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Der Teufel trägt Prada

Der Teufel trägt Prada

Titel: Der Teufel trägt Prada Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger
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händigte mir einen braunen Umschlag aus. »Ist vor ein paar Minuten gekommen. Steht ›Eilig‹ drauf.« Ich bedankte mich, setzte mich in ein Eck des Foyers und überlegte, wer mir wohl Freitagnacht um zehn dringende Post zukommen ließ. Ich riss den Umschlag auf und zog eine Karte heraus:
    Liebste Andrea,
    das war wirklich ein supernettes Zusammentreffen heute Abend! Lassen Sie uns doch nächste Woche einmal miteinander Sushi essen gehen oder so?! Beiliegendes habe ich Ihnen auf dem Heimweg noch schnell vorbeigebracht – dachte mir, Sie könnten eine kleine Aufheiterung gebrauchen, nach diesem Abend. Viel Spaß damit.
    Gruß und Kuss,
    Ilana
    »Beiliegendes« war das auf Din-A-4 vergrößerte Foto von Miranda der Schlange. Ich nahm es mir zur Brust, nachdem ich die Manolos weggeschlenkert hatte, und begutachtete besonders Mirandas Augen, während ich meine armen gemarterten Füße massierte. Auf dem Bild blickte sie einschüchternd drein, gemein und widerwärtig, genauso, wie ich sie kannte. Aber heute Abend hatte sie auch traurig und einsam ausgesehen. Was würde es denn bringen, das Bild an den Kühlschrank zu hängen und mich mit Lily und Alex darüber lustig zu machen? Davon taten meine Füße auch nicht weniger weh und war mein Freitagabend nicht weniger versaut. Ich zerriss es und humpelte zum Aufzug.

15
    »Andrea, hier ist Emily«, krächzte eine Stimme aus dem Telefon. »Hörst du mich?« Es war Monate her, dass Emily mich so spät am Abend zu Hause angerufen hatte; hier musste ein echter Notfall vorliegen.
    »Ja, klar. Du klingst ja grauenhaft«, sagte ich und schoss vom Kissen hoch, nur von dem einen Gedanken beseelt: was Miranda angestellt haben mochte, um sie in so einen Zustand zu versetzen. Beim letzten Mal hatte sie sie Samstagnacht um elf angerufen und von Emily verlangt, für sie und Mr. Tomlinson ein Privatflugzeug zu chartern, weil ihr Linienflug von Miami nach New York wegen schlechter Wetterbedingungen gestrichen worden war. Emily wollte gerade aufbrechen und ihren Geburtstag feiern; ihr Hilferuf auf dem Anrufbeantworter erreichte mich erst am nächsten Tag. Als ich sie endlich zurückrief, war sie immer noch in Tränen aufgelöst.
    »Ich hab meine eigene Geburtstagsparty verpasst, Andrea«, greinte sie los, kaum dass sie abgehoben hatte. »Meine eigene Geburtstagsparty, bloß weil ich einen Flug für sie organisieren musste!«
    »Und wieso konnten sie nicht irgendwo im Hotel übernachten und es wie jeder Normalmensch am nächsten Tag wieder versuchen?« Die Frage war rhetorisch, wir wussten es beide.
    »Sieben Minuten nach ihrem ersten Anruf hatte ich für sie Penthouse-Suiten im Shore Club, im Albion und im Delano reserviert, weil ich dachte, das kann sie doch im Leben nicht ernst
meinen – Herrgott noch mal, es war Samstagnacht. Wie zum Teufel soll man Samstagnacht um elf einen Flug chartern?«
    »Die Alternative hat ihr vermutlich nicht so richtig gefallen?«, fragte ich in besänftigendem Ton und fühlte mich einerseits grässlich schuldig, weil ich nicht zur Stelle gewesen war, andererseits im siebten Himmel, dass dieses Geschoss mich verfehlt hatte.
    »Ganz und gar nicht. Sie rief alle zehn Minuten an und wollte wissen, warum ich noch immer nichts für sie gefunden hätte, und in der Zeit musste ich die anderen immer auf Warteschleife schalten, und bis ich mit Miranda durch war, hatten sie wieder aufgelegt.« Sie holte hörbar Luft. »Ein Albtraum.«
    »Und, was war dann schließlich? Ich wage kaum zu fragen.«
    »Was war? Frag lieber, was nicht war! Ich habe bei jeder einzelnen Chartergesellschaft im Staate Florida angerufen und, wen wundert’s, Samstagnacht um zwölf kein Schwein mehr ans Telefon gekriegt. Ich hab mit freien Piloten per Funk verhandelt, Inland-Fluggesellschaften kontaktiert und zum Schluss so eine Art Oberguru vom Miami International Airport an der Strippe gehabt und ihm verklickert, dass ich binnen der nächsten Stunde gern zwei Leute nach New York geflogen haben möchte. Weißt du, was er gemacht hat?«
    »Na?«
    »Er hat gelacht. Wie bekloppt. Ich wäre eine Strohfrau für Terroristen, für Drogenschmuggler, für Was-weiß-Ich, hat er behauptet. Eher würde 20-mal hintereinander der Blitz in mich fahren, als dass ich mir um diese Zeit, ganz gleich zu welchem Preis, noch ein Flugzeug samt Piloten unter den Nagel reißen könnte. Und falls ich mir einfallen lassen sollte, noch mal anzurufen, sähe er sich gezwungen, meine Anfrage an das FBI weiterzuleiten. Wie

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