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Der Tag bricht an: Roman (Fortune de France) (German Edition)

Der Tag bricht an: Roman (Fortune de France) (German Edition)

Titel: Der Tag bricht an: Roman (Fortune de France) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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»Er hat an fünfzehn Kerle um sich, die ziemlich wild aussehen und allesamt bewaffnet sind.«
    »Was höre ich?« sagte »Hauptmann« Tronson, der schnaufend zu uns stieß, »fünfzehn? Herr Junker, habt Ihr fünfzehn gesagt? Aber wir sind nur sechs!«
    »Mädchen«, sagte ich zu einer schmucken Jungfer, die mit einem Henkelkorb am Arm des Weges kam, »weißt du, was das für Männer sind, die man im Hof des Herrn Bahuet sieht?«
    »Wahr und wahrhaftig«, sagte sie sehr gedämpft in ihremhurtigen Pariser Tonfall, »Taugenichtse sind es! Das könnt Ihr mir glauben! Schiffergehilfen, übles Volk. Und es ist eine Schande, daß derlei sich in einer so feinen Straße, zwei Schritt vom Louvre, herumtreibt. Aber, Monsieur«, fuhr sie fort, indem sie bald mein Gesicht, bald meine Kleidung ins Auge faßte, »auch wenn Ihr mit Eurem Degen vornehm ausseht, tragt Ihr doch ein Wams aus grobem Leder. Seid Ihr nun Edelmann oder nicht? Was sucht Ihr hier? Wer sind die anderen da? Und was wollt Ihr von Herrn Bahuet?«
    »Mädchen«, sagte ich, indem ich ihr die Wange tätschelte, »auf den Mund gefallen bist du nicht, wie? Die anderen da sind gute Leute und ich ebenso. Hier hast du einen Sou, geh und trink ihn auf meine Gesundheit.«
    »Einen Sou!« sagte sie und machte große Augen. »Ha, Monsieur! Dafür erzähl ich Euch alles, was Ihr wissen wollt, über sämtliche Bewohner unserer Gasse! Aber, Monsieur«, fuhr sie fort, »solltet Ihr eines Tages eine Kammerfrau benötigen, denkt an mich, ich heiße Guillemette und wohne in dem Haus rechts von der alten Nadlerei. Meine gute Herrin ist während der Belagerung gestorben, ich bin stellenlos und muß mit sechzehn Jahren noch meinen Eltern zur Last fallen.«
    Hiermit machte sie lächelnd einen artigen Knicks und ging.
    »Nettes Weib!« sagte Pissebœuf zu Poussevent. »Bei der möcht ich unterkriechen.«
    »Arkebusier«, sagte Miroul, der gern den Moralapostel spielte, seit der König ihn geadelt hatte, »laß deine anzüglichen Reden! Herr Marquis«, fragte er, mir zugewandt, »was machen wir nun?«
    »Miroul«, sagte ich, indem ich ihn unterhakte und beiseite zog, »offen gestanden, die Sache gefällt mir nicht: Ein schiefer Blick, und diese Strolche dort gehen aufs Ganze. Der Büttel, das siehst du ja, hat Angst vor ihnen. Und wenn es zum Handgemenge kommt, ist auf Tronson wenig Verlaß. Auf seine Gesellen noch weniger. Das heißt, wir wären vier gegen fünfzehn, und fünfzehn, das ist viel, Miroul! Soll ich unser Leben riskieren wegen ein paar Möbeln, so kostbar sie mir auch sind?«
    »Aber was dann?« fragte Miroul. »Sie rauben lassen?«
    »Nein, Miroul! Geh zum Louvre, such Vitry, und flüstere ihm, was hier los ist; sag ihm, er möge mit einem Dutzend Arkebusieren zu unserer Verstärkung kommen.«
    »Mein Pierre«, sagte Miroul, und sein blaues Auge blickte argwöhnisch, sein braunes besorgt, »und was machst du, während ich fort bin?«
    »Ich werde mit Bahuet reden.«
    »Das ist gefährlich, mein Lieber. Vor allem, wenn du die Pfoten in den Rattenkäfig dort steckst.«
    »Ich weiß, mein Lieber. Geh unbesorgt.«
    Als ich nun sah, daß Guillemette mit ihrem leeren Korb neugierig um uns herumstrich, ging ich und faßte sie bei ihrem rundlichen Arm.
    »Mädchen, zwei Sous für dich«, raunte ich ihr ins Ohr, »wenn du mir Schreibzeug und einen kleinen Laufjungen beschaffst.«
    »Ha, Monsieur, zwei Sous! Ihr seid wahrlich kein Knauser! Ich bin im Nu wieder da.«
    Wie der »Hauptmann« Tronson das hörte, trat er in seiner gepanzerten Gewichtigkeit auf mich zu.
    »Herr Marquis«, sagte er mit völlig neuem Respekt, »ich verstehe all dieses Hin und Her nicht. Beliebt mir ein Licht aufzustecken.«
    »Ich will Bahuet mit ein paar Zeilen bewegen, mich hier aufzusuchen.«
    »Herr Marquis, Ihr begebt Euch in Gefahr!«
    »Du mußt sie nicht teilen. Ich will ihn auf jeden Fall sprechen.«
    »Dann, Herr Marquis, beliebt ihn an seine Schuldigkeit mir gegenüber zu erinnern.«
    »Wieviel schuldet er dir?«
    »Hundert Ecus. Er hätte sie mir schon vor drei Jahren zurückzahlen sollen.«
    »Beim Ochsenhorn, drei Jahre! Warum hast du nicht gegen ihn prozessiert?«
    »Herr Marquis, Ihr macht Witze! Niemals hätte der Gerichtshof mir gegen einen von den ›Sechzehn‹ Recht gegeben, nachdem die den Gerichtspräsidenten Brisson hingerichtet hatten. Und Bahuet hätte mich einsperren lassen!«
    »Und jetzt, seit der Wind sich gedreht hat?«
    »Das Gericht ist langsam. Bis dahin ist Bahuet

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