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Der Thron des Haryion

Der Thron des Haryion

Titel: Der Thron des Haryion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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erhaschte er einen Blick auf etliche Dutzend Haryien, die aus der Fahrtrichtung der Phanus her im Anflug waren.
    Warnschreie gellten auf. Überall lösten sich die Leiber der Kämpfenden voneinander.
    Gerrek vernahm das Schwirren einer Bogensehne; ein Pfeil zischte unmittelbar an seinem Schädel vorbei. Von den beiden Haryien, denen er eben entkommen war, warf die eine den Kopf hoch und brach lautlos zusammen.
    Der Beuteldrache wandte sich um. Da stand Robbin mit hängenden Schultern, einen Bogen in Händen und zwei weitere Pfeile.
    »Soll ich zusehen, wie Asmilai den Zweikampf verliert?« sagte er nur. »Bei den Nesfar würde das unserem Ansehen nicht dienlich sein.«
    »Nein«, machte Gerrek irritiert. »Du hast recht.«
    Die wenigen Zaron-Haryien, die noch dazu in der Lage waren, flohen. Keine ihrer Gegnerinnen schickte sich an, ihnen zu folgen, auch jene nicht, die als Verstärkung heranrückten und mittlerweile die Phanus nahezu gänzlich eingekreist hatten.
    »So schnell kommen die bestimmt nicht wieder.« Aufatmend blickte Gerrek über das Deck. Heeva und Lankohr fehlten. Aber um sie brauchte man sich keine Sorgen zu machen. Wahrscheinlich steckten die beiden Aasen irgendwo im Bauch des Schiffes und rieben schon wieder die Nasen aneinander.
    Mit ausgebreiteten Schwingen stand Asmilai da und erteilte Befehle. Die Größe von nahezu elf Fuß und die imposante Erscheinung ließen in ihr das Geschöpf einer anderen Welt erkennen. In gewisser Weise war dem auch so. Selbst die Tatsache, daß die Haryien sich eines Gemischs aus Gorgan und anderer Sprachen bedienten, vermochte daran nichts zu ändern.
    Die Nesfar stießen die getöteten Angehörigen ihres Stockes ebenso in die Tiefe wie die Leichen ihrer Gegnerinnen. Mehrere flügellahme Zaron wurden gefangengenommen.
    Burra sammelte ihre Kriegerinnen. Keine hatte wirklich ernsthafte Verletzungen davongetragen.
    Erst jetzt stellte Gerrek fest, mit welchem Schwert Fronja sich verteidigt hatte, weil sie es an Burra zurückgab. Mit Mythor hatte sie gekämpft.
    »Mein Handwerk ist nicht das des Krieges«, sagte sie leise. »Und ich hoffe, ich werde es nie erlernen müssen.«
    Die Amazone Zaems verzog ihr Gesicht zu einem spöttischen Grinsen. Sie zeigte ihre zugespitzten Zähne.
    »Wer in Vanga könnte in Frieden leben, gäbe es das Schwert nicht?« erwiderte sie grollend. »Glaubst du, die Dämonen fragen danach, ob sie Wehrlosen den Hals umdrehen?«
    Fronja deutete auf Siebentag, den Menschenfresser aus dem Land der wilden Männer, der sich abseits hielt.
    »Immerhin hat er einen Dämon ohne Waffe besiegt.«
    Burra lachte und gab mit abwürfiger Handbewegung zu verstehen, daß sie nicht länger gewillt war, darüber zu reden. Sie achtete Fronja und verehrte Mythor, aber ihr Leben wurde vom Schwert bestimmt. Und sie war überzeugt davon, daß niemand wie Fronja, die über lange Zeit hinweg nur in ihren Träumen Befriedigung gefunden hatte, das verstehen konnte. Irgendwann würde auch die Tochter des Kometen begreifen lernen, was in ihrer Welt zählt.
    Ein Ruck ging durch das Hausboot, als die Seile sich erneut strafften und die Haryien ihren Flug fortsetzten.
    »Nun wird es keine Unterbrechung mehr geben«, wandte Asmilai sich verführerisch lächelnd an Mythor. Gerrek, der sie aufmerksam von der Seite her betrachtete, gewann den Eindruck, daß ihr sehr am Sohn des Kometen gelegen war. »Unser Stock ist nahe, und die Zaron werden so schnell zumindest keinen neuerlichen Angriff wagen.«
    »Wir danken dir für den Beistand«, sagte Mythor. Asmilai winkte ab.
    »Die Zaron wissen, wo euer Stock liegt?« fragte Burra.
    »Sicher.«
    »Dann mußten sie damit rechnen, daß sehr schnell Verstärkung kommen würde. Unter diesen Umständen verstehe ich nicht, weshalb sie überhaupt losschlugen.« Burras Mißtrauen war unverkennbar. Entweder verstand Asmilai nicht, in der Mimik von Menschen zu lesen, oder es ließ sie unberührt. Ihr Blick schweifte jedenfalls wieder zu Mythor ab.
    »Die Zaron haben ihren Stock verlassen, als ihr Haryion vom Fährmann geholt wurde’. Seither führen sie ein Dasein, wie wir es nie kannten. Sie kämpfen und plündern und leben von der Beute ausgedehnter Raubzüge. Auch uns haben sie wiederholt angegriffen, holten sich aber blutige Köpfe.«
    »Seltsam«, murmelte Robbin und gab damit wieder ein kleines Stück seines Wissens über die Schattenzone preis. »Nach dem Tod ihres Haryion sollte man annehmen, daß die Zaron sich in alle Winde zerstreuen.

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