Der sterbende Detektiv - Roman
von der kleinen Yasmine«, sagte Johansson. »Sie war neun Jahre alt, als Sie sie vergewaltigten und im Schlafzimmer Ihrer Tante in ihrem Haus in Äppelviken mit einem Kissen erstickten. Das war im Übrigen am Freitag, den 14. Juni 1985. Sie sollten sich um das Haus Ihrer Tante kümmern und ihre Blumen gießen, während diese auf dem Land war, als Yasmine an der Tür klingelte. Sie brauchte ein Telefon, um ihre Eltern anzurufen. Sie kannte Sie ja bereits. Sie hatten sie einige Male getroffen, als Sie bei Ihrer Tante zu Besuch gewesen waren.«
»Das darf doch wohl nicht wahr sein«, sagte Staffan und stand abrupt auf. »Davon ist kein einziges Wort wahr. Wer hat Ihnen diese groteske Geschichte weisgemacht?«
»Auf die bin ich ganz von selbst gekommen«, sagte Johansson. »Mittlerweile hatte ich auch noch Gelegenheit, Ihre DNA mit dem Sperma zu vergleichen, das auf Yasmines Leiche sichergestellt wurde. Die Frage Ihrer Schuld oder Unschuld brauchen wir also nicht weiter zu diskutieren.«
»Offenbar habe ich es hier mit einem Irren zu tun, einem verrückten Privatermittler. Was Sie jetzt sagen, ist strafbar. Das ist üble Nachrede, und ich werde keinen Augenblick zögern …«
»Halten Sie den Mund und setzen Sie sich, sonst schlage
ich Sie tot«, sagte Johansson und warf ihm einen Blick zu, der keinen Widerspruch duldete. »Durch diese Tür zu verschwinden, können Sie auch vergessen, die ist abgeschlossen. Falls Sie die Polizei rufen wollen, kann ich Sie daran nicht hindern, aber ich würde Ihnen davon abraten. Es sei denn, Sie wollen sich schon heute Abend in den Schlagzeilen wiederfinden. Falls es Sie beruhigt, so sind Sie auch keinem verrückten Privatermittler in die Hände gefallen. Ich bin zwar in Rente, aber ich habe mein ganzes Leben als Polizist gearbeitet. Vor meiner Pensionierung war ich Kriminaldirektor und Chef des Reichskriminalamts. Und falls Sie das tröstet: Mir sind im Laufe der Jahre bedauerlicherweise hunderte von Leuten wie Sie begegnet.«
»Kein Wort, kein Wort von dem, was Sie da behaupten, ist wahr«, sagte Staffan Nilsson. Seine Stimme war deutlich verändert, gepresst, heiser, als bekäme er kaum noch Luft. Sein Blick irrte im Zimmer herum und berührte alles außer Johansson.
»Mir ist klar, dass Sie außer sich vor Angst sind«, sagte Johansson. »Mir wäre auch nicht sonderlich wohl in meiner Haut, wenn ich Joseph Simons Tochter vergewaltigt und ermordet hätte. Falls irgendetwas Ihre Nachtruhe in all den Jahren gestört hat, dann vermutlich er. Yasmines Papa, alle seine hundert Milliarden und die Gewissheit, was er und seine Mitarbeiter mit Ihnen machen würden, wenn sie Sie fänden.«
»Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden«, sagte Staffan Nilsson, obwohl seine Augen etwas ganz anderes sagten.
»Lügen Sie nicht«, sagte Johansson. »Außerdem will ich, dass Sie jetzt zwei Minuten lang den Mund halten und sich mein Angebot anhören. Hören Sie genau zu. So was bezeichnet man als ein Once-in-a-lifetime-Angebot. Und Sie können es sich nicht leisten, dieses Angebot auszuschlagen.«
Wenn er nur nicht in die Hosen macht, dachte Johansson. Jetzt hing er förmlich im Stuhl, vornübergebeugter Kopf, wirkte plötzlich vollkommend abwesend.
»Ich habe Yasmines Vater vor ein paar Tagen getroffen«, sagte Johansson. »Er wollte, dass ich Sie an ihn verkaufe. Ich habe abgelehnt, er weiß also immer noch nicht, wer Sie sind. Ich erklärte ihm, dass ich erst mit Ihnen sprechen und Ihnen die Chance geben wolle, Ihre Strafe auf sich zu nehmen. Dass Sie zur Polizei gehen und klar Schiff machen. Von den ganzen kleinen Mädchen erzählen, mit denen Sie geschlafen haben, die Sie vergewaltigt oder betäubt haben, bevor Sie Sex mit ihnen hatten. Von allen denen, die Sie einfach nur bezahlen mussten, um mit ihnen zu schlafen. Ich bin mir sicher, dass das für eine Gefängnisstrafe im zweistelligen Bereich reichen dürfte. Sonst könnten Sie auch einfach sagen, dass Sie Ihre Mutter ermordet haben. Dieser Mord ist ja praktischerweise im Unterschied zu dem, was Sie Yasmine angetan haben, noch nicht verjährt.«
»Ich habe meine Mutter nicht ermordet! Das hier ist vollkommen wahnsinnig!«
»Ich glaube auch gar nicht, dass Sie sie ermordet haben«, sagte Johansson. »Ich bin mir sogar recht sicher, dass sie sich das Leben genommen hat, und zwar als sie begriff, was Sie mit Yasmine gemacht hatten. Ich bin aber trotzdem überzeugt, dass ein Gericht Sie wegen Mordes verurteilen würde, wenn Sie
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