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Der Simulator

Der Simulator

Titel: Der Simulator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Lalli
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weiteren Erklärungen hinzuzufügen.
    »Und Sie waren die ganze Zeit dort?« fuhr er irgendwann fort. Mein Alibi schien ihn misstrauisch gemacht zu haben.
    »Vier Wochen.«
    »Vier Wochen!« Vermutlich fiel es ihm schwer, sich vorzustellen, wie es jemand so lange in der Einsamkeit der Berge aushalten konnte, der Schweizer Berge zudem, denn er fügte hinzu: »Mit Ihrer Frau, der Familie?«
    »Allein.« Nach einer kurzen Pause sagte ich dann: »Aber es gibt einen kleinen Laden einige Kilometer talwärts, in dem ich einmal die Woche einkaufe. Der Besitzer kann das sicher bezeugen.«
    »Ja, das wird er sicher. Wir brauchen ihn nur zu befragen. In der Schweiz.« Der Hauptkommissar schüttelte den Kopf. Er wusste, wie aussichtslos das war. Bald verabschiedeten sich die beiden Beamten. Ich brachte sie zum Aufzug.
    Kaum im Kontaktraum zurück, überwältigte mich der Anfall. Ich hatte mir angewöhnt, diese meist kurzen Schwindelattacken als Anfälle zu bezeichnen, auch wenn ich nicht wusste, welche Ursache sie hatten, ob sie überhaupt eine Ursache hatten, sei es eine körperliche oder eine psychische.
    Die Anfälle kamen plötzlich, nichts kündigte sie an, und es gab keinen Rhythmus, kein Schema, keine wie auch immer geartete Systematik, mit deren Hilfe ich sie hätte vorhersehen können. Stets überraschten sie mich, warfen mich buchstäblich um, und ich saß oder lag dann auf dem Boden, Beine und Arme von mir gestreckt, krampfhaft bemüht, das Schwanken um mich herum auszugleichen, zu verhindern, in einen imaginären Abgrund zu stürzen.
    Natürlich hatte ich einen Arzt aufgesucht, mehr als einen, hatte den ganzen endlosen Parcours der einschlägigen Diagnoseverfahren geduldig absolviert, EKG, EEG, PET, Hör-und Gleichgewichtstests, Blut-und Urinanalysen, bis sich die Ärzte in ihrer Ratlosigkeit auf stressbedingte Durchblutungsstörungen geeinigt hatten, wohl wissend, wie wenig aussagekräftig diese Erklärung war.
    Nicht zuletzt deshalb hatte ich Urlaub genommen. Vier Wochen, um mich zu erholen, vier Wochen, um diese Angst zu vertreiben, die sich mit jedem negativen Test seltsamerweise ein wenig tiefer in mich eingegraben hatte. Und tatsächlich hatte ich weder im Urlaub oder in den Tagen danach einen Anfall gehabt. Erst heute, an diesem Tag, war der Schwindel zurückgekehrt.
    Nach wenigen Minuten war alles vorbei. Mühsam erhob ich mich. Der Raum erschien mir plötzlich unerträglich klein und unerträglich heiß. Wie das Tor zur Hölle, dachte ich. Schnell ging auch ich zum Fahrstuhl.

3 . Kapitel
    In den nächsten Tagen kam ich nicht dazu, mich um meine seltsame Krankheit oder um Bogdans Verschwinden zu kümmern. Der Simulator sollte in drei Wochen offiziell eingeweiht werden, und bis dahin gab es unendlich viel zu tun. Es verging kaum eine Stunde, in der Kowalski uns nicht antrieb. Sechszehnstündige Arbeitstage waren keine Seltenheit. Wenn es sehr spät wurde, schlief ich auf der Couch in meinem Büro.
    Ich hatte Kerstin gegenüber die 10.000 Einheiten erwähnt, die bereits programmiert waren. Aber das waren nur die autonom reagierenden Einheiten, also jene künstlichen Lebewesen, die man als simulierte Menschen bezeichnen konnte. So groß ihre Zahl auf den ersten Blick schien, für ein funktionierendes Gemeinwesen reichte sie bei weitem nicht aus. Wir hatten eine Großstadt mit mehreren hunderttausend Menschen im Blick, auch wenn nicht jeder dieser Menschen als eigenständige Einheit programmiert werden konnte, so mussten sie doch eine halbwegs glaubwürdige Erscheinung abgeben: Passanten auf der Straße, Kino-und Theaterbesucher, die Kassenaufsicht im Supermarkt, die Bedienung im Straßencafé und unzählige andere mehr. Dann gab es noch Schulen, Behörden, Geschäfte, die auszustatten waren. Wir würden notgedrungen mit einigen Notbehelfen starten. Unsere künstliche Welt musste schrittweise ausgebaut werden.
    Trotz aller Arbeit, die Geschehnisse der letzten Tage gingen mir nicht aus dem Kopf. Blinzles Tod, das Verschwinden Bogdans, das, was er kurz davor angedeutet hatte, das Geheimnis, auf das Blinzle angeblich gestoßen war.
    Es war an einem dieser bis zum Rand mit Sitzungen und Einzelgesprächen ausgefüllten Tage, dass ich mit Blinzles Tochter Samantha zusammentraf.
    Zuerst erkannte ich sie nicht. Ich hatte sie acht Jahre nicht gesehen, und aus der halbwüchsigen stets Musikhörenden oder Videofonierenden war eine Frau von Mitte Zwanzig geworden.
    Sie saß am Schreibtisch ihres Vaters. Es war früher

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