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Der Sohn des Sehers 02 - Lichtträger

Titel: Der Sohn des Sehers 02 - Lichtträger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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spürte Gefahr und drehte sich unwillkürlich um. Ein Mann sprang auf ihn zu. Curru! In der Rechten hielt er seinen Blutdolch zum Stoß erhoben. »Verräter! Der Heolin! Er gehört mir!«, brüllte er hasserfüllt. Awin war viel zu überrascht, um sich zu verteidigen. Der Messerarm sauste nieder. Awin sah die Klinge auf sich zukommen. Gleich würde sie ihn durchbohren.
Doch plötzlich tauchte jemand zwischen ihm und Curru auf, fing den tödlichen Stoß ab und riss den Angreifer im Fallen mit zu Boden. Es war Harmin. Und dann erschienen plötzlich etliche Ussar, die sich auf Curru stürzten und ihn von dem Schmied herunterzerrten. Aber der Kampf, Currus Angriff, das alles erschien Awin völlig unwirklich. Merege! Er fuhr herum. Da stand sie, ganz allein in der Mitte des Platzes, über den der Rauch der brennenden Ulme zog. Die Kariwa wankte, stolperte - und dann fiel sie.
     
    Was danach geschah, erschien Awin später wie ein Traum. Da waren Menschen, die sich um ihn kümmerten, Wela, die ihm Wasser reichte und ihn immer wieder fragte, ob er unversehrt sei - eine Frage, die er nicht beantworten konnte. Slahan war fort. Die Windskrole vergangen. Das schien sicher. Harmin war tot. Auch das hatte er verstanden. Die Ussar hatten Curru überwältigt, und man bestätigte Awin, dass sein ehemaliger Meister ihn wohl getötet hätte, wenn Harmin und die Ussar nicht gewesen wären. Aber diese Worte schienen ihm nicht allzu viel zu bedeuten. Merege war da. Es war leicht, zu glauben, dass sie tot war, denn sie lag bleich und völlig leblos auf dem weißen Pflaster, und die Heiler fühlten keinen Herzschlag mehr. Aber ihre Augen leuchteten, und das war etwas, was die Hakul nicht verstanden. Menschen kamen zu Awin und beglückwünschten ihn zu seinem großen Sieg, aber das alles nahm er nur wie durch dichten Nebel wahr. Erst als plötzlich eine junge Frau in seinen Armen lag, wieder und wieder seinen Namen flüsterte und weinte, kehrte er zurück wie aus einem Albtraum. Er strich der jungen Frau übers Haar, sah in ihr tränenüberströmtes Gesicht und erkannte sie: »Gunwa«, flüsterte er.

Epilog
    EINE BLASSE WINTERSONNE stand über der Festung. Sechs Tage waren seit der Schlacht vergangen. Awin stand auf der Mauer und blickte über das Land. Rauchschwaden zogen über die Ebene. Die Hakul waren dabei, die letzten Feuer zu löschen und ihren Aufbruch vorzubereiten. Einige zogen davon, andere kamen zur Festung, um auf ihre Anführer zu warten. In der Ferne, über den Sonnenbergen, schien ein Gewitter zu toben. Die Gipfel waren von dunklen Wolken verhüllt, und Blitze wetterleuchteten. Awin fror. Er spürte eine schwere innere Kälte, die er selbst in der hellen Sonne nicht loswurde. Er wandte sich von dem Geschehen in der Ebene ab und stieg langsam hinab in den Hof. Er wollte wenigstens dabei sein, wenn seine Stammesbrüder die Festung verließen. Auch im Hof waren die Feuer gelöscht, und die Hakul sattelten ihre Pferde. Von den Mauern und Felsen sahen ihnen einige Ussar und Viramatai zu. Der Waffenstillstand würde morgen ablaufen, und die Fürstrichterin hatte klargestellt, dass sie die Hakul keinen Tag länger in der Festung dulden würde. Schon gleich nach der Schlacht war offenbar geworden, wie schwach das von Awin geknüpfte Bündnis war. Ein starkes Wintergewitter war aufgezogen, und die Hakul hatten die Verwundeten und die befreiten Sandsklaven im Schutz der Festungsmauern versorgen wollen, aber die Viramatai hatten das schroff abgelehnt. Nur auf Vermittlung Awins hin waren wenigstens die Schwerverwundeten eingelassen worden und erst am folgenden Tag auch die Anführer der Hakul mit ihren Ehrenwachen. Es wurde
verhandelt, aber es ging nicht um Frieden oder wenigstens um eine Verlängerung des Waffenstillstandes, nein, die Viramatai wollten die Hakul so schnell wie möglich verschwinden sehen, die Hakul ihrerseits erwarteten als Dank für ihre Hilfe bei der Rückeroberung der Festung eine angemessene Belohnung, am besten in hartem Eisen. Auf diesem Ohr waren die Viramatai jedoch taub. Als die Hakul das begriffen, bestanden sie wenigstens auf eine angemessene Versorgung mit Lebensmitteln. Awin hatte der Feilscherei um Fleisch und Brotlaibe bald den Rücken gekehrt. In gewisser Weise ging ihn das nichts mehr an.
     
    Er blieb stehen und betrachtete den achteckigen Platz. Das weiße Pflaster war aufgebrochen und zerstört, wo die Kolosse aus der Erde gestiegen waren, und auch dort, wo Slahans Sandsäule gestanden hatte, aber

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