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Der Sturm aus dem Nichts

Der Sturm aus dem Nichts

Titel: Der Sturm aus dem Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James G. Ballard
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Unterliege ich, dann hat der Mensch kein Recht, seine angeborene Überlegenheit über die Unvernunft der Natur geltend zu machen.«
    Maitland nickte. Er sah Hardoon prüfend an. Der Millionär sprach mit ruhiger Stimme. Wie weit würde er wohl gehen, um seiner Weltanschauung zum Siege zu verhelfen?
    »Nun, wenn das wahr ist, dann ist das wirklich eine spektakuläre Geste. Aber gibt es nicht im täglichen Leben genügend ähnliche Herausforderungen?« fragte Maitland.
    »Für Sie, vielleicht. Doch meine Anlagen und meine Position verlangen nach einer Rolle auf einer größeren Bühne. Sie halten mich vermutlich für größenwahnsinnig, aber wie sonst soll ich meinen moralischen Mut beweisen? Für einen Industriellen wie mich ist moralischer Mut weitaus weniger wichtig als Urteilskraft und Erfahrung. Was also sollte ich tun? Eine Universität gründen, Stipendien stiften, mein Geld an die Armen verschenken? Dazu genügt eine einzige Unterschrift auf einem Scheck, und ich weiß, daß ich mit meinen Talenten niemals Not leiden werde. Zum Mond fliegen? Dazu bin ich zu alt. Dem Tod tapfer ins Auge sehen? Meine Gesundheit ist ausgezeichnet. Es gibt keine andere Möglichkeit, mich zu beweisen.«
    Maitland mußte lächeln. »Dann kann ich Ihnen nur alles Gute wünschen. Sie haben recht, dies ist eine private Auseinandersetzung zwischen Ihnen und dem Wind, und so werden Sie wohl nichts dagegen haben, wenn wir Symington nehmen und uns davonmachen.«
    Hardoon hob die Hand. »Leider doch, Doktor. Warum hätte ich Sie sonst hier heraufbringen lassen? Ja, jetzt verstehen Sie meine Motive, vor fünf Minuten war das noch anders. Da hatten Sie mich verkannt, da glaubten Sie, ich strebe nach Macht. Und ebenso wird es allen Menschen gehen. Nicht, daß das von Bedeutung wäre, aber ich möchte all denen, die in Zukunft vor einer ähnlichen Herausforderung stehen, als Beispiel dienen. Ich verlange keinen Lohn für meinen Mut, nein, den überlasse ich gern meinen Mitmenschen.« Hardoon fuhr mit der Zigarre durch die Luft. »Aber zufällig sind zwei Ihrer Begleiter Reporter, beide anerkannt tüchtig auf ihrem Gebiet. Entsprechend unterrichtet, mit der richtigen Einstellung versehen, wären sie wohl in der Lage, einen akkuraten Bericht über die Vorgänge hier abzufassen.«
    »Haben Sie sie schon gefragt?«
    »Natürlich. Doch wie alle Journalisten sind sie nicht so sehr an der Wahrheit wie an der Sensation interessiert Sie waren vollkommen verblüfft; vermutlich dachten sie, ich wolle sie zum Narren halten.«
    »Und ich soll sie nun umstimmen?«
    »Genau. Werden Sie es schaffen?«
    »Möglich.« Maitland wies auf die sie umgebenden Wände. »Sind Sie sicher, daß die Pyramide dem Wind widerstehen wird?«
    »Hundertprozentig!« fuhr Hardoon auf. »Die Wände sind dreißig Fuß dick, die halten dem Druck von einem Dutzend Wasserstoffbomben stand. Fünfhundert Meilen pro Stunde ist eine unerhebliche Geschwindigkeit. Die dünne Haut eines Flugzeuges erträgt sie spielend.«
    Als Maitland ihn zweifelnd ansah, setzte Hardoon hinzu: »Glauben Sie mir, Doktor, Sie brauchen nichts zu fürchten. Die Pyramide ist von den alten Luftschutzbunkern vollkommen getrennt. Und das ist der Kniff. Die ganze Pyramide steht über der Erde, sie hat keine Fundamente. Die Bunker für das Personal, wo auch Sie untergebracht werden, sind zweihundert Yards entfernt. Diese Pyramide hält einem Sturm von zehntausend Stundenmeilen stand, wenn Sie wollen, auch von hunderttausend Meilen, falls Sie sich eine solche Windstärke überhaupt vorstellen können. Ich scherze nicht. Bis auf diesen Raum ist die Pyramide massiv, ganz aus Eisenbeton. Sie wiegt fast fünfundzwanzigtausend Tonnen!«
    Hardoon winkte den wartenden Wachen.
    »Kroll, Dr. Maitland möchte in sein Quartier geführt werden.« Während der große Wachmann gemächlich auf den Schreibtisch zugeschlendert kam, sah Hardoon zu Maitland auf. »Ich denke, wir verstehen uns, Doktor. Sie sind ein Mann der Wissenschaft. Ich lege meine Sache in Ihre Hände.«
    »Wie lange werden wir hierbleiben müssen?« wollte Maitland noch wissen.
    »Bis der Wind sich legt. Vielleicht ein paar Wochen. Ist das so wichtig? Sie sind nirgends sicherer. Sie dürfen nicht vergessen, hier wird Geschichte gemacht, Doktor. Versuchen Sie, in größeren Dimensionen zu denken.«
    Als Maitland mit einer der Wachen hinausging, sah er, daß die Blenden wieder zurückglitten. Hardoon saß vor dem Fenster in seinem Sessel und starrte hinaus, wo die

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