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Der Sommerfaenger

Titel: Der Sommerfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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eigenen Pulsschlag in seinen Fingerkuppen gefühlt hatte.
    Er beugte sich über das Mädchen, um zu hören, ob sie noch atmete, aber da war nichts. Als Letztes überwand er sich und hob behutsam ihre Lider an. Ihr Blick war ohne Ausdruck und ging durch ihn hindurch, als wäre er auf etwas gerichtet, das sich hinter seinem Rücken befand.
    Einige Sekunden hockte Luke da, ohne sich zu regen. Vom Magen aus kroch das Begreifen in ihm hoch und lähmte seine Glieder. Sein Unterbewusstsein hatte gleich zu Anfang etwas gespeichert, doch sein Gehirn hatte sich geweigert, es wahrzunehmen.
    Bis jetzt.
    Langsam und mit unendlicher Mühe wandte er den Kopf.
    Auf dem Spiegel über dem Waschbecken stand, mit rotem Lippenstift flüchtig hingeschrieben, eine Mitteilung:
    NUMMER ZWEI .
    Daneben befand sich ein Smiley.
    Luke brauchte die Farbe des Lippenstifts nicht mit der auf den Lippen des Mädchens zu vergleichen. Er wusste, dass es dieselbe war. Der Mörder musste den Lippenstift mitgenommen haben, denn er lag nirgendwo.
    Die Mitteilung war eindeutig und sie war an Luke gerichtet, da gab es keinen Zweifel. Sie hatten ihn die ganze Zeit im Auge behalten. Zu jeder Stunde des Tages waren sie über jeden seiner Schritte informiert gewesen.
    Dieses Mädchen hatte seinetwegen sterben müssen.
    »Es tut mir so leid«, flüsterte Luke. »Oh, mein Gott, es tut mir so leid.«
    Er gab sich einen Ruck und stand auf, um zu packen. Die Geschenke für die Kleine und das Geld für zwei Übernachtungen legte er auf den Tisch. Er hatte den Betrag großzügig aufgerundet, weil er sich nicht nur Hals über Kopf davonmachte, sondern sich auch erbärmlich schuldig fühlte.
    Er hatte den Tod hierhergebracht.
    Kristofs krankes Katz-und-Maus-Spiel hatte die zweite Phase erreicht.
    *
    Der Anruf der Kriminalpolizei Hildesheim erreichte Bert, als er gerade seine Tasche packte, um nach Hause zu fahren. In einem Ferienapartment nahe der Altstadt Hildesheims hatte man eine Tote gefunden, die offensichtlich einem Verbrechen zum Opfer gefallen war.
    »Die Begleitumstände sind reichlich sonderbar«, erklärte der Kollege, der sich als Karsten Spengler vorgestellt hatte. »Der Gast, der dieses Apartment seit Samstag bewohnt hat, ein junger Mann, ist auf und davon. Er war es aber, der der Vermieterin den Hinweis gegeben hat. Telefonisch.«
    Bert hörte aufmerksam zu. Bei der Erwähnung des jungen Mannes fing seine Kopfhaut an zu kribbeln und er presste den Hörer ans Ohr.
    »Sein Name ist … äh … Moment … Markus oder Marten Haller. Die Vermieterin wusste es nicht genau. Sie vermietet noch nicht lange und hat ihn kein Anmeldeformular ausfüllen lassen. Er war ihr ganz überraschend von ihrer Tante geschickt worden, die ein paar Häuser weiter eine Pension betreibt.«
    Der Stimme nach war der Kollege um die fünfzig und er war Raucher. Bert hörte im Hintergrund das Schnappen eines Feuerzeugs und dann ein tiefes Inhalieren. Völlig unerwartet meldete sich bei ihm die Lust auf eine Zigarette. Er versuchte, sich zu konzentrieren, und notierte sich ein paar Fakten.
    Markus oder Marten Haller. Die Namen sagten ihm nichts.
    Karsten Spengler nahm noch einen Zug von seiner Zigarette, seinem Zigarillo oder was immer er da rauchen mochte, und fuhr dann mit seinem Bericht fort.
    »Bei der Toten handelt es sich um eine junge Frau, Lisa Darwisius, zweiundzwanzig Jahre alt. Sie hat in Hildesheim Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus studiert und als Babysitterin für die Familie gejobbt, der das Ferienapartment gehört. Wenn Not am Mann war, hat sie auch schon mal beim Putzen geholfen, so wie heute.«
    Spengler seufzte bedauernd.
    »Hätte sie das mal besser gelassen.«
    »Wie ist sie gestorben?«, fragte Bert.
    »Ihr Körper weist zahlreiche Stichwunden auf und sie hat viel Blut verloren. Sie wird morgen in der Gerichtsmedizin in Hannover obduziert. Dann werden wir es genau wissen.«
    Wieder zog Spengler an seiner Zigarette. Bert wünschte, er hätte sie bald fertig geraucht. Er steckte sich das Ende seines Kugelschreibers in den Mund und kaute darauf herum. Ein schäbiger Ersatz, aber manchmal funktionierte es.
    »Warum ich mich bei Ihnen melde«, kam Spengler endlich zur Sache. »Dieser Haller hat uns über die Vermieterin ausrichten lassen, der Täter sei derselbe, der einen gewissen Albert … äh … warten Sie …«
    Bert zuckte zusammen.
    »… ah ja, Albert Kluth in Köln ermordet habe. Und wenn meine Informationen stimmen, arbeiten Sie an diesem

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