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Der siebte Schwan - Mer, L: Der siebte Schwan

Der siebte Schwan - Mer, L: Der siebte Schwan

Titel: Der siebte Schwan - Mer, L: Der siebte Schwan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilach Mer
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schwarz verfärbte, was weiß gewesen war und strahlend. Für eine lange, unendlich lange Zeit.
    Sie hatte keine Kraft mehr, sie wieder zu durchleben.
    Trotzdem musste zumindest das wenige gesagt werden, was sie ertragen konnte.
    »Nein, das ist keine andere Geschichte.« Sie schüttelte den Kopf zur Tochter hin, aber sanft, ganz sanft nur. »Es ist die Gleiche, die schon zu meiner Zeit begann. Unter den weißen Tischtüchern auf der bürgerlichen Tafel. Hinter den Anstaltstüren. In den Amtsstuben, wo man anfing, das freie
Reisen zu verbieten, das Lagern, das Mitführen von Tieren. Ja, dort fing es wohl an. Aber dort hörte es nicht auf. Erst dann, als die Welt zerbrochen war und alle Sterne vom Himmel gefallen …«
    Selbst durch den Schleier ungeweinter Tränen sah sie den Schrecken, die Verwirrung auf dem jungen Gesicht. Wieder seufzte sie, diesmal so tief, dass die frische Luft in ihren alten Lungen sich einen Augenblick wie eine Befreiung anfühlte.
    »Ja«, sagte sie freundlich, »ich besuchte sie früher, meine Taterfreunde, zwischen den Kriegen, und ich besuchte sie oft. Wir zogen auch manchmal mit ihnen umher, im Sommer, durch den duftenden Wald; heimlich, so dass es niemand merkte. Es war eine goldgrüne Zeit.
    Aber bitte … bitte, ich bin jetzt ein wenig müde. Können wir nicht später weiter darüber reden?«
    Die Tochter zog die Enkelin vom Bett hoch, nahm sie sanft beim Arm.
    »Natürlich, Mama«, sagte sie mit brüchiger Stimme. »Komm, meine Kleine. Geh und such unter den Katzen in der Scheune die heraus, die am meisten wie Tausendschön aussieht.« Sie brachte ein Lächeln zustande, schob das Mädchen sanft durch die Tür. Blieb im Rahmen stehen, während das Trappeln sich entfernte, verklang. Knetete die Hände, ohne es zu wissen.
    »Mama …«
    Mina wusste, was sie fragen würde. Da war es wieder, das gehänselte Mädchen, das in Mutters Schürze weinte. Das Angst hatte vor alten, verwirrenden Geschichten und vor dem ewigen Tuscheln im Dorf. Angst, und dahinter …
    »Mama, warum - warum durfte ich nicht dabei sein?«

    Keine Härte mehr in den Augen, die sie nicht anzusehen wagten. Weich und hilflos der Mund unter dem grellen Lippenstiftrot. Und die Luft im Zimmer plötzlich schwer von Worten, die sich nicht auszusprechen wagten.
    Warum hast du mich so spät geboren? Für mich hat es nie einen Zauberwald gegeben. Nur die Geschichten, und das Raunen der alten Leute, das ich nicht einmal verstehen konnte. Ich habe nie einen Schlangenkönig gesehen … Nur Schutt und Trümmer und verwüstete Felder.
    Es gab so viele falsche Antworten. Das jüngste Kind lernt nie dieselben Eltern kennen, die seine Geschwister noch vor Augen haben. Und Kriege kümmern sich nicht um Familien. Aber das Leben, andererseits …
    »Das Leben, mein Liebchen«, sagte Mina schließlich leise, »kümmert sich nicht um Kriege. Wenn es entstehen will, findet es einen Weg, ganz gleich, wie unvernünftig es auch sein mag. Wir … wir waren nicht vernünftig. Ich war auch schon fast zu alt, aber als er ging … als Karol fortging … da warst du wie ein letzter Gruß von ihm. Ein letzter Gruß aus dem Zauberwald. Willst du, dass ich dich dafür um Verzeihung bitte?«
    »Mama …«
    Mina hob die Hand, und das Gold der Ringe gleißte.
    »Du bist in diesem Wald geboren worden. Du, meine schönste, meine einzige Tochter. Ein Feenkreis hat uns beide umgeben, während draußen die Welt zugrunde ging. Er umgibt dich noch. Wenn du nur wolltest, könntest du ihn sehen. Du vor allen anderen.«
    Die Tochter starrte auf das goldene Glänzen, blicklos, bis Mina die Hand wieder sinken ließ. Endlich flüsterte sie heiser:

    »Und wenn ich - wenn ich in den Wald gehen würde … Wenn ich es wirklich könnte … Würde ich … würde ich ihn dort sehen, Mama? Ihn und die anderen? Ihn und … und dich …?«
    Mina empfand solches Mitleid mit ihr, dass es fast ihren alten Körper zersprengte.
    »Mama«, wisperte die Tochter, »Mama, soll ich … möchtest du wirklich, dass ich …«
    Mina nickte, sie musste es tun.
    »Ja, mein Liebchen. Es ist Zeit. Und weißt du, manche Leute sagen …« Sie legte den Kopf schief, gab ihrer Stimme noch einmal den geheimnisvollen Schimmer des Geschichtenerzählers. »Sie sagen, alle Bäume sind ein Wald. Und wer unter den Schatten der ersten Krone tritt, kann nie wissen, was ihm begegnen wird. Nie, bevor er sich nicht auf den Weg gemacht hat.«
    Es herrschte lange Stille. Ein letzter Rest Eisblumen tropfte auf das

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