Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Stern des Untergangs

Titel: Der Stern des Untergangs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
Vom Netzwerk:
heftig, doch mit schwacher Stimme.
    »Was soll ich nicht tun, Sonja?«
    »Küss mich nicht, Daron! Bitte, küss mich nicht!«
    »Wie du willst.«
    Sie schaute wieder zum Himmel, doch keine weitere Sternschnuppe ließ sich sehen.

 
6
GEGENSTRÖMUNGEN
     
    Am Morgen ritten sie weiter, und gegen Mittag kamen sie an einen tiefen Bach, der mitten durch ein blühendes Tal floss. Die golden leuchtende Sonne hüllte Daron, Sonja und die üppige Niederung in diesiges Licht und wohltuende Wärme. Die beiden Menschen fühlten sich freier und leichter, als sie Osyllas bedrückendes Land hinter sich hatten. Selbst Sonja, die die Spätsommersonne genoss, fand den Gedanken an Urrim nicht mehr so schmerzhaft wie zuvor. Sie band ihr Pferd an einen Holzapfelbaum, aß ein paar Früchte und trank Wasser aus dem klaren Bach. Daron äußerte die Absicht zu baden, und so legte Sonja sich ans Ufer, kaute an einem Grashalm und blickte zu den fernen grauen Wolken am leicht dunstigen Himmel auf. Es dauerte nicht lange, und sie war eingeschlafen. Sie träumte, doch waren ihre Träume so verschwommen wie der Himmel, den sie betrachtet hatte. Sie vermochte nichts richtig zu erkennen, denn die Traumfiguren schienen wie hinter Schleiern zu schweben und näherten sich ihr nicht, aber sie wusste ungefähr, was sie darstellten. Eine Hexe war dabei, ihr Vater, ein Tempel, ein Zauberersohn und ein Stern, der vom Himmel gefallen war – und eine hochgewachsene weiße Frau, die in Flammen gehüllt in einem düsteren Korridor gefangen war.
    Wie lange sie so gedöst hatte, wusste Sonja nicht. Sie wachte auf, als sie hörte, wie Daron sich neben sie setzte. Von seiner Hose abgesehen, war er unbekleidet, und er streifte sich das Wasser aus dem Haar. Sonja, die auf der Seite lag, war beeindruckt von seinen gewaltigen Muskeln. Sie hatte nie zuvor darauf geachtet, obgleich sie ihn in Bo-ugans Dorf häufig genug halbnackt gesehen hatte.
    Er spürte ihren Blick und lächelte.
    »Habe ich lange geschlafen?« fragte sie ihn.
    »Lange genug, dass ich ein erfrischendes Bad nehmen konnte. Nein, nicht lange.«
    »Ist das Wasser warm?«
    »Es geht. Wo es von den Felsbrocken hochsprüht, ist es ziemlich kalt. Aber in der Mitte des Baches ist eine warme Strömung – und dort gibt es Elritzen.«
    Sie setzte sich auf und machte sich daran, aus dem Kettenhemd zu schlüpfen. »Elritzen? Machten sie Spaß?«
    »Sie machten das Bad zum Vergnügen.«
    Sie wunderte sich über sich selbst, während sie sich vor Daron auszog. Falsche Scham kannte sie nicht, aber was sie plötzlich störte, war die Tatsache, dass sie sich überhaupt Gedanken darüber machte. So wie sie die Männer kannte, hatte sie es unterlassen, sich vor ihnen zu entblößen. Doch wenn die Umstände es ergaben, dass sie unbekleidet war, dachte sie sich nichts dabei. Nacktheit war für sie nichts, dessen sie sich schämen musste. Je nach den Umständen konnte es eine Bedrohung oder ein Vorteil sein.
    Andererseits war es manchmal der erste Schritt zum Vertrauen …
    Sie schlüpfte aus dem weichen Lederwams und den Stiefeln und legte das Schwert obenauf. Ein Blick hinunter zeigte ihr, wie viel Schmutz die Durchquerung des Sumpflands zurückgelassen hatte. Sie schaute Daron an, dann schritt sie anmutig zum Bach hinunter und watete hinein.
    Daron, der sich im Gras ausgestreckt hatte, beobachtete sie bewundernd, ohne lüsterne Gedanken. Während Sonja sich wusch, nahm er seinen Sattelbeutel und den Sonjas und ging am Ufer bachauf, bis er zu einem kleinen Hain mit Obstbäumen und Beerensträuchern kam. Daron pflückte Früchte, die noch nicht ganz reif waren, und verteilte sie in die Beutel. Damit beschäftigte er sich, bis ihm auffiel, dass die Sonne den Mittag verlassen hatte. Nun schlang er sich die Sattelbeutel über die Schultern und kehrte durch den Hain und entlang dem Ufer zurück.
    Als er aus den Bäumen trat, sah er, dass Sonja wieder im Gras unter den Holzapfelbäumen lag. Sie war noch nackt, und die goldene Sonne färbte ihre Haut. Das flammenfarbige Haar sah wie ein Fächer um ihren Kopf aus.
    Er lauschte in sich, beobachtete sich, wie er es bei einem Fremden getan hätte, und näherte sich leise der Hyrkanierin. Als er noch einige Schritte entfernt war, erkannte er, dass sie wieder schlief. Vorsichtig setzte er die Sattelbeutel ab und kniete neben Sonja nieder.
    Ja, sie war schön. Er wusste, wie schön und stark ihr Geist, ihr Wesen, ihre Seele waren, und sie war auch schön von Figur. Ein mächtiges

Weitere Kostenlose Bücher