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Der Sohn des Sehers 02 - Lichtträger

Titel: Der Sohn des Sehers 02 - Lichtträger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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sogar Mahuk und Yeku wussten nicht weiter. Merege war nicht tot, aber auch nicht lebendig. Sie konnten sie am Leben erhalten, aber nicht aufwecken. Er stand oft an ihrem Lager. Sie schien nicht zu atmen, aber immer, wenn er fürchtete, dass sie nun doch gestorben war, hob sich ihre Brust wieder für einen flachen Atemzug. Es erinnerte ihn an das, was Curru einmal über die Reise des Geistes gesagt hatte: dass ein Seher versagen und den Rückweg nicht schaffen konnte. Dann blieb sein Geist in der anderen Welt oder wurde gar über den Erdkreis hinaus abgetrieben, während sein Körper einen langsamen Tod starb. War es das, was Merege bevorstand? Oder hatte Uo den größten Teil ihres Lebens mitgenommen und nur diesen schwachen Rest zurückgelassen als Strafe dafür, dass sie es gewagt hatte, ihn zu rufen? Awin wusste es nicht, und er sprach mit niemandem über das, was er auf dem Platz gesehen hatte. Er blickte auf. Er wollte seinen Kummer nicht zeigen, nicht vor Eri. »Heredhan, es ist viel geschehen zwischen uns. Es wird dauern, bis wir beide das vergessen können, oder? Und ich nehme an, dass du nicht hier bist, um mit mir über die Kariwa zu plaudern.«
    Eri klopfte sich Staub vom Gewand. »Wir haben die älteste Feindin der Hakul vernichtet, und manche billigen dir dabei
einen großen Anteil zu, Awin. Du stehst bei vielen Hakul in hohem Ansehen, doch nicht bei allen. Du solltest den Weiden der Dolche aus dem Weg gehen, wenn du jemals wieder ins Staubland kommst. Das wollte ich dir sagen.«
    »Danke«, sagte Awin knapp. Eris Bemerkung klang beinahe wie eine Drohung.
    Beide verfielen in Schweigen.
    Eri breitete schließlich in sehr übertriebener Geste die Arme aus und rief: »Ich kann den Seher und Yaman der Schwarzen Dornen also wirklich nicht überreden, mit nach Tiugar zu kommen?«
    »Du gehst nach Tiugar?«, fragte Awin mit einem Stirnrunzeln.
    »Dheryak lud mich ein, dem toten Tiudhan - und die Hüter sind meine Zeugen, dass ich vor einer Woche nicht einmal seinen Namen kannte - durch meine Anwesenheit bei seiner Beisetzung Ehre zu erweisen. Blohetan meinte, es sei im Sinne unserer beiden Stämme, wenn ich dieser Einladung folge. Er hofft sogar, dass wir diesen Waffenstillstand in einen Frieden zwischen unseren beiden Stämmen wandeln können, was ich mir fast nicht vorzustellen vermag - nicht, wenn ich sie nicht mit dem Heolin in der Hand …« Er brach den Satz ab und sagte stattdessen: »Blohetan scheint mir ein guter Ratgeber zu sein, findest du nicht?«
    »Hast du ihn deshalb fortgeschickt? Weil er ein so guter Ratgeber ist?«, fragte Awin ungehalten. Er hatte das Gefühl, dass Eri ihn auf irgendeine Art zum Besten hielt. Er wusste längst, dass Eri den Lichtstein als Beweis seiner Macht einsetzen wollte. Wenn er den Heolin in der Hand hielt, würde wohl niemand es wagen, seine Eignung als Heredhan anzuzweifeln.
    »Nun, vielleicht änderst du deine Meinung, Awin, dann weißt du, wo du mich finden kannst. Wir werden jetzt aufbrechen.«

    Eris Stimme klang gepresst. Awin musste ihn mit der Bemerkung über Blohetan irgendwie getroffen haben. Der Heredhan wandte sich ab und ging. Auf der Treppe drehte er sich noch einmal um. »Übrigens soll ich dich von Limdin und Dare fragen, ob sie noch eine Weile hierbleiben dürfen.«
    »Sie wollen nicht zurück an den Sichelsee?«, fragte Awin verwundert.
    »Ich glaube, Limdin hat ein Auge auf deine Schwester Gunwa geworfen, vielleicht auch Dare. Also sei achtsam, Yaman«, antwortete Eri kühl.
    Awin nickte und sah ihm nach. Die Aufmerksamkeit, mit der die beiden Jungkrieger seine Schwester bedachten, war ihm nicht entgangen. Vielleicht würde das Gunwa ablenken von den schlimmen Träumen, die sie jede Nacht heimsuchten. Er würde die Fürstrichterin sicher überzeugen können, dass die beiden Enkel Harmins bleiben durften. Dort unten zwischen den Bäumen hatten sie den Schmied des Fuchs-Klans begraben. Er war der erste und einzige Hakul, dem diese Ehre zuteilwurde. Die anderen ruhten irgendwo draußen in der Ebene, Hakul ebenso wie Ussar, und die Viramatai hatten ihre gefallenen Kriegerinnen zu den Totentürmen im Blendland gebracht. Awins Miene verdüsterte sich. Eri hatte den Mörder Harmins aus dem Stamm ausgestoßen. Nach Ansicht der meisten Hakul war das schlimmer als der Tod, denn so würde Curru der Weg auf die Weiden Marekets versperrt bleiben, aber Curru war zäh und verschlagen, und solange er lebte, würde er Unheil ausbrüten. Awin nahm an, dass Eri ihn

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