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Der sterbende König (German Edition)

Der sterbende König (German Edition)

Titel: Der sterbende König (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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langsam und stetig, mit enggeschlossener Schildreihe.
    Irgendwer in unseren Reihen begann zu singen. Es war ein Christenlied, vielleicht ein Psalm, und die meisten meiner Männer fielen in die Melodie ein, die mich an meinen ältesten Sohn denken ließ, und daran, was für ein schlechter Vater ich war, und ich fragte mich, ob er stolz auf meinen Tod in der Schlacht sein würde. Die Dänen schlugen Klingen und Speerschäfte an ihre Schilde. Die meisten dieser Schilde waren angebrochen, von Axthieben gezeichnet, gesplittert. Die Männer waren mit Blut beschmiert, mit dem Blut ihrer Widersacher. Die Schlacht am frühen Morgen. Ich war abgekämpft, und als ich zu den Regenwolken hinaufsah, dachte ich, was für ein schlechter Platz zum Sterben dies war. Aber wir suchen uns unseren Tod nicht aus. Das tun die Nornen am Fuße von Yggdrasil, und ich stellte mir eine der drei Schicksalsfrauen vor, die ihre Schere schon zu meinem Lebensfaden gehoben hatte. Sie war kurz davor, ihn abzuschneiden, und alles, worauf es jetzt noch ankam, war, dass ich mein Schwert fest in der Hand behielt, damit mich die geflügelten Frauen in die Festhalle von Walhall tragen würden.
    Ich beobachtete die brüllenden Dänen vor uns. Ich hörte sie nicht, obwohl ich sie nicht weit vor mir hatte, doch erneut war die Welt in eine merkwürdige Stille gehüllt. Ein Reiher tauchte aus dem Nebel auf und flog über uns hinweg, und ich hörte ganz deutlich den schweren Schlag seiner Flügel, aber die Beleidigungen meiner Feinde hörte ich nicht. Suche dir festen Stand, lass deinen Schild überlappen, behalte die gegnerische Klinge im Blick, sei bereit zum Gegenschlag. Meine rechte Hüfte schmerzte, das spürte ich erst jetzt. War ich verwundet? Ich wagte nicht hinzusehen, weil die Dänen nun dicht vor uns waren, und ich beobachtete die zwei Speerspitzen vor mir, weil ich wusste, dass sie sich in die rechte Seite meines Schildes bohren würden, um ihn zurückzuschnellen zu lassen, sodass mich Sigurd von links angreifen konnte. Ich begegnete Sigurds Blick, und wir starrten uns an, und dann kamen die Speere.
    Sie schleuderten Dutzende von Speeren aus ihren hinteren Reihen, wuchtige Speere, die einen Bogen über ihren vordersten Reihen beschrieben und schwer auf unsere Schilde trafen. In diesem Augenblick muss sich ein Mann in der vordersten Linie ducken und sich mit seinem Schild schützen, und als die Dänen sahen, dass wir uns duckten, griffen sie an. «Los!», rief ich. Mein Schild wurde von zwei steckengebliebenen Speeren beschwert. Meine Männer brüllten vor Grimm, und die Dänen stießen in unsere Linie vor, kreischten ihre Kampfrufe, hackten mit ihren Äxten auf uns ein, wir drängten sie zurück, und die beiden Kampflinien verschmolzen zu einer wogenden Reihe. Entscheidend war, welche Seite die andere zurückschieben konnte, aber wir standen nur drei Reihen tief, und die Dänen hatten zumindest sechs, und sie drängten uns zurück. Ich versuchte, Wespenstachel nach vorn zu stoßen, und die Klinge traf einen Schild. Sigurd versuchte, zu mir zu kommen, schreiend und brüllend, aber der Strom von Männern trug ihn weg von mir. Ein Däne mit aufgerissenem Mund und bluttriefendem Bart ließ die Axt auf Finans Schild niederfahren, und ich wollte Wespenstachel über den Rand meines eigenen Schildes in sein Gesicht rammen, aber eine andere Klinge lenkte meine ab. Wir wurden immer weiter zurückgedrängt, die Gegner standen so dicht vor uns, dass wir das Ale in ihrem Atem rochen. Und dann erfolgte der nächste Angriff.
    Er kam von unserer Linken, von Süden, Reiter mit erhobenen Speeren galoppierten unter einem Drachenbanner die Römerstraße herauf. Reiter kamen aus dem Nebel, Reiter, die ihre Herausforderung brüllten, als sie die hinteren Ränge des Gegners angriffen. «Wessex!», riefen sie, «Edward und Wessex!» Ich sah die dichtgedrängten dänischen Reihen unter dem Anprall wanken, und die zweite Reihe der Reiter hatte Schwerter, mit denen sie auf den Feind einhieb, und dieser Feind sah noch mehr Reiter kommen, Reiter mit schimmernden Rüstungen im Morgenlicht, und die neuen Flaggen zeigten Kreuze und Heilige und Drachen, und die hinteren Reihen der Dänen lösten sich auf, und die Männer rannten zurück in den Schutz des Grabens.
    «Vorwärts!», rief ich, und ich fühlte, wie der Druck des dänischen Angriffs nachließ, und ich schrie meinen Männern zu, sich auf sie zu stürzen, die Bastarde zu töten, und als wir sie angriffen, brüllten wir wie

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