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Der Teufel trägt Prada

Der Teufel trägt Prada

Titel: Der Teufel trägt Prada Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger
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so gelaufen ist? Also gut. Hauptsächlich habe ich mich mit der Frage abgeplagt, wie ich zum Schlafen kommen soll, wenn unaufhörlich das Telefon klingelt, und wie ich mir gleichzeitig zwischen zwei und sechs Uhr morgens genügend Futter in den Rachen stopfen kann, um die restlichen 20 Stunden
durchzuhalten. Scheiße, Em, hier geht’s zu wie im Ramadan, von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang gibt es nicht das kleinste Krümelchen. Was du hier alles verpasst – du kannst dir echt Leid tun.«
    Es blinkte auf der anderen Leitung, und ich schaltete Emily auf Warteschleife. Jedes Mal wenn es klingelte, dachte ich unwillkürlich, es wäre Alex, der mir sagen wollte, dass alles wieder gut werden würde. Seit meiner Ankunft hatte ich ihn zweimal mit meinem internationalen Handy angerufen, aber wie in Juxzeiten als Teenager jedes Mal aufgelegt, sobald er sich meldete. Noch nie hatten wir so lange nichts voneinander hören lassen; einerseits wollte ich wissen, wie es ihm ging, andererseits musste ich mir auch eingestehen, dass das Leben erheblich einfacher lief, seit wir den Streitereien und gegenseitigen Vorwürfen Einhalt geboten hatten. Trotzdem hielt ich wieder einmal den Atem an – bis Mirandas Stimme mir ins Ohr kreischte.
    »Aan-dreh-aa, wann soll Lucia eintreffen?«
    »Oh, hallo Miranda. Moment, ich schaue schnell in ihrem Reiseplan nach. Ah ja, hier steht, dass sie heute direkt von dem Shooting in Stockholm herfliegt. Sie müsste schon im Hotel sein.«
    »Verbinden Sie mich.«
    »Ja, Miranda, einen Augenblick, bitte.«
    Ich klinkte mich wieder bei Emily ein. »SIE ist es, bleib dran.
    - Miranda? Ich habe jetzt Lucias Nummer da und verbinde Sie.«
    »Warten Sie, Aan-dreh-aa. Ich verlasse das Hotel in 20 Minuten und bin den ganzen Tag unterwegs. Bis ich zurückkomme, brauche ich ein paar Schals und einen neuen Koch. Er sollte mindestens zehn Jahre Erfahrung vorwiegend in französischer Küche vorzuweisen haben und vier Abende pro Woche für die Familie sowie zweimal im Monat für Dinnerpartys zur Verfügung stehen. So, und jetzt verbinden Sie mich mit Lucia.«
    Eigentlich hätte ich ja einen Schreikrampf kriegen müssen,
weil Miranda allen Ernstes von mir verlangte, ihr von Paris aus einen neuen Koch für New York zu verschaffen, aber ich dachte nur an eins: Gleich verließ sie das Hotel – ohne mich – und war bis abends weg. Zurück zu Emily mit der frohen Botschaft, dass Miranda einen neuen Koch wünschte.
    »Ich kümmere mich darum, Andy«, würgte sie unter Husten heraus. »Ich sondiere schon mal das Feld, und dann kannst du dir die aussichtsreichsten Kandidaten vornehmen. Finde aber erst mal heraus, ob Miranda mit der Vorstellungsrunde warten will, bis sie wieder hier ist, oder ob du lieber schon vorher ein paar einfliegen lassen sollst, okay?«
    »Das kann nicht dein Ernst sein.«
    »O doch. Cara zum Beispiel hat Miranda letztes Jahr angeheuert, während sie in Marbella war. Das vorige Kindermädchen hatte sie einfach sitzen gelassen, und sie sagte, ich solle ihr die drei Finalistinnen schicken, damit sie sofort wieder jemanden hätte. Also frag nach, okay?«
    »Alles klar«, brummte ich. »Und danke.«
    Nach dem ganzen Geschwafel über Massagen bekam ich plötzlich Lust, mir selbst mal eine zu gönnen. Der nächste freie Termin, so erfuhr ich am Telefon, war erst am frühen Abend; zur Überbrückung ließ ich mir ein Riesenfrühstück aufs Zimmer servieren. Bis der Page erschien, hatte ich mich in einen der hoteleigenen, plüschigen Morgenmäntel gehüllt, die passenden Schlappen dazu angezogen und rüstete mich innerlich für ein köstlich duftendes Schlemmermahl mit Omelett, Croissants, Plundergebäck, Muffins, Bratkartoffeln, Frühstücksflocken und Crêpes. Pappsatt und randvoll mit Tee watschelte ich zurück zu dem bislang schmählich vernachlässigten Bett und war so schnell weg, dass ich später ernsthaft überlegte, ob mir wohl jemand was in den Orangensaft getan hatte.
    Die Massage bildete die Krönung dieses herrlich entspannten Tages. Miranda hatte nur einmal – ein einziges Mal! – angerufen und mich aus dem Schlaf gerissen, weil sie für den nächsten Tag
eine Reservierung zum Mittagessen haben wollte. Gar nicht mal so übel , dachte ich, während die Masseurin mit starker Hand meine verspannten Nackenmuskeln durchknetete. Hat durchaus auch Vorteile, das Ganze . Ich war gerade wieder am Wegdösen, als das Handy, das ich nur höchst widerwillig mitgenommen hatte, penetrant zu klingeln

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