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Der Teufel trägt Prada

Der Teufel trägt Prada

Titel: Der Teufel trägt Prada Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger
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in einer Tour in der Gegend rumscheucht. Ich wollte einfach nicht diejenige sein, die Freitagabend dazwischenfährt, wenn du vielleicht endlich mal ausspannst oder was mit Alex machst. Er sagt, ihr seht euch so gut wie nie, und da wollte ich ihm nicht auch noch was abknapsen. Wenn die Kacke richtig am Dampfen gewesen wäre, hätte ich dich schon angerufen, und ich weiß, du wärst wie der Blitz dagewesen. Aber noch mal, zu deiner Beruhigung, es war nicht so schlimm. Schwamm drüber, okay? Ich bin ganz schön fertig, ich will bloß noch duschen und ins Bett.«
    Mir hatte es schlicht die Sprache verschlagen; Lily nahm mein Schweigen für Zustimmung.
    »Bist du noch da?«, fragte sie, nachdem ich ungefähr eine halbe Minute lang verzweifelt versucht hatte, ein Wort zur Entschuldigung, Erklärung oder zu sonst irgendwas zu finden. »Hör zu, ich bin eben erst zur Tür rein. Ich muss jetzt schlafen. Kann ich dich später anrufen?«
    »Ähm, ja klar«, brachte ich heraus. »Lil, es tut mir alles so Leid. Falls ich dir gegenüber je den Eindruck erweckt habe, dass du nicht -«
    »Hör auf, Andy. Es ist alles im Lot – mit mir, mit uns. Vertagen wir das Ganze einfach.«
    »Okay. Schlaf gut. Ruf mich an, wenn ich irgendwas für dich tun kann...«
    »Mach ich. Ach, übrigens, was sagst du denn zu unserer neuen Heimat?«
    »Super, Lily, echt super. Das hast du wirklich spitzenmäßig
hingekriegt. Es ist noch besser, als ich es mir vorgestellt habe. Uns wird’s hier bestimmt gut gehen.« Ich fand selbst, dass meine Stimme hohl klang, und es war klar, dass ich nur redete, um zu reden, um Lily am Telefon festzuhalten und mich zu vergewissern, dass unsere Freundschaft nicht irgendeinen unerklärlichen, aber dauerhaften Knacks abbekommen hatte.
    »Prima. Freut mich, dass sie dir gefällt. Hoffentlich findet Mr. Zungenring sie auch so schön.« Ihre Witzelei hörte sich schon wieder ziemlich gewollt an.
    Danach stand ich im Wohnzimmer und starrte das Telefon an, bis Mom hereinkam und verkündete, dass sie Alex und mich zum Mittagessen einladen wollte.
    »Was hast du, Andy? Und wo steckt Lily? Ich dachte, wir sollten ihr auch ein bisschen helfen, aber so gegen drei wollten wir eigentlich wieder aufbrechen. Ist sie denn schon unterwegs?«
    »Nein, sie ist – äh, sie ist krank, seit gestern Abend. Es hat sich die letzten Tage offenbar schon angekündigt, und wahrscheinlich verschiebt sie den Umzug auf morgen. Das war sie gerade, am Telefon.«
    »Bist du sicher, dass sie zurechtkommt? Sollten wir nicht lieber doch bei ihr vorbeischauen? Das Mädchen tut mir immer so Leid – keine richtigen Eltern, nur diese alte Spinatwachtel von Großmutter.« Sie legte mir die Hand auf die Schulter, was alles nur noch schlimmer machte. »Ein Glück, dass sie dich zur Freundin hat. Sonst wäre sie ganz allein auf der Welt.«
    Nach ein paar Sekunden hatte ich den Kloß im Hals bezwungen: »Ja, stimmt wohl. Aber ihr geht’s so weit gut, ganz bestimmt. Sie schläft es einfach weg. Kommt, wir holen uns ein paar Sandwiches, okay? Der Portier hat mir erzählt, dass es vier Straßen weiter ein Café mit lauter leckeren Sachen gibt.«
     
    »Büro Miranda Priestly«, meldete ich mich mit meinem neu antrainierten gelangweilten Tonfall, der Anrufern klar machen sollte, dass sie mich in meiner geheiligten E-Mail-Stunde störten.

    »Hi, sss-preche ich mit Em-Em-Emily?«
    »Nein, hier ist Andrea, Mirandas neue Assistentin«, teilte ich der bestimmt tausendsten neugierigen Anruferin mit.
    »Ach was, Sie sind also Mirandas neue Assistentin«, röhrte die Stimme los, an der jeder Logopäde seine helle Freude gehabt hätte. »Das g-g-g-glücklichste Mädchen auf G-g-gottes Erden! Wie schmeckt Ihnen denn bisher Ihr Posten bei diesem Satansbraten?«
    Ich horchte auf. Das waren ja ganz neue Töne. Noch nie, seit ich bei Runway arbeitete, war mir jemand untergekommen, der so dreist über Miranda zu lästern wagte. Meinte sie es ernst? Oder war das eine Falle?
    »Äh, nun ja, für Runway zu arbeiten, ist natürlich eine äußerst lehrreiche Erfahrung«, brachte ich stammelnd heraus. »Millionen junge Frauen würden ihr Leben für solch einen Job geben.« Hatte ich das tatsächlich gerade so gesagt?
    Einen Moment lang herrschte Schweigen, dann kreischte sie los wie eine Hyäne. »Ach du Scheiße, d-d-d-das haben Sie aber perfekt hingekriegt!«, heulte sie, vor Lachen halb erstickt. »Hält sie Sie hinter Schloss und Riegel und lässt Sie so lange kein Stück von

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