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Winters Herz: Roman (German Edition)

Winters Herz: Roman (German Edition)

Titel: Winters Herz: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Littlewood
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Kapitel 1
    Der Nebel verschluckte alles: Moor, Farben, Geräusche. Sogar Ben auf dem Beifahrersitz war verstummt. Die Straße war kaum mehr als ein schmales Asphaltband, das sich durch etwas schlängelte, das Cass für ein Paradies auf Erden hielt   – das sie als weit und hügelig und offen kannte, auch wenn es heute im Nebel verborgen lag.
    Cass erhaschte einen Blick auf Farne und Heidekraut, alles war welk und farblos geworden. Vor ihr führte die Straße in eine flache Senke hinab, bevor sie sich wieder in die Höhe schlängelte. Sie nahm den Fuß vom Gaspedal, und der Wagen wurde langsamer.
    »Was ist los?« Ben bewegte sich, und sie stellte fest, dass er geschlafen hatte. »Wo sind wir?«
    »Saddleworth Moor.« Cass bremste, kam zum Stehen, deutete hinab in die Senke. »Ist das nicht verrückt? Man würde denken, dass der Nebel sich da unten sammelt, aber dort ist alles frei.« Sie wandte sich ihm zu. Sein Gesichtsausdruck war verschlossen, desinteressiert. »Das solltest du dir anschauen. Bei diesem Nebel bekommst du nicht viel vom Moor zu sehen.«
    Er zuckte mit den Schultern. Mir doch egal.
    Cass umfasste wieder das Lenkrad und nahm den Fuß von der Bremse. Als der Wagen anzurollen begann, trat sie das Pedal durch.
    Ben wurde nach vorn geworfen und machte ein finsteres Gesicht. »Was soll das?«
    Cass starrte weiter in die Senke hinunter.
    Ben folgte ihrem Blick. »Da ist doch nichts.«
    Ihr Sohn hatte recht, aber Cass umklammerte das Lenkradtrotzdem noch ein bisschen fester. »Hast du’s nicht gespürt?« Sie nahm den Fuß ein wenig von der Bremse, und der Wagen rollte wieder an. »Er bewegt sich zurück.«
    Diesmal sah Ben es auch. Er setzte sich auf und blickte nach hinten in die Richtung, aus der sie gekommen waren.
    Als Cass den Fuß ganz vom Bremspedal hob, rollte der Wagen noch schneller rückwärts. Hier ging es eindeutig bergauf. »Verdammt«, sagte sie halblaut. Ihr war schwindlig. »Das hier ist ein Hügel.«
    »Wovon redest du?«
    »Davon habe ich schon mal gehört. Es ist   … ich weiß nicht, Ben   … eine Art optische Illusion. Das Ganze sieht wie eine Senke aus, ist in Wirklichkeit aber ein Hügel. Die Straße fällt nicht ab, sondern steigt an.«
    Bens Miene hellte sich auf, und Cass fühlte etwas über sich hinwegfluten. Hoffnung? Freude? Sie wusste es nicht.
    »Wow!«, sagte er.
    Sie streckte die Linke aus und rieb sein Knie. »Spür’s selbst. Ich lasse ihn rollen.«
    »Also los, Mom!«
    Cass lächelte, verringerte wieder den Druck aufs Bremspedal. Der Wagen begann zurückzurollen: erst langsam, dann schneller werdend. Plötzlich plärrte ein lautes Hupen in der Stille, zerriss die Luft und wurde dann tiefer, als etwas Dunkles an ihnen vorbeischoss. Kurz beleuchteten Scheinwerfer alles taghell; dann war der andere Wagen verschwunden.
    Cass trat erneut auf die Bremse.
    »Oh Mom«, stöhnte Ben genervt. Seine Miene war wieder so verschlossen wie bei Fahrtbeginn. Das war sie, seit Cass ihm erklärt hatte, dass sein Vater nicht mehr zurückkommen würde.
    »Sorry.« Cass blickte in den Rückspiegel, sah aber nur eine geschlossene graue Wand. Sie gab behutsam Gas, fuhr diesmal vorwärts. Trotzdem kam der Wagen nur langsam voran. Cassgab noch mehr Gas   – doch sie kamen zum Stehen. Sie atmete geräuschvoll aus.
    »Mom, jetzt lass den Unsinn!«
    Der Wagen rollte schaukelnd rückwärts. Cass bremste, beugte sich vor, hielt das Lenkrad fest und starrte auf die Straße vor ihnen. Sie hatte das Gefühl, etwas schiebe sie, aber dort vorn war nichts. Nur diese Senke. Eine runde natürliche Mulde, als sei ein riesiger Fußball auf weicher Erde aufgeschlagen.
    Sie trat das Gaspedal durch, bis der Motor aufheulte. Plötzlich war der Wagen frei und schoss davon.
    Ben gab einen aufgebrachten Laut von sich, verschränkte die Arme und wandte sich ab, um aus dem Seitenfenster zu starren.
    »Sorry«, sagte Cass. »Keine Ahnung, was das war.«
    » Du warst das.«
    »Nein   … das muss der Wind oder sonst was gewesen sein.« Cass’ Herz raste. Ihre Hände am Lenkrad waren feucht. Es hatte sich nicht wie der Wind angefühlt.
    Ihr Sohn schwieg weiter.
    Der Wagen überwand die Senke   – den Hügel , erinnerte Cass sich   –, und der Nebel umschloss sie wieder, verschluckte alle Geräusche, verschluckte die Straße bis auf einen grauen Streifen vor dem Wagen und die Grasbüschel, die ihren Rand markierten.
    Cass versuchte auszumachen, ob sie bergauf oder bergab fuhren, aber sie musste sich ganz

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