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0022 - Der Tod saß uns im Nacken

0022 - Der Tod saß uns im Nacken

Titel: 0022 - Der Tod saß uns im Nacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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Am dritten Tag freilich ritten wir nicht aus. Wir hatten des Guten zu viel getan. Ein Pferderücken ist nun einmal kein schaumgummigepolsterter Autositz. Daran hatten wir nicht gedacht, und nun mussten wir es bezahlen. Reitschmerzen sind kaum weniger angenehm als Zahnschmerzen, und wenn wir uns setzten, benutzten wir bescheiden nur eine Ecke vom Stuhl.
    Am Nachmittag stellte uns Mr. Yookerman einen Mann namens Eugen Balder vor. »Er möchte Sie gern sprechen.«
    »Uns?«, fragte ich erstaunt, denn außer Blyck kannten wir keine Seele tausend Meilen im Umkreis.
    Der Grauhaarige nickte eifrig.
    »Sie sind doch die G-men aus New York, nicht wahr?«, sagte er hastig.
    »O nein«, antwortete ich. »Wir sind Feriengäste, und wir haben überhaupt keinen Beruf.«
    »Ich habe ihm gesagt, dass Sie FBI-Beamte sind«, warf Yookerman ein und strich seinen starken weißen Schnurrbart.
    »Okay, wir sind also G-men«, gab ich zu, »aber das sind wir nur in New York oder dort, wo unser Chef uns in amtlicher Eigenschaft hinschickt. Hier sind wir ganz privat, und das FBI hat mit unserem Aufenthalt auf Crowbeech Ranch nichts zu tun.«
    »Es handelt sich um Mord«, sagte Eugen Balder.
    Ich schob mir den Hut aus dem Gesicht.
    »Wenn Sie es wünschen, kommen wir natürlich mit«, antwortete ich, »aber am besten benachrichtigen Sie die Mordkommission der Staatspolizei.«
    »Er geschah schon vor fünf Wochen«, erklärte Balder schüchtern. »Ich möchte Sie bitten, die Untersuchung aufzugreifen.«
    »Ist er denn noch nicht untersucht worden?«, fragte Phil erstaunt.
    »Doch, doch, natürlich«, entgegnete der Alte hastig, »aber ich wollte Sie bitten, die Untersuchung neu aufzugreifen.«
    Er war ein alter Herr, und ich blieb höflich.
    »Es tut mir sehr Leid, Mr. Balder, aber dazu haben wir nicht die geringste Befugnis.«
    »Es dreht sich darum, dass John Stenberry seinen Onkel Milton Graves erschossen haben soll«, erklärte Yookerman, aber Balder fiel ihm ins Wort.
    »Nein, er hat ihn nicht umgebracht. John hat das niemals getan. Ich kenne doch John. Er wäre nie zu einer solchen Tat imstande.«
    Der Rancher zuckte die breiten Schultern.
    Balder wandte sich an uns. »Glauben Sie mir, ich kenne John von Kindesbeinen an. Ich weiß, dass er einer solchen Tat nicht fähig ist. Alles hat sich gegen ihn verschworen, und er weiß nicht, wie er aus der Schlinge wieder herauskommen soll, aber ich bin sicher, dass er es nicht war.«
    Phil und ich tauschten einen raschen Blick.
    »Sind Sie mit ihm verwandt?«, fragte Phil.
    »Nein, aber ich war Vormann der Cowboys auf der Ranch seines Vaters. Ich habe ihn reiten, schwimmen gelehrt, und ich habe ihm beigebracht, wie man mit einem Lasso umgeht. Ich kenne ihn ganz genau. Er hat keinen Menschen umgebracht.«
    »Ich nehme an, die Polizei und die meisten Leute sind der Ansicht, er hätte es doch getan?«, sagte ich.
    Balder antwortete nicht direkt. »Ich glaube an seine Unschuld«, entgegnete er.
    Ich wandte mich an den Rancher. »Und Sie, Mr. Yookerman?«
    »Ich habe keine Meinung in diesen Dingen«, antwortete er. »Ich kümmere mich um meine Rinder, um nichts sonst, aber Eugen ist ein alter Freund. Ich erzählte ihm, dass zwei G-men ihre Ferien bei mir verbringen wollten. Er bat mich, ihn mit Ihnen bekannt zu machen, und ich tat ihm den Gefallen.«
    Mir tat der alte Mann Leid, der so fest an die Unschuld des Burschen glaubte, den er als Kind gekannt hatte, aber ich weiß, dass Liebe blind macht und mancher Mann ein Verbrechen begeht, der als Kind das netteste Wesen von der Welt war. Und ich neige nicht dazu, zu glauben, dass die Polizei sich häufig irrt, wenn sie jemanden des Mordes an einem Mitmenschen beschuldigt.
    »Wenn es Sie beruhigt, Mr. Balder«, sagte ich, »will ich gern Mal mit dem Chef der Mordkommission von Santa Fe sprechen. Er wird mir die Facts des Falles sicherlich nicht vorenthalten.«
    »Das nützt nichts!«, rief er verzweifelt. »Morgen ist schon die Gerichtsverhandlung.«
    Ich wurde ein wenig ungeduldig. »Hallo, Mr. Balder«, sagte ich, »Sie werden nicht von mir erwarten, dass ich bis morgen einen anderen Mörder finde.«
    Offenbar hatte er in seiner blinden Liebe wirklich etwas Ähnliches gedacht, denn er fand nicht sofort eine Antwort. Alles, was er herausbrachte, war: »Bitte… Vielleicht… Sie könnten…«
    Yookerman sprang ihm bei.
    »Wie wäre es, wenn Sie morgen nach Charrington hineinfahren und sich die Sitzung des Geschworenengerichts anhören?«, fragte

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