Der sterbende Detektiv - Roman
meiner normalen Anzüge tragen dürfte, dann würde ich das auch sehr zu schätzen wissen.«
»Das dürfte kein Problem sein«, meinte Matilda. »Jedenfalls jetzt nicht mehr, wo er Sie schon mal gesehen hat. Ich
glaube, das wird ihm gar nicht mal auffallen. Sie haben die Rolle gewissermaßen bereits eingeführt.«
»Ausgezeichnet«, sagte Johansson.
»Darf ich ihm jetzt die Augen auskratzen?«
»Das schaffe ich auch sehr gut alleine«, meinte Johansson. »Ich wollte Sie aber noch bitten, mir bei einer weiteren Kleinigkeit zu helfen. Wenn Sie mir eine Vergrößerung dieses Fotos besorgen könnten«, sagte er und reichte ihr das Foto von Yasmine, das er den Ermittlungsakten entnommen hatte.
Am Donnerstagvormittag rief ihn sein Schwager an und fragte, ob er noch etwas für ihn tun könne.
»Wir haben ja schon seit ein paar Tagen nichts mehr voneinander gehört, und ich deute dein Schweigen so, dass du alle Informationen über Margaretha Sagerlied und ihre Verwandten bekommen hast, die dir wichtig waren.«
»Ich bin hochzufrieden«, meinte Johansson. »Jetzt erwarte ich nur noch deine Rechnung.« Das wolltest du doch nur hören, dachte er.
»Ich habe sie mir gestern Abend übrigens angehört, also Margaretha Sagerlied. Ich habe sogar noch eine alte Langspielplatte gefunden, auf der sie die Tosca singt, unter anderem mit Sigurd Björling. Er singt den Scarpia, ein ganz phänomenaler Bariton, aber die Sagerlied ist auch nicht schlecht. Eine beachtliche Stimme, die Gute. Die Rolle scheint außerdem wie für sie gemacht gewesen zu sein«, sagte Alf, der Opernliebhaber war.
»Du hast Schallplatten von ihr?«, fragte Johansson, der plötzlich eine Idee hatte. Ein Detail natürlich nur, aber einen Versuch ist es wert, dachte er.
»Die eine oder andere habe ich sicher«, erwiderte sein Schwager mit seiner üblichen Bescheidenheit.
»Ich würde gerne ein paar davon ausleihen, also Platten
mit der Sagerlied. Ich würde sie mir gerne anhören«, sagte Johansson.
»Kein Problem«, meinte Alf, dem es schwerfiel, sein Erstaunen zu verbergen. »Hast du irgendwelche besonderen Wünsche?«
»Ich hätte gerne, dass sie auf der Plattenhülle abgebildet ist«, meinte Johansson. Was es ist, ist scheißegal, dachte er. Es klingt ohnehin alles gleich.
»In diesem Fall würde ich Tosca vorschlagen«, meinte Alf. »Auf der Plattenhülle ist ein sehr ansprechendes Foto von Margaretha Sagerlied. Außerdem könnte es im Hinblick auf deine frühere Tätigkeit recht passend sein, Schwager.«
»Wieso das?«, fragte Johansson.
»Scarpia ist Polizist«, sagte Alf. »Wirklich kein netter Polizist, das kann ich dir versichern, aber Sigurd Björling singt ihn ganz wunderbar.«
»Ausgezeichnet«, sagte Johansson. »Schick mir die Platte per Boten und setz den dann mit auf die Rechnung. Ich bin dir sehr zu Dank verpflichtet.« Kein netter Polizist, dachte Johansson.
Am Nachmittag rief er Mats Eriksson an und teilte ihm mit, dass er an der Besprechung mit Staffan Nilsson nicht teilnehmen müsse, dass er dies Nilsson nicht erzählen solle, sondern einfach unsichtbar bleiben solle, wenn Nilsson im Büro erscheine. Außerdem wolle er Nilsson im Büro seines Bruders treffen. Mats Eriksson hatte keinerlei Einwände.
»Kein Problem«, sagte Mats. »Kann ich sonst noch was tun?«
»Dieser alte Plattenspieler, also Everts alter, steht der immer noch in seinem Büro?«
»Natürlich«, sagte Mats. »Damit spielt er mir und den anderen Mitarbeitern immer alte Schlager vor, wenn wir in der
Firma was zu feiern haben. Corina, Corina, Tell Laura I love her, Red sails in the sunset, du weißt schon.«
Na dann, dachte Lars Martin Johansson, als Max und er bereits gegen acht Uhr morgens in Everts Büro eintrafen, um die letzten Vorbereitungen zu treffen, ehe ein vollkommen ahnungsloser Staffan Nilsson das Büro betrat, mit der Absicht, einen reichen, gutgläubigen Bauern aus Norrland um eine größere Summe zu prellen.
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Freitag, 27. August 2010
Um die letzten Vorbereitungen hatte er sich selbst gekümmert. Die Plattenhülle mit dem Foto Margaretha Sagerlieds lag deutlich sichtbar auf dem großen Schreibtisch seines Bruders. Der Stuhl, auf dem Nilsson sitzen sollte, während er mit ihm sprach und ihn hoffentlich von dem überzeugte, was für ihn am besten war, stand sorgfältig platziert und nach dem dritten Versuch im richtigen Winkel. Sein treuer Mitarbeiter Max saß bereits hinter der geschlossenen Tür zum Nachbarzimmer. Für den Fall,
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