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Der sterbende König (German Edition)

Der sterbende König (German Edition)

Titel: Der sterbende König (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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dem verwundeten Mann zu schnuppern, und ich tätschelte sein dichtes, drahtiges Fell. «Das sind gute Hunde», stellte ich an Egbert gewandt fest.
    «Wolfstöter, Herr», sagte er, dann hob er abwägend die Schleuder hoch. «Aber das hier ist noch besser.»
    «Du bist gut darin», sagte ich. Das war noch schwach ausgedrückt, denn der Mann war tödlich.
    «Hab fünfundzwanzig Jahre Übung, Herr. Gibt nichts Besseres als einen Stein, um einen Wolf zu vertreiben.»
    «Sie wurden also bezahlt, um mich zu töten?», fragte ich Willibald.
    «Das haben sie gesagt. Dass sie bezahlt worden sind, um Euch zu töten.»
    «Geht in die Hütte», sagte ich. «Wärmt Euch auf.» Dann drehte ich mich zu dem jüngeren Mann um, der von dem größeren Hund bewacht wurde. «Wie heißt du?»
    Er zögerte, dann sagte er unwillig: «Wærfurth, Herr.»
    «Und wer hat dich bezahlt, um mich zu töten?»
    «Das weiß ich nicht, Herr.»
    Und er wusste es wirklich nicht, so wie es aussah. Wærfurth und seine Männer stammten aus der Nähe von Tofeceaster, einer Siedlung nicht weit nördlich, und Wærfurth erzählte mir, wie ihm ein Mann versprochen hatte, ihm mein Gewicht in Silber aufzuwiegen, wenn er mich tötete. Dieser Mann hatte einen Sonntagmorgen vorgeschlagen, weil er wusste, dass die meisten Mitglieder meines Hausstandes dann in der Kirche wären, und Wærfurth hatte zur Erledigung des Auftrags ein Dutzend Vagabunden angeheuert. Er musste gewusst haben, dass er sich auf ein gewagtes Spiel einließ, denn ich genoss einen gewissen Ruf, aber die Belohnung war gewaltig. «War der Mann Däne oder Sachse?», fragte ich.
    «Ein Sachse, Herr.»
    «Und du kennst ihn nicht?»
    «Nein, Herr.»
    Ich nahm ihn weiter ins Verhör, doch er konnte mir nichts anderes sagen, als dass der Mann mager, kahlköpfig und einäugig gewesen war. Diese Beschreibung sagte mir nichts. Ein einäugiger Kahlkopf? Das konnte beinahe jeder sein. So sehr ich Wærfurth auch ausquetschte, es kamen nur noch unnütze Antworten, also knüpfte ich ihn und den Bogenschützen auf.
    Und Willibald zeigte mir den magischen Fisch.

    Eine Abordnung erwartete mich in meinem Palas. Sechzehn Männer waren von Alfreds Hauptstadt Wintanceaster gekommen, und unter ihnen befanden sich nicht weniger als fünf Priester. Zunächst Willibald, dann zwei, die wie er aus Wessex kamen und schließlich zwei Mercier, die sich offenkundig in Ostanglien niedergelassen hatten. Ich hatte die beiden schon früher kennengelernt, wenn ich sie auch nicht auf den ersten Blick wiedererkannte. Es waren Zwillinge, Ceolnoth und Ceolberht, und man hatte sie etwa dreißig Jahre zuvor zusammen mit mir als Geiseln in Mercien festgehalten. Wir waren als Kinder von den Dänen gefangen worden, ein Schicksal, das ich begrüßt und die Zwillinge gehasst hatten. Sie waren nun beinahe vierzig Jahre alt, zwei Priester, die sich glichen wie ein Ei dem anderen, mit gedrungenem Körperbau, runden Gesichtern und ergrauenden Bärten. «Wir haben Eure Fortschritte aufmerksam verfolgt», sagte einer von ihnen.
    «Und sie bewundert», endete der andere. Ich hatte sie als Kind nicht auseinanderhalten können, und es gelang mir immer noch nicht. Sie beendeten gegenseitig ihre Sätze.
    «Widerwillig», sagte einer.
    «Bewundert», sagte sein Zwilling.
    «Widerwillig?», fragte ich unfreundlich.
    «Es ist allseits bekannt, dass Alfred enttäuscht ist.»
    «Weil Ihr den wahren Glauben nicht anerkennen wollt, aber …»
    «Wir beten jeden Tag für Euch!»
    Die zwei anderen Priester, beide Westsachsen, waren Alfreds Männer. Sie hatten ihm bei der Zusammenstellung der Texte für seinen Gesetzeskodex geholfen, und nun sollten sie mir anscheinend gute Ratschläge erteilen. Die übrigen elf Männer waren Krieger, fünf aus Ostanglien und sechs aus Wessex, und waren zum Schutz der Priester auf der Reise abgestellt worden.
    Und sie hatten den magischen Fisch mitgebracht.
    «König Eohric», sagte Ceolnoth oder Ceolberht.
    «Wünscht ein Bündnis mit Wessex», endete der andere Zwilling.
    «Und mit Mercien!»
    «Die christlichen Königreiche, versteht Ihr?»
    «Und König Alfred und König Edward», nahm Willibald den Faden auf, «haben für König Eohric ein Geschenk mitgesandt.»
    «Lebt Alfred noch?», fragte ich.
    «Ja, durch Gottes Gnade», sagte Willibald, «allerdings ist er krank.»
    «Und zwar todkrank», warf einer der westsächsischen Priester ein.
    «Er ist schon todkrank geboren worden», sagte ich, «und er liegt im Sterben, seit

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