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Der Teufel trägt Prada

Der Teufel trägt Prada

Titel: Der Teufel trägt Prada Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger
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sein, dass ich ein Promi war. War ich aber nicht. Slalom durch verschiedene Grüppchen und Trüppchen, vorbei an der Vorspeisentheke mit Lamm- und Kalbsbraten, vorbei an der Pizza mit getrockneten Tomaten und Ziegenkäse, dem Tagesgericht, das auf einem Katzentisch in der so genannten »Kalorienecke« ein kümmerliches Dasein fristete. Die schwierigste Hürde aber kam erst noch: die Salattheke von der Länge einer Landepiste, auch unter dem Namen »Futterkrippe« bekannt, an der man sich von vier Seiten gleichzeitig bedienen konnte. Ich hatte Glück, die hungrigen Horden ließen mich durch, als ich ihnen schwor, dass ich nicht die Absicht hatte, ihnen die letzten Tofuwürfelchen vor der Nase wegzuschnappen. In der hintersten Ecke, noch hinter dem Panini-Ständer, hielt einsam und verlassen die Suppenstation die Stellung. Einsam und verlassen deswegen, weil der Suppenkoch der einzige war, der sich standhaft weigerte, auch nur eines seiner Gerichte halbfett, fettarm, fettfrei, salz- oder kalorienarm zuzubereiten. Er blieb einfach stur. Darum war seine Essensausgabe in der ganzen Cafeteria die einzige, vor der sich nie eine Schlange bildete, was wiederum für mich Grund genug war, sie jeden Tag im Laufschritt anzusteuern. Da es im gesamten Verlagsgebäude außer mir keine anderen Suppenesser zu geben schien, beschränkte sich das Angebot auf eine Suppe pro Tag. Ich hoffte auf eine Tomatensuppe mit Cheddarkäse. Doch was bekam ich? Muschelsuppe. Während sie mir der Koch in die Suppentasse schöpfte, verkündete er stolz, dass sie mit echter Sahne zubereitet sei. Drei Leute an der Futterkrippe drehten sich entsetzt staunend nach mir um. Nun hatte ich nur noch ein Hindernis vor mir. Ich musste mich um die Menschenscharen herumkämpfen, die den Gastkoch des Tages belagerten. Im vollen Ornat zelebrierte er vor den Augen seiner begeisterten Anhänger die Kunst der Sashimi-Zubereitung. Ich
las sein Namensschild: Nobu Matsuhisa. Wenn ich wieder an meinem Schreibtisch saß, musste ich unbedingt daran denken nachzusehen, wer er war, da ich, so wie es aussah, offenbar die einzige Mitarbeiterin im ganzen Haus war, die ihn nicht kannte. Was mochte schlimmer sein? Nie von Miranda Priestly gehört zu haben oder Mr. Matsuhisa nicht zu kennen?
    Die zierliche Kassiererin warf zuerst einen Blick auf die Suppe und dann auf meine Hüften. Oder bildete ich mir das nur ein? Obwohl ich mich inzwischen schon daran gewöhnt hatte, immer und überall kritisch beäugt zu werden, hätte ich schwören können, dass sie mich mit demselben Blick bedachte, den ich für einen 5-Zentner-Menschen übrig gehabt hätte, der acht Hamburger bestellt – leise fragend: »Wollen Sie sich das wirklich antun?« Aber wahrscheinlich litt ich mittlerweile einfach schon an leichtem Verfolgungswahn. Wer war denn diese Person? Eine Kassiererin in einer Cafeteria, mehr nicht. Keine Beraterin der Weight Watchers. Keine Moderedakteurin.
    »Die Suppen sind heutzutage nicht sehr gefragt«, sagte sie leise, während sie den Preis eintippte.
    »Muschelsuppe ist ja auch bestimmt nicht jedermanns Sache«, murmelte ich und zog meine Karte durch das Lesegerät. Konnte sie nicht ein bisschen schneller machen?
    Sie sah mich mit ihren Rehaugen an. »Ich glaube, daran liegt es nicht. Aber der Koch besteht darauf, diese unglaublich nahrhaften Suppen zu kochen. Haben Sie eine Vorstellung, was für eine Kalorienbombe Sie da eben gekauft haben? Wissen Sie, wie dick ein Tässchen Suppe machen kann? Manche Leute würden schon allein von dem Anblick zehn Pfund zunehmen…« Was du dir mit deiner Figur jedenfalls nicht leisten kannst , schien sie schweigend hinzuzufügen.
    Autsch, das hatte gesessen. Als ob es nicht schon schwer genug für mich war, mir unter den kritischen Blicken der gertenschlanken, langbeinigen, blondmähnigen Runway -Nymphen einzureden, dass ich für meine Größe normalgewichtig war. Und
nun rieb mir auch noch die Kassiererin unter die Nase, dass ich zu dick sei? Ich riss ihr meine Tüte weg, wühlte mich durch die Menge und enterte die nächstgelegene Toilette, direkt gegenüber der Cafeteria, sehr praktisch für Leute, die sich kleinerer Essenssünden gleich wieder entledigen wollten. Obwohl ich wusste, dass mir das Spieglein an der Wand nichts anderes sagen würde als am Morgen, baute ich mich todesmutig davor auf. Eine wutverzerrte Grimasse starrte mir entgegen.
    »Was machst du denn hier? Bist du wahnsinnig geworden?« Dass Emily mein Spiegelbild nicht laut

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