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Der Tag der roten Nase

Der Tag der roten Nase

Titel: Der Tag der roten Nase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mikko Rimminen
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Eingang D, die Tür noch offen. Einige Dutzend Meter
     konnte ich noch allerlei umherwirbelnde, kreisende und irgendwie in sich geschlossene Gedanken fortspülen, von denen der hervorstechendste natürlich zu
     der Art gehörte, von wegen Was jetzt, ich kann doch da nicht einfach hingehen, bestimmt ist die ganze Familie schon zu Hause, was soll ich denen denn
     sagen. Wenn man so etwas wiederkäut, macht das den Dummen auch nicht fromm, und meine Schritte wurden noch energischer als zuvor. Da stand ich dann
     plötzlich vor der Tür und schlüpfte ins Treppenhaus.

Es war schwer, den Rückzug anzutreten, und gleichzeitig musste ich mich fragen, warum ich den Rückzug überhaupt antreten sollte. Eine präzisierende Frage, dachte ich, nur eine, ich könnte sie an der Tür stellen, die Frage, welche Frage, ich hatte natürlich welche aufgeschrieben, aber es musste ja wohl möglich sein, eine klägliche Frage ohne Manuskript zu stellen. Doch gerade als der Kopf funktionieren sollte, segelte bloß ein Haufen langsamer, zäher, undeutlicher Fragen, die schon in derselben Minute auf den Schrott gehört hätten, durch mein Hirn: Sehen Sie lieber fern oder hören Sie lieber Radio?, Sind Sie ein Weihnachtsmensch?, Wie viele Finger sehen Sie bei sich und anderen?, Mögen Sie Hühnerleber?, Ich auch, Entschuldigung, jetzt sind mir die Unterlagen durcheinandergeraten. Und so weiter und so weiter, und da war ich plötzlich auch schon im zweiten Stock, starrte auf die Tür und den Namen auf der Briefklappe, Jokipaltio, großartiger Name, irgendwie herrschaftlich. Das würde ich ihr sagen.
    Und als ich gerade dachte, dass ich vielleicht doch nicht als Allererstes sagen sollte, ich hätte mich nur deshalb in das verschlafene Provinznest geschleppt, weil ich ihren Familiennamen so imposant fand, just als ich ihn zu Ende gedacht hatte, den Gedanken, hörte man hinter der Tür, aus gerade mal zwei Meter Entfernung, Geraschel, Gerumpel und allerlei Aufbruchgeräusche, vor allem aber Rauskunft, zu mir, insTreppenhaus, genau dahin, wo ich vollkommen gelähmt auf der Stelle stand. Dann ertönte ein backfischnasales Tschüs und darauf ein anderes Tschüs und schließlich Irjas klare, weit tragende, entschiedene Stimme: »Um zehn seid ihr wieder zu Hause.«
    Natürlich hätte ich die Treppe hinunterrennen und schlicht und einfach fliehen können, aber meine Gedanken hatten sich im Nu in ein trübes Ragout verwandelt. Darum schwappte ich quasi bloß auf der Stelle hin und her, versuchte mich irgendwo hinzubewegen, stolperte, prallte gegen die Nachbarstür und brachte dort die Klingel zum Scheppern. Gleichzeitig schickte ich stumme Wünsche in alle möglichen Richtungen, dass bloß jemand die Tür aufmachen möge, bevor die Wohnungstür der Jokipaltios aufginge.
    Da hörte ich hinter meinem Rücken die Tür aufgehen, mit einem Knarren, in dem jene Kombination aus Entschlossenheit, Hast und Grimm lag, die nur entsteht, wenn Menschenwesen im Teenageralter für den Abend die Wohnung verlassen. Gleich darauf geschah sehr viel auf einmal: Im selben Moment, in dem ich zwei tuschelnde Mädchen ins Treppenhaus schießen sah, registrierte ich eine sportschauartige Erkennungsmelodie, die aus der offenen Tür drang, worauf eine Männerstimme etwas ausstieß, was genau, konnte ich nicht verstehen, aber der kommandierende Tonfall war unmissverständlich; dann hörte ich aber auch schon ein argwöhnisches Gleiten von Schlössern hinter der Tür unmittelbar vor mir, welche überraschend schnell einen Spaltbreit aufging, worauf ich mich sofort durch die gerade mal brettbreite Öffnung zwängte.
    Bevor ich mich in dem fremden Flur in den Armen einererschrocken aussehenden blonden Frau wiederfand, konnte ich gerade noch Schritte wie Marmorkugeln die Treppe hinunterprasseln hören. Dann war ich auch schon eine Erklärung schuldig.
    Ich löste mich aus den Armen der Frau und wich zwei Schritte zurück. Jetzt sah ich sie zwar in voller Größe vor mir, konnte ihr aber nicht in die Augen sehen, ich schämte mich, und so sah ich denn an ihr vorbei in den Flur, von dem dieses Mal nicht mehr in Erinnerung blieb, als dass er schmal war und anders als bei den Nachbarn, dass der Fußboden jedoch mit dem gleichen grauen Linoleum ausgelegt war wie nebenan und dass ein langer, schmaler, rot-schwarz karierter Teppich darauf lag. Licht fiel nur vom Treppenhaus und aus den Zimmern in den Flur. Die Jacken hingen ordentlich aufgereiht an der Kleiderstange, von einer Ausnahme

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