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Der Tag bricht an: Roman (Fortune de France) (German Edition)

Der Tag bricht an: Roman (Fortune de France) (German Edition)

Titel: Der Tag bricht an: Roman (Fortune de France) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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parole
1 «
    »Da es mir ungewollt unterlief, schenk ich es dir.«
    »Danke. Ich bewahre es mir zu späterem Gebrauch.«
    »Bitte. Aber nun Schluß mit der ›Kindbetterei‹, wie der König zu sagen pflegt. Schick Pissebœuf zu Tronson, mag er nur kommen, sobald er kann. Und ruf Lisette, daß sie mich ankleidet.«
    »Das, mein Pierre, kann ich auch.«
    »Nichts da! Ein Junker hat mich im Krieg zu wappnen, nicht mir die Hosen anzuziehen. Das ist Weiberpflicht.«
    »Reizende Pflicht!« sagte Miroul, und sein braunes Auge blitzte ebenso wie sein blaues. Und zierlich und elegant mit seiner Wespentaille entfleuchte er nach diesem Stich.
    Mein Nachbar in der Rue des Filles-Dieu, »Hauptmann« Tronson (was er lediglich in der Bürgermiliz war, die Herren von Handwerk und Handel hatten sich nämlich gegenseitig mitmilitärischen Titeln beehrt, als sie während der Belagerungszeit die Pariser Stadtmauern verteidigten, die der König allerdings gar nicht angriff), dieser »Hauptmann« also war, wie der Leser sich erinnern wird, ein wahrer Berg von einem Mann, so breit wie hoch, feist wie ein Mönch, großmäulig und prahlerisch wie sonst keiner guten Mutter Sohn in Frankreich. Vom Gewerbe her war er Sargschreiner, doch schlug er raffgierig Münze aus allem und verzehrte sich, seit es Frieden war, vor Sorgen, daß seine Särge nicht mehr in solchen Mengen begehrt sein könnten wie unter der Belagerung. Im übrigen ein waschechter Pariser, der wie so viele andere mit den Gezeiten unserer Bürgerkriege, ob Ebbe, ob Flut, obenauf geschwommen war: In der Bartholomäusnacht hatte er auf der Seite Karls IX. gestanden, unter Heinrich III. bei den Barrikadenbauern, unter Mayenne Ligist und Papist, ohne fromm zu sein, mit den »Sechzehn« war er scharf auf ein großes Massaker unter den »Politischen« der guten Stadt und auf die abschließende saftige Plünderung ihrer schönen Häuser. Und jetzt, da die Liga an Stand einbüßte und Henri Terrain gewann, vor allem als er sich zum katholischen Glauben bekehrte, bekehrte sich auch Tronson, warf die ligistische Haut ab und wandelte sich zum »Poli tischen «, indem er die weiße Schärpe anlegte und sich jenen anschloß, die den königlichen Truppen bei Nacht die Tore der Hauptstadt öffneten. Was ihn, zumindest in der Rue Saint-Denis, zum Jahrhunderthelden machte.
    Von der Filles-Dieu-Kirche schlug es sechs, als unser Held, von Kopf bis Fuß gepanzert und gewappnet, vor meiner Haustür erschien; die zwei Gesellen, die ihn begleiteten, trugen zusammengestoppelte Waffen.
    »Nanu, Herr Marquis!« sagte er mit einer Vertraulichkeit, die mich grätzte, »im bloßen Wams? Und nur mit dem Degen gegen eine verzweifelte Bande? Euch gilt Euer Leben wohl nicht viel!«
    »Meister«, sagte ich, »mein Schwert und mein Recht, denke ich, sollten genügen.«
    »Vorsicht! Dieser Bahuet war einer von den ›Sechzehn‹! Eine blutrünstige Brut!«
    »Wahrlich«, sagte ich spöttisch, »wer kennte sie besser als Ihr, Gevatter? Es gab eine Zeit, da machtet Ihr den ›Sechzehn‹ Reverenzen mit nacktem Hintern.«
    »Die Zeiten ändern sich«, sagte Tronson würdevoll.
    »Und wer sich mit ihnen ändert, heißt Wetterfahne.«
    »Herr Marquis«, sagte Tronson ernst, »es liegt nicht an der Wetterfahne, wenn sie sich dreht: Es liegt am Wind.«
    Obwohl ich schmunzeln mußte, ging ich doch auf Abstand zu dem dreisten Schlawiner, der sich einbildete, er könne mir von oben herab kommen, weil er mich in meiner Verkleidung als Tuchhändler gekannt hatte. Und wohl wissend, daß seine Beleibtheit nicht mithalten könne, beschleunigte ich den Schritt, so daß ich ihm und seinen Gesellen bald zwei Klafter voraus war, neben mir Miroul und hinter uns Pissebœuf und Poussevent, einstige Arkebusiere der hugenottischen Truppe von Monsieur de Châtillon, die geruht hatten, meine Pferdeknechte zu werden, freilich unter der Bedingung, daß sie nicht so geheißen würden. Ihr steifer Gang verriet mir, daß Miroul sie angewiesen hatte, unter ihren Kleidern Kettenhemden anzulegen.
    »Herr Marquis«, sagte Miroul, der mich in Hörweite der beiden nie anders ansprach, »mich beschäftigt ein Ehrenpunkt, den ich nicht zu lösen weiß.«
    »Diga me.«
    »Ihr wißt, wie geschickt ich immer im Messerwerfen war.«
    »Und ob! Damit hast du mir mehr als einmal das Leben gerettet.«
    »Danke für dieses Gedenken.«
    »Der Dank ist ganz meinerseits, Monsieur de La Surie. Fahrt bitte fort.«
    »Indessen«, fuhr Miroul fort, »ist das Messer

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