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Auf den Wogen des Glücks

Auf den Wogen des Glücks

Titel: Auf den Wogen des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kit Garland
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Prolog
     
    Nordatlantik, vor der Küste Teneriffas
    Juli 1850, Mitternacht
     
    »In shaa Al-aah, Ramzi, ich habe das Juwel.« Der Beduine verzog sein Gesicht zu einem gekünstelten Lächeln, das seine langen Zähne entblößte. Er streckte seine Hand aus, in der ein gewaltiger gelber Edelstein lag, der ungefähr so groß war wie ein Goldbröcken, aber spielend das Doppelte wog. Kanonenfeuer erschütterte die East Indiaman, bevor sie sich mit einem schweren Seufzer zur Seite neigte, was den Beduinen schwanken und nach der Reling greifen ließ.
    Aus den Tiefen seiner Mantelfalten kam Ramzis Hand zum Vorschein, die in einem schwarzen Handschuh steckte.
    »Gib ihn mir, Khalid.«
    Khalid dachte nicht einmal daran zu zögern.
    Ramzi hob das Juwel empor und hielt es gegen das Licht der lodernden Brände, die auf dem Kriegsschiff wüteten. Schmer-zensschreie gellten durch die Nacht, Pistolenschüsse übertönten die Aufschreie der britischen Matrosen, die von den überraschend angreifenden Piraten jäh aus dem Schlaf gerissen worden waren. Der Gestank des Todes hing in der tropischen Luft. Ramzi hatte sich mit den Füßen gegen die Neigung des Schiffes gestemmt und drehte und wendete den Edelstein, um das Lichtspiel der lupenreinen gelben Facetten genau zu studieren.
    »Das Katzenauge«, raunte Khalid und fasste sich mit zitternder Hand ehrfürchtig an die Stirn.
    »Nein«, entgegnete Ramzi und drückte Khalid den Edelstein unwirsch in die Hand. »Das ist nicht der Grund, warum wir gekommen sind.«
    »Aber...«
    Ramzis eindringlicher Blick brachte den Beduinen sofort zum Schweigen. »Verglichen mit dem Katzenauge ist dieses Juwel wertlos. Aber verlass dich darauf, ich werde es schon noch finden.« Mit einem Handzeichen entließ er Khalid und machte sich auf in Richtung Kajüte. Leichen und Sterbende pflasterten seinen Weg, aber er würdigte weder die Briten noch seine eigenen Männer eines Blickes. Blut sickerte in die Planken und beschmutzte seine Stiefel, als er achtlos über Tote und Verletzte hinwegstieg. Schwankenden Schrittes nahm er die Stufen zur Kajüte, wandte sich um und sah sich einem britischen Jüngling gegenüber. In der einen Hand hielt er ein Entermesser, in der anderen eine Pistole. Der Junge strauchelte, versuchte verzweifelt Halt zu finden.
    »Stehen bleiben!«, schrie er. Bevor er aber auch nur imstande war, noch einmal Luft zu holen, hatte Ramzi ihn beim Hemd gepackt und unwirsch gegen die Wand gedrückt. Er hielt ihm die scharfe Spitze seiner Machete an den zuckenden Adamsapfel.
    »Das Katzenauge«, zischte Ramzi. »Wo ist es?«
    Der Junge erschlaffte und ließ seine Waffen fallen. Er wurde blass wie der Wintermond, seine Augen quollen hervor. »Ich ... ich bin nur ein Matrosengehilfe. Ich weiß nichts über die Fracht. Bitte, töten Sie mich nicht!«
    »Wir, die Krieger der El Sahib, quieken nicht wie Schweine, wenn wir sterben«, spottete Ramzi. Mit einer kaum wahrnehmbaren Drehung seines Handgelenks, bohrte sich die Klinge tief in die Haut des Jungen. Ramzi konnte seine Todesangst riechen-sie hing so dick in der Luft wie der Schwefelgeruch. Wieder einmal wurden Ramzis Lenden von einem altbekannten Feuer ergriffen. Ein delikater Schmerz, der nur durch Opium gelindert werden konnte, breitete sich allmählich aus.
    »Ihr bedauernswerten Engländer werdet es niemals lernen, mit Anstand zu sterben.« Ramzi zog eine Augenbraue hoch, als der Junge dem Tode ins Gesicht sah und schaute zu, wie das Blut aus dessen noch so jungen Hals auf die Klinge der Machete sickerte. »Was ist schon das Leben eines weiteren Engländers gegen das, was ihr uns - was ihr mir - angetan habt?«
    So mühelos, wie die Klinge in das Fleisch des Jungen eingedrungen war, glitt sie auch wieder heraus. Als der Leichnam des Jungen auf den Boden glitt, lief Ramzi bereits an den Kajüten vorbei und stieß eine Kabinentür nach der anderen auf. In der hintersten Kajüte in einer tiefen Seemannskiste unter Wolldecken versteckt, fand er, wonach er gesucht hatte.
    Wieder an Deck blickte Ramzi in den Himmel, der jetzt durch das Kanonenfeuer eines nahenden Schiffes zu explodieren schien.
    »Verdammte spanische Piraten«, zischte er, als die Breitseite der East Indiaman getroffen wurde. Durch die Explosion brach das Schiff entzwei, und die eine Hälfte tauchte vornüber ins Meer hinab. Zerborstene Masten fielen vom Himmel, Rauchschwaden stiegen in die Höhe.
    Mühsam kletterte Ramzi mit seiner Beute über Leichen und Trümmer, und noch

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