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Der Stern des Untergangs

Titel: Der Stern des Untergangs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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Daron!«
    »Zwischen uns ist etwas, Sonja. Das kannst du nicht abstreiten. Du weißt, dass es etwas gibt.«
    »Etwas. Aber …«
    »Es mag sich durch viele Leben vor uns erstreckt haben und sich noch durch viele nach uns erstrecken. Wir mögen es verleugnen, aber es ist trotzdem vorhanden. Es war schon da, als wir noch nicht Sonja und Daron waren, und wenn du einmal nicht mehr die Rote Sonja sein wirst und ich nicht mehr Daron kos Odurac sein werde, wird dies immer noch zwischen uns sein, dieser kleine Teil des großen Sturms, des großen Windes des Alls und der Ewigkeit.«
    »Jetzt hörst du dich wahrhaftig an wie der Sohn eines Zauberers.«
    »Wirklich? Oder höre ich mich nicht an wie einer, der an Größeres glaubt als nur an den Menschen? Denn obwohl ich immer noch an die Größe des Menschen glaube, glaube ich doch auch an die Große Ordnung, an das Ganze.«
    Sonja blickte ins Feuer. »Ich glaube an mich, Daron. Diese blaue Wesenheit muss ich selbst gewesen sein, das ist alles – eine Vorstellung meines Geistes, eine Schöpfung meiner eigenen Gefühle.«
    »Das ist alles, was das Leben ist«, sagte Daron.
     
    Etwas war in dieser Nacht in der Luft. Der Mond stand hoch, und immer noch unterhielten sie sich, obgleich sie sich mit manchen ernsten Themen nur oberflächlich beschäftigten – aus Müdigkeit oder Ehrfurcht.
    »Ich bewundere deine Einstellung zu den Dingen«, gestand Daron. »Ich wollte, meine käme deiner gleich.«
    Sonja verzog lediglich das Gesicht.
    »Ich meine es ehrlich. Du weißt, dass du das Ganze nicht verleugnen kannst, und du tust es auch nicht, doch statt dir sinnlose Sorgen darüber zu machen, verbringst du deine Zeit damit, das zu tun, was dich gesund und leistungsfähig erhält.«
    »Wie andere es auch tun.«
    »Nein, nein. Das glaube ich nicht. Nicht wie du. Ich habe nie jemanden kennen gelernt, der so – erfolgreich ist wie du.«
    »Erfolgreich?«
    »Wenn es zählt, zweifelst du nie an dir. Du verlässt dich auf dich selbst. Du kennst dich – vertraust dir.«
    »Aber ich bin einsam – und allein.«
    »Das bist du?«
    »Unvorstellbar, Daron. Manchmal frage ich mich, ob ich meine Rüstung trage, um mehr als nur meinen Körper zu schützen – als wollte ich mich damit ganz beschirmen, meine Person, meine Träume, meine Erinnerungen, meine Hoffnungen …«
    »Und was erhoffst du dir, Sonja?«
    »Das kann ich nicht beantworten. Wie oft habe ich darüber nachgegrübelt, immer wieder – manchmal die ganze Nacht hindurch. Ich kann es nicht beantworten. Denn wenn ich des Nachts wirklich eine Antwort finde, ergibt sie am Morgen keinen Sinn mehr. Ich habe mich auf einen Weg begeben, und ich frage mich, ob ich auf diesem Pfad meinen eigenen Weg gehe oder ob er mich leitet.«
    Daron nickte und blickte nachdenklich ins Feuer. Der Flammenschein fiel auf seine Züge, aus denen im Augenblick Schwermut und Edelmut gleichermaßen sprachen.
    »Auch ich bin allein«, gestand er ihr. »Manchmal ist mir, als wäre ich verdammt, weil ich eines Zauberers Sohn bin. Diese Dinge in mir – ich kann mich nicht auf sie verlassen. Ich habe Kräfte, doch bin ich nicht sicher, wo sie liegen. Eine Hexe, eine gemeine Hexe wie Osylla kann mich verspotten und mir Angst machen. Doch meine Macht, meine Kräfte, meine Träume – fast Erinnerungen an Dinge, die ich in früheren Leben getan oder geleistet habe, genau wie meine Träume von Zukünftigem – all das verfolgt mich. Mein Ich verfolgt mich, mein Blut. Du bist die Tochter eines Schwertkämpfers, Sonja, und sieh doch, wie gut du dein Schwert führst! Ich bin der Sohn eines Zauberers, aber wie gut bin ich in seiner Kunst? Manchmal fürchte ich mich vor mir – vor dem, was ich tun kann, und vor dem, was ich nicht tun kann. Manchmal habe ich das Gefühl, nur eine halbe Person und doch doppelt soviel zu sein wie jede andere Person, der ich begegne.«
    »Das ist genau, wie auch ich mich fühle, Daron«, gestand ihm Sonja.
    Sie starrte in das Feuer, und Daron schaute sie an, blickte auf ihr schönes Gesicht, das der Feuerschein wärmte.
    Später, als das Feuer fast niedergebrannt war und sie stumm in die klare Nacht blickten, sahen sie einen Lichtstreifen, der sich vom Firmament abhob. Er war so schnell verschwunden wie ein Gedanke. Eine Sternschnuppe, ein fallender Stern …
    Daron saß dicht neben Sonja. Jeder spürte die Nähe des anderen ganz deutlich. Sie hielten sich bei der Hand.
    »Das Feuer erlischt«, stellte Daron fest.
    »Tu’s nicht!« bat Sonja

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