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Der Sommerfaenger

Titel: Der Sommerfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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Fall.«
    »Das ist richtig.«
    Bert hatte Mühe, seine Stimme zu kontrollieren. Nur mit Mühe konnte er sich das Ausmaß dieser Mitteilung vorstellen.
    »Die Tote saß auf dem Bidet. Sie war komplett angezogen, hatte lediglich einen Schuh verloren. Die Tatwaffe lag auf ihrem Schoß. Ihr Mund war seltsam geschminkt, höchst intensiv, mit einem breiten, kräftigen Strich, fast so, als hätte ihr jemand ein Clownsgrinsen aufmalen wollen. Und mit vermutlich demselben Lippenstift hat offenbar der Mörder eine Nachricht auf dem Badezimmerspiegel hinterlassen: Nummer zwei. «
    »Nummer zwei?«
    »Daneben hat er ein Smiley gezeichnet.«
    »Ein Smiley …«
    Bert sah ein lippenstiftrotes Smiley vor sich, das in den Raum grinste, in dem eine tote Studentin auf einem Bidet saß. Er fing an zu frieren.
    »Was ist mit Fingerabdrücken?«, fragte er.
    »Dutzende. Wir müssen die Ergebnisse der Spurensicherung abwarten.«
    Bert merkte, wie sich seine Finger, die den Hörer hielten, verkrampften. Er wechselte ihn in die andere Hand.
    »Was halten Sie davon?«, fragte Spengler.
    Bert erläuterte ihm die Hintergründe des Falls Albert Kluth und informierte ihn über den Stand der Ermittlungen.
    »Sie glauben also, dieser Haller könnte identisch sein mit Lukas Tadikken?«, fragte Spengler, nachdem er sich Berts Ausführungen angehört hatte, ohne ihn zu unterbrechen. Er zündete sich wieder eine Zigarette an. Bert konnte den Rauch fast riechen.
    »Ja.«
    »Aber angenommen, er hat diesen …«
    »Albert Kluth«, half Bert aus.
    »Richtig, Albert Kluth. Angenommen, er hat ihn getötet und ist verschwunden, und weiter angenommen, er hat auch Lisa Darwisius getötet – warum sollte er der Polizei mitteilen, dass die beiden Morde zusammenhängen? Wieso sollte er uns auf seine Spur bringen?«
    »Es könnte ein Spiel sein«, erwiderte Bert nachdenklich. »Vielleicht will er uns aber auch herausfordern. Oder er brüstet sich mit seinen Taten. Da gibt es doch jede Menge Möglichkeiten.«
    »Ein Serientäter also.«
    »Sieht danach aus.«
    »Halten Sie Lukas Tadikken für den Mörder seines Freundes?«
    »Dazu kann ich noch nichts sagen.«
    Bert hatte den Bericht der Spurensicherung vor wenigen Minuten auf den Schreibtisch bekommen.
    »Es gibt eine Reihe von Fingerabdrücken. Die meisten jedoch stammen vom Opfer und – allem Anschein nach – von Lukas Tadikken. Was ja zu erwarten war bei zwei Menschen, die sich eine Wohnung teilen. Abgesehen von diesen Fingerabdrücken war das Zimmer Lukas Tadikkens ungewöhnlich sauber und penibel aufgeräumt und lieferte uns keinerlei Hinweise auf seinen Bewohner.«
    »Und die Befragungen?«
    »Die haben noch nichts Verwertbares ergeben. Anscheinend hat ihn niemand wirklich gekannt, nicht einmal seine Freundin. Sie hat seine Wohnung in vier Monaten kein einziges Mal betreten.«
    Bert warf einen Blick auf seine Pinnwand. Die ersten Zettel und Fotos hatten sich darauf angesammelt, aber sie erzählten allenfalls den Anfang einer Geschichte.
    »Es ist, als wäre er mit einer Maske durch die Welt gelaufen«, fuhr er fort. »Er hat so gut wie nichts von sich preisgegeben.«
    »Tun wir das nicht alle? Unser Gesicht verstecken?«
    »So konsequent? Es würde mich nicht wundern, wenn wir feststellten, dass die Fingerabdrücke, die wir im Moment noch Lukas Tadikken zuschreiben, gar nicht von ihm stammen. Dass möglicherweise gar nicht er in diesem Zimmer und dieser Wohnung gelebt hat. Aber er ist der bisher einzige Tatverdächtige. Sämtliche anderen Spuren führten ins Leere.«
    »Was ist mit seiner Familie?«
    »Wir haben noch keine ausfindig machen können.«
    »Freunde?«
    »Gab es anscheinend nicht. Aber natürlich stehen wir noch am Anfang unserer Ermittlungen.«
    »Hmm.«
    »Was mich am meisten irritiert«, sagte Bert, »ist das Smiley. Das hat etwas so unvorstellbar Perfides, dass es einem kalt den Rücken runterläuft.«
    »Als wollte er uns verhöhnen«, stimmte Spengler zu. »Oder das Opfer.«
    Für eine Weile schwiegen sie und Bert hörte Spengler beim Rauchen zu.
    »Nummer zwei«, sagte er dann. »Warum gibt es keine Nummer eins? Wieso bei Albert Kluth keine Nachricht und kein Smiley?«
    »Das habe ich mich auch gerade gefragt.«
    »Weil beim ersten Mord noch kein zweiter geplant war«, überlegte Bert. »Erst recht keine Serie. Doch das hat sich jetzt geändert. Es wird weitergehen.«
    Spengler gab einen Laut von sich, der wie Zustimmung klang.
    Es würde weitergehen, weiter und weiter.
    *
    In dieser

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