auch du aufgibst!«
     
    »Niemals!«, gellte die Antwort des Grafen.
     
    »Du kannst nicht mehr gewinnen! Wir alle können nur noch verlieren! Der Funke der Zeugung hat sich nicht entzündet!«
     
    »Dann wird er es noch!«
     
    Der Graf sprang plötzlich Federlin an und traf ihn mit voller Wucht. Der Gaukler fiel rückwärts zu Boden und schlug schwer auf – so schwer, dass er das Bewusstsein verlor. Mit einem Grinsen rappelte sich der Graf auf und wandte sich Martin zu. »Tut mir leid, mein kleiner Mönch, aber du störst meine Pläne. Fahr zur Hölle!«
     
    Martin war noch immer von der Würgerei benommen. Deshalb konnte er nicht schnell genug ausweichen. Wieder schloss der Adlige die Hände um Martins Hals und wollte das Werk vollenden, das er begonnen hatte. Wieder glommen die schwarzen Sterne

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