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Der Sohn meines Feindes

Der Sohn meines Feindes

Titel: Der Sohn meines Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: France Carol
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Die eindringlich gesprochenen Worte liessen Tomek aufblicken, direkt in Lucas Augen. Er meinte, Mitgefühl für Erwin und sogar für sich darin sehen zu können. Die Empfindungen, die Lucas Augenausdruck in ihm auslösten, beunruhigten ihn. Abrupt stand er auf, nahm seinen Teller und wollte ihn abräumen.
    „Lass nur. Ich werde das machen“, sagte Luca und hielt ihn am Arm zurück. Diese Berührung liess ihn wieder den kaum zu unterdrückenden Drang verspüren, sein Leid mit Luca zu teilen und sich Trost in dessen Armen zu holen.
    Mit einem kurzen Nicken stellte er den Teller auf den Tisch zurück und ging in sein Zimmer, wo er sich müde auf das Bett warf und mit einem Arm die Augen vor der Umwelt abschirmte. Er würde gerne endlich einmal wieder schlafen können, die letzten Nächte war er kaum dazu gekommen. Die Angst, Erwin könnte seinen letzten Atemzug ohne ihn machen, hielt ihn konstant davon ab.
    Er musste wohl wirklich eingeschlafen sein, denn plötzlich wurde er davon wach, dass neben ihm die Matratze nachgab. Er nahm den Arm von seinen Augen und erkannte Luca, der sich neben ihn gelegt hatte und ihn unverwandt ansah.
    „Was willst du hier?“, fragte Tomek missmutig.
    „Früher hast du mich immer getröstet, wenn ich traurig oder verängstigt war“, antwortete Luca schlicht.
    „Und jetzt willst du mich trösten, oder was?“ Tomeks Ton triefte vor Sarkasmus.
    „Wenn du mich lässt.“ Man konnte die Unsicherheit in Lucas Stimme deutlich heraushören.
    Einen Moment herrschte Stille, nur ihre Atemgeräusche waren zu hören. Tomek war der erste, der sich rührte. Er packte Luca und zog ihn auf seinen Körper. „Jemanden in meinem Bett getröstet habe ich vor zehn Jahren das letzte Mal, Kleiner“, sagte er mit kalter Stimme. „Wenn heutzutage ein Mann mit mir das Bett teilt, läuft es etwas anders ab.“ Während er sprach hatte er angefangen, seinen Unterleib an Lucas zu reiben. Tomek wusste, dass Luca fühlen konnte, dass er hart war. „Bist du bereit mir das zu geben? Ein Fick würde mir jetzt wirklich Erleichterung bringen und mich sogar trösten.“
    Die erschrocken aufgerissenen Augen von Luca liessen Tomek innehalten. Was tat er hier eigentlich? Warum war er plötzlich so wütend und wollte Luca hier mit seiner Anmache abschrecken? Der Kleine hatte ihm doch nur seinen Trost anbieten wollen.
    Mit einem Ruck schob er Luca unsanft vom Bett. „Geh, du hast hier drin nichts zu suchen“, knurrte er ärgerlich.
    Luca zuckte zusammen, sah ihn verletzt an und verliess das Zimmer. Zurück blieb ein Tomek, der sich für sein Tun schämte. Eine Gefühlsregung, von der er glaubte, dieser gar nicht mehr fähig zu sein.
    ***
    Seit Stunden versuchte Luca nun, endlich Schlaf zu finden und musste schliesslich einsehen, dass ihm dies nicht gelingen würde. Seine Gedanken kreisten um Tomek und um das, was in dessen Zimmer geschehen war.
    Er war zu Tomek gegangen, weil er während des Essens dessen Verzweiflung gespürt hatte. Für einen Moment hatte er wirklich geglaubt, dass Tomek seinen Trost annehmen würde, doch stattdessen war er mit blanker Wut konfrontiert worden. Das war es auch, was ihn so schockiert hatte, nicht etwa dessen Aufforderung mit ihm zu schlafen. Es war jedoch klar, dass Tomek ihn damit hatte verletzen wollen, denn er wusste ja nicht, dass Luca ebenfalls schwul war. Bis jetzt hatte es auch keine Veranlassung gegeben, seinen Stiefbruder darüber in Kenntnis zu setzen.
    Der wahre Grund jedoch, weshalb Luca nicht schlafen konnte war, dass er Tomeks Erregung gespürt hatte und er ihn anscheinend angemacht hatte. Noch beunruhigender war, dass sich Luca ebenfalls von Tomek angezogen fühlte. Hätte dieser ihn nicht so schnell von sich gestossen, wäre ihm aufgefallen, dass sich auch in Lucas Hose etwas geregt hatte. Wie hätte Tomek wohl darauf reagiert? Hätte er ihn immer noch aus dem Zimmer geworfen oder hätte er den verlangten Fick eingefordert? Und wie hätte sich Luca verhalten? Hätte er sich gewehrt?
    Wohl kaum, denn Tomek war mehr als nur attraktiv. Mit seinen schwarzen Haaren und den grauen Augen, dem grossen, muskulösen Körper und dieser undurchsichtigen Ausstrahlung entsprach er in Gänze Lucas Traumtyp. Er hatte bereits bei der Beerdigung seines Vaters bemerkt, wie Tomek auf ihn wirkte, war jedoch der Meinung gewesen, dass dieser heterosexuell sei. Als er einige Zeit später erfuhr, dass Tomek ebenfalls auf Männer stand, verspürte er einerseits Freude, andererseits aber auch

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