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Der sterbende König (German Edition)

Der sterbende König (German Edition)

Titel: Der sterbende König (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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ich konnte mir nicht vorstellen, wer sonst diese Männer sein sollten. Trotzdem sah es solchen Vagabunden nicht ähnlich, auf ein Anwesen einzudringen. Meine Nackenhaare prickelten.
    Ich bewegte mich vorsichtig, als ich zum Saum des Waldes kam, dann sah ich die Männer neben der Schäferhütte, die einem Grashügel glich. Der Schäfer hatte den Unterschlupf aus Zweigen gebaut, mit Torfsoden bedeckt und in der Mitte ein Loch als Rauchabzug gelassen. Von dem Schäfer selbst war nichts zu sehen, doch Willibald war gefangen genommen worden, immerhin war er bislang unverletzt; vielleicht schützte ihn sein Stand als Priester. Einer der Männer hielt ihn fest. Den anderen musste klargeworden sein, dass ich immer noch in dem Wäldchen war, denn sie starrten zu den Bäumen herüber, die mich verbargen.
    Dann tauchten unvermittelt links von mir die beiden Hunde des Schäfers auf und rannten mit lautem Kläffen auf die dreizehn Männer zu. Sie rannten schnell und leichtfüßig, kreisten die Gruppe ein und sprangen ab und zu mit schnappenden Zähnen auf die Männer zu, um ihnen dann wieder auszuweichen. Nur einer der Männer hatte ein Schwert, doch er war ungeschickt im Umgang damit. Als er es gegen die Hündin schwang, verfehlte er sie um Armeslänge. Einer der Bogenschützen spannte die Sehne. Er zog den Pfeil zurück, und dann fiel er plötzlich rücklings um, wie von einem unsichtbaren Hammer getroffen. Alle viere von sich gestreckt landete er auf dem Boden, sein Pfeil flitzte hoch in den Himmel und kam weit hinter mir zwischen den Bäumen wieder herunter. Die Hunde, inzwischen auf ihre Vorderpfoten geduckt, fletschten knurrend die Zähne. Der umgefallene Bogenschütze rührte sich, konnte aber offensichtlich nicht aufstehen. Die anderen Männer waren verängstigt.
    Der zweite Bogenschütze hob seine Waffe, dann zuckte er zurück, ließ den Bogen fallen und schlug sich die Hände vors Gesicht. Ich sah Blut spritzen, Blut, so hellrot wie die Beeren der Stechpalmen. Ein Farbspritzer jagte in den grauen Wintermorgen, und der Mann hielt sich das Gesicht und krümmte sich vor Schmerzen. Die Hunde bellten, dann sprangen sie zurück zwischen die Bäume. Der Eisregen wurde noch dichter und trommelte laut auf die kahlen Zweige. Zwei der Männer gingen näher zu der Schäferhütte, wurden aber von ihrem Anführer zurückgerufen. Er war jünger als die anderen und sah wohlhabender oder wenigstens nicht ganz so ärmlich aus, hatte ein schmales Gesicht, einen durchdringenden Blick und einen kurzen hellen Bart. Er trug ein verschrammtes Lederwams, doch darunter erkannte ich ein Kettenhemd. Also musste er entweder ein Krieger sein, oder er hatte die Rüstung gestohlen. «Herr Uhtred!», rief er.
    Ich antwortete nicht. Ich war gut versteckt, jedenfalls für den Moment, wusste aber, dass ich meinen Platz verlassen musste, falls sie das Wäldchen durchkämmten. Doch was auch immer zu dem Blutvergießen geführt hatte, machte sie unruhig. Was war es? Es mussten die Götter gewesen sein, dachte ich, oder vielleicht der christliche Heilige. Alnoth, der Geächtete hassen musste, wenn er von ihnen umgebracht worden war, und ich bezweifelte nicht, dass diese Männer Geächtete waren, die jemand geschickt hatte, um mich zu töten. Das war nicht überraschend, denn in diesen Tagen hatte ich eine Menge Feinde. Ich habe auch heute noch Feinde, allerdings lebe ich jetzt hinter den stärksten Palisaden Nordenglands. Damals aber, in dieser lange versunkenen Zeit des Winters 898, gab es kein England. Es gab Northumbrien und Ostanglien, Mercien und Wessex, und die ersten beiden wurden von den Dänen regiert, Wessex war sächsisch und Mercien war ein Durcheinander, zum Teil dänisch und zum Teil sächsisch. Und ich war wie Mercien, denn ich war als Sachse geboren, doch als Däne aufgewachsen. Ich huldigte immer noch den dänischen Göttern, aber das Schicksal hatte mich dazu verdammt, ein Schild der christlichen Sachsen gegen die allgegenwärtige Bedrohung durch die heidnischen Dänen zu sein. Und deshalb wollten ungezählte Dänen meinen Tod, und dennoch konnte ich mir nicht vorstellen, dass ein dänischer Gegner mercische Geächtete anheuern würde, um mich in einen Hinterhalt zu locken. Es gab auch Sachsen, die liebend gern mitangesehen hätten, wie meine Leiche in einen langen Kasten gelegt wird. Mein Cousin Æthelred, der Herr über Mercien, hätte die Männer gut bezahlt, die mein Grab zuschaufeln, aber er hätte doch sicherlich Krieger geschickt und

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