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Für immer, Dein Dad

Für immer, Dein Dad

Titel: Für immer, Dein Dad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lola Jaye
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Prolog
    Mum heiratet einen Typen, den sie beim Bingo kennengelernt hat.
    Angeblich haben sie sich verliebt, als er in einem verräucherten Saal voll gelangweilter, zahlenankreuzender Hausfrauen in Lewisham die Bingo-Zahlen ausrief. Mit gesenktem Blick eine Nummer ausstreichen, dann noch eine, bis eine fette Frau «Bingo!» kreischt. Ich hasse sie. Ich hasse Bingo. Mum hasse ich manchmal auch. Und am meisten von allen hasse ich
ihn
. Weil er mich rumkommandiert, weil er will, dass ich ihn Dad nenne, weil er
so tut
, als wäre er mein Dad, und vor allem, weil er nicht mein Dad
ist
.
    Mein Dad ist tot.
    Vor fast sieben Jahren hat ihn eine Krankheit erwischt, deren Namen ich nicht mal aussprechen kann. Das war 1983, ich war fünf Jahre alt und er dreißig.
    Aber darüber reden wir zu Hause nicht.
    Eigentlich reden wir gar nicht mehr über
ihn
.
     
    Ich saß also auf meiner Bettkante, summte heiser die Titelmelodie von
Brookside
und ließ im Takt dazu meine Füße in ihren Doc Martens baumeln. Dann schüttelte ich meine peinlichen Ringellocken, deren Styling Ewigkeiten gedauert hatte und die widerlich nach Haarfestiger stanken, undstieß einen genervten Seufzer aus. Ich hatte es satt. Schließlich war ich schon fast ein Teenager, und trotzdem saß ich nun hier in einem gelben Rüschenkleid, in dem ich aussah wie eine bescheuerte Sahnetorte. Am liebsten wäre ich abgehauen. Vielleicht mit Carla – meiner besten Freundin – runter zum Spielplatz. Ich hätte sogar lieber Hausaufgaben gemacht, und dazu konnte ich mich sonst erst nach tausend Aufforderungen durchringen. Ehrlich, ich hätte fast alles getan, um dieser blöden, armseligen «Hochzeit des Jahres» zu entkommen.
    «Lois!», rief Mum mit ihrer Flötenstimme.
    «Was?», gab ich zurück und verdrehte genervt die Augen zur Decke.
    «Wie bitte, junge Dame?», rief sie.
    «Ich meine, ja, Mummy?», erwiderte ich so freundlich, wie ich nur konnte.
    Die Tür zu meinem Zimmer, an der dick und fett BITTE NICHT STÖREN stand (Konnte sie eigentlich nicht lesen?), öffnete sich. «Bist du fertig, Lois? Wir müssen um elf in der Kirche sein, und es ist schon fünf vor zehn!»
    Meine Mutter in ihrem Hochzeits-Outfit sah fast genauso furchtbar aus wie ich. Schriller blauer Lidschatten über einer zweiteiligen eierschalfarbenen Katastrophe mit Puffärmeln. Puffärmel! Wir hatten 1990! Wer
trug
so was denn noch? Die silbernen Schuhe und die zurückgekämmte Frisur, die höchstens einem schizophrenen Pudel gestanden hätte, verbesserten den Gesamteindruck auch nicht gerade.
    «Ich bin fast fertig», antwortete ich zuckersüß und bemühte mich redlich, meine schlechte Laune zu verbergen. Dann schwang ich mich vom Bett und griff nach den rosa Püppchenschuhen, die sie mir bloß gekauft hatte, um michnoch ein bisschen mehr zu blamieren. Die meisten Leute waren mir ja egal, aber Carla und ihr Bruder Corey würden kommen und Zeugen meiner Erniedrigung werden, und das war einfach nicht fair!
    «Du siehst bezaubernd aus!», schwärmte meine Mutter. Eine lächerliche Sekunde lang glaubte ich, sie würde losheulen.
    «Mmh, danke», murmelte ich, glitt aus meinen gut eingelaufenen DMs und stieg in die Puppenschuhe. Das harte Plastik drückte sofort schmerzhaft auf meinen rechten kleinen Zeh. Erst in der Woche zuvor hatte ich herausgefunden, dass mein rechter Fuß größer war als der linke. Ich habe eine verdammte Missbildung.
    «Dann also los, Lois, lass uns gehen.» Ich übersah geflissentlich Mums Hand, die sie mir wie einen Revolver entgegenstreckte. «Ich will an meinem großen Tag schließlich nicht zu spät kommen!»
    Es war einer der heißesten Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Das bekam ich in meinem Kleid nur allzu gut zu spüren. Es klebte an mir wie Fliegen an Hundekacke. Weil ich davon einen Hitzeausschlag bekam, musste ich mich die ganze Zeit bis zum «Ja, ich will» und dem Ringetausch wie verrückt kratzen. Wenigstens war der Gottesdienst kurz. Aber dafür zog sich der Empfang (in einem Restaurant, das nach Desinfektionsmittel stank) leider viel länger als notwenig hin. Langweilige Geschichten machten die Runde, und mit all den Küsschen, Umarmungen, faden Reden und verschwitzten Verwandten, die mich unbekannterweise an sich drückten, wurde diese Feier im Millisekundentakt immer grässlicher. Die Krönung war, dass Carla zwischen ihrem Vater und ihrem Bruder eingezwängt an einem Tisch saß, der meilenweit von meinem entfernt stand.Dieser Tag war wirklich der

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