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Der Schwur der Königin

Der Schwur der Königin

Titel: Der Schwur der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher W. Gortner
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und eine Abordnung von Adeligen zum Krieg für la patria aufrief, musste ich plötzlich kichern.
    »Jetzt lacht Ihr mich aus!«, beschwerte sie sich.
    »Nein, nein.« So gut ich konnte, unterdrückte ich meinen Heiterkeitsausbruch. »Bestimmt nicht. Ich habe mir nur vorgestellt, wie du dich, ohne zu zögern, der Jungfrau angeschlossen hättest, wenn sie gerade des Weges gekommen wäre.«
    »Das hätte ich allerdings!« Sie sprang auf. »Ich hätte meine Bücher und Sticksachen zum Fenster hinausgeworfen und wäre auf das nächste freie Pferd gesprungen. Wie herrlich es sein muss zu tun, was einem gefällt, für das Heimatland zu kämpfen und mit dem Himmel als Dach und der Erde als Bett zu leben.«
    »Du übertreibst, Beatriz. Kreuzzüge bringen größeres Leid mit sich, als die Geschichte uns überliefert.«
    »Vielleicht, aber wenigstens würden wir etwas tun !«
    Ich blickte auf ihre Hände, die zu Fäusten geballt waren, als umklammerten sie eine Waffe. »Mit deinen Pranken könntest du ohne Zweifel ein Schwert schwingen«, neckte ich sie.
    Sie hob das Kinn. »Ihr seid die Prinzessin, nicht ich. Ihr würdet das Schwert schwingen.«
    Als wäre der Tag ohne Warnung der Nacht gewichen, befiel mich auf einmal Kälte. Ich fröstelte. »Ich glaube nicht, dass ich eine Armee führen könnte«, sagte ich leise. »Es muss schrecklich sein zu sehen, wie die eigenen Landsleute von den Feinden niedergemetzelt werden, und zu wissen, dass einen der Tod jeden Moment ereilen kann. Genauso wenig« – mit erhobener Hand unterband ich Beatriz’ Protest – »glaube ich, dass man die Jungfrau von Orléans als Beispiel verherrlichen sollte, dem wir alle nacheifern müssen. Sie hat für ihren Prinzen gekämpft, nur um einen grausamen Tod zu erleiden. Ein solches Schicksal wünsche ich keinem Menschen. Und mir selbst schon gar nicht. Auch wenn das langweilig in deinen Ohren klingen mag, ich möchte lieber heiraten und Kinder gebären, wie es meine Pflicht ist.«
    Beatriz starrte mich durchdringend an. »Pflicht ist etwas für Schwächlinge. Sagt mir nicht, dass Ihr nicht auch schon alles infrage gestellt habt! Ihr habt doch die Erzählung über die Kreuzfahrerkönige in unserer Bibliothek verschlungen, als ob sie aus Marzipan wäre.«
    Ich lachte gepresst. »Du bist wirklich unverbesserlich.«
    In diesem Moment kamen Alfonso und Don Chacón herangeritten. Der Erzieher wirkte zutiefst besorgt. »Eure Hoheit, edle Fürstin von Bobadilla. Ihr hättet nicht so plötzlich davongaloppieren dürfen. Ihr hättet Verletzungen oder Schlimmeres erleiden können. Wer weiß, was hier draußen nach der Dämmerung alles lauert?«
    Ich hörte die Angst in seiner Stimme. Auch wenn König Enrique es für angebracht gehalten hatte, uns isoliert vom Hof in Arévalo zurückzulassen, war sein Schatten nie weit von unserem Leben entfernt. Die Gefahr, verschleppt zu werden, war eine Bedrohung, an die ich mich längst gewöhnt hatte, ja, die ich eigentlich ignorierte. Doch Chacón widmete sein Leben unserem Schutz und betrachtete jede Möglichkeit einer Gefährdung als ernste Angelegenheit.
    »Verzeiht mir«, lenkte ich ein. »Das war mein Fehler. Ich weiß selbst nicht, was in mich gefahren ist.«
    »Was immer es war, ich bin beeindruckt«, schwärmte Alfonso. »Wer hätte gedacht, dass du eine solche Amazone bist, Schwesterherz?«
    »Ich, eine Amazone? Bestimmt nicht! Ich habe bloß Canelas Ausdauer auf die Probe gestellt. Er hat sich gut geschlagen, findest du nicht auch? Er ist viel schneller, als seine Größe vermuten lässt.«
    Alfonso grinste. »Allerdings. Und ja, er hat sich tatsächlich gut geschlagen.«
    »Aber jetzt müssen wir zurück«, mahnte Chacón. »Es ist bald Nacht. Kommt, wir reiten auf der Hauptstraße. Und diesmal wird nicht vorausgaloppiert. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?«
    Wieder auf unseren Pferden, folgten Beatriz und ich meinem Bruder und Chacón ins Zwielicht. Zu meiner Erleichterung hielt sich Beatriz zurück und ritt sittsam neben mir her. Doch während wir uns Arévalo näherten und rote Schlieren den Himmel überzogen, ging mir unwillkürlich unser Gespräch durch den Kopf, und ich fragte mich trotz aller Bemühungen, diesen Gedanken zu verdrängen, wie es wohl sein mochte, sich wie ein Mann zu fühlen.

2
    Der Wohntrakt war verlassen, was um diese Stunde noch nie vorgekommen war. In dem Moment, als wir in den großen Saal traten und ich sah, dass der vernarbte lange Tisch in der Mitte noch nicht fürs Abendessen

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