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Der Sommer der Frauen

Der Sommer der Frauen

Titel: Der Sommer der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia March
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nur eine ziemlich harte Phase durch. Du kennst doch Suzanne, sie wohnt zwei Häuser weiter. Ihre Mutter hat Brustkrebs und hatte genau die gleiche Infektion wie Lolly. Sie hat es überstanden. Sie musste danach noch drei Runden Chemotherapie über sich ergehen lassen.»
    «Aber meine Mom wird sterben», flüsterte Kat. «Vielleicht nicht nächste Woche oder nächsten Monat, aber die Ärzte sagen, ich soll mich auf einen Zeitraum von drei Monaten gefasst machen.»
    Isabel schloss die Augen. «Gott, wie soll man denn so eine Aussage akzeptieren?»
    «Uns bleibt nichts anderes übrig.» June traten die Tränen in die Augen.
    Isabel drückte die Hand ihrer Schwester. «Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, morgens hier aufzuwachen, ohne Lolly auf den Fluren, in der Küche, auf der Veranda. Lolly und dieser Ort gehören einfach zusammen.»
    Kat sah Isabel an. «Und du? Wirst du denn weiter jeden Morgen hier aufwachen?»
    «Ja. Wenn du es erlaubst? Ich glaube, ich möchte nichts lieber, als hier zu leben und die Pension zu führen. Ich finde es wunderbar hier. Alles. Ist das nicht unglaublich? Derselbe Ort, von dem ich mit achtzehn nicht schnell genug wegkommen konnte, derselbe Ort, an den man mich zweimal im Jahr zu den Feiertagen fast an den Haaren zerren musste, ist plötzlich mein Refugium geworden. Ich liebe den Kontakt zu den Gästen, die Zusammenarbeit mit den Tourismusverbänden. Sogar das Putzen macht mir Spaß.»
    «Das bedeutet sehr viel für mich», sagte Kat. «Eigentlich bedeutet es alles. Es bedeutet, dass ich das Three Captains’ Inn verlassen kann, ohne mich sorgen zu müssen oder einen Geschäftsführer einzustellen. Ich glaube nicht, dass das in Lollys Sinne wäre – einen Fremden ins Haus zu holen. Und verkaufen würden wir die Pension ja wohl nie, oder?»
    «Also, das liegt letztendlich bei dir», sagte June. «Aber ich würde nicht wollen, dass du verkaufst. Ich weiß zwar, dass ich euch keine große Hilfe bin, aber ich liebe dieses Haus auch, und ich helfe euch, wann immer die Buchhandlung es zulässt.»
    «Nein, das wäre eine gemeinsame Entscheidung», sagte Kat mit Nachdruck. «Selbst wenn Lolly die Pension nur mir allein vermachen würde, und das wage ich zu bezweifeln, würde ich ohne eure Zustimmung nichts entscheiden. Dieser Ort ist unser gemeinsames Zuhause.»
    Unser Zuhause. Der Klang gefiel Isabel.

[zur Inhaltsübersicht]
     20. June
    M eine Großtante kommt vielleicht bald in den Himmel», sagte Charlie zu Eleanor und Steven, als er ihnen am Montagnachmittag Happys Hundehütte präsentierte. «Deswegen darf Happy auch im Haus schlafen. Manchmal schläft er bei mir, aber wenn ich ihn suchen muss, dann liegt er oft bei Tante Lolly. Obwohl er von ihr gar keine Leckerlis bekommt.»
    «Tja, dann muss er deine Tante Lolly wohl wirklich mögen», sagte Eleanor, die Augen voller Mitgefühl.
    «Wollt ihr mal seine Kunststücke sehen?», fragte Charlie. «Der Freund von meiner Tante Isabel ist Tierarzt, der hat ihm jede Menge beigebracht. Happy, gib Pfötchen!»
    Happy tat wie befohlen und erntete von Charlies Großeltern herzlichen Applaus. Nach ein paar weiteren Kunststücken gingen sie zusammen hinein in den Aufenthaltsraum, wo Kaffee, Limonade und der Kuchen, den Kat extra für den Anlass gebacken hatte, warteten. Die Smiths hatten als Gäste des Hauses im Rotkehlchenzimmer übernachtet und waren fürstlich umsorgt worden. Isabels irisches Frühstück, das sie mit Entzücken auf der Karte entdeckt hatten. Kats Scones. Charlies fröhliches Geplapper und seine Zuneigung. Und ein herzliches Willkommen von Lolly, die von Kat für einen kurzen Augenblick in den Garten gerollt worden war. June, Charlie und die Smiths hatten den Tag in der Stadt verbracht, auf einem Ausflugsboot in der Bucht zu Mittag gegessen und in dem herrlichen botanischen Garten einen Spaziergang gemacht. Gegen sieben war es dunkel geworden, und nach einer letzten Tasse Kaffee, herzlichen Umarmungen und dem festen Vorsatz, sie in ein paar Wochen besuchen zu kommen, hatten sie sich von den Smiths verabschiedet.
    Isabel und Charlie saßen im Aufenthaltsraum und spielten
Vier gewinnt
, und June ging zu Lollys Zimmer am Ende des Flurs, klopfte an und schaute zur Tür hinein. Lolly lag im Bett und betrachtete ein Fotoalbum, das auf ihrem Schoß lag. Happy hatte es sich am Fußende bequem gemacht, eine Pfote auf Lollys Bein. In dem gepolsterten Besuchersessel saß Pearl und strickte. Jedes Mal, wenn June ihre Tante in dem

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