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Der Thron des Haryion

Der Thron des Haryion

Titel: Der Thron des Haryion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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fragte er. »Alles ging so fürchterlich schnell. Kaum jemand fand Zeit, sich zu besinnen.« Seine Glubschaugen weiteten sich in unverhohlenem Erstaunen. »Warum stierst du mich so an?«
    »Weil mir war, als hätte ich Stunden auf euch warten müssen.«
    »Stunden?« machte Gerrek. »Das verstehe ich nicht. Allerdings kann nicht sein, was nie gewesen ist.«
    »Ach.« Mythor winkte ab.
    »Alte Pfaderregel«, erklärte der Beuteldrache. »Das sind schon kluge Leutchen, die solche Weisheiten von sich geben.« Er grinste anzüglich. »Man sollte noch viel mehr Sprüche…«
    »Seht!«
    Burras Aufschrei klang wie eine Warnung. Kaum mehr als achtzig Schritte entfernt huschte ein Aufleuchten durch den Mahlstrom der Schattenzone. Hunderte und aber Hunderte von Irrlichtern tanzten ihren lockenden Reigen.
    Beschwörend hob Robbin die Arme.
    »Achtet nicht auf sie«, rief er. »Wendet euch ab! Wer ihrem Bann erliegt, ist rettungslos verloren.«
    Das Leuchten wurde stärker. Die plötzliche Helligkeit überschwemmte das Hausboot und zeichnete scharf abgegrenzte Schatten.
    Eine Amazone schickte sich an, über die Bordwand zu klettern. Ihre Schwerter hatten sie weggeworfen. Sie hörte nicht Robbins warnenden Aufschrei, achtete nicht auf Burra und die anderen, die sich ihr mit schnellen Schritten näherten. Schon stand sie auf der hölzernen Reling, vor sich einen bodenlosen Abgrund.
    Burra sprang und bekam die Kriegerin zu fassen, als diese sich gerade in die Tiefe stürzen wollte.
*
    Bleich wie der Tod war die Amazone. Sie starrte die Umstehenden an ohne wirklich zu begreifen.
    »Laßt ihrem Geist Zeit, sich zu beruhigen«, drängte Robbin, »Sie ist dem Licht verfallen. Geht unter Deck und schließt die Luken, nur dort ist vielleicht noch Sicherheit.«
    »Pah«, machte jemand. »Das Geschwätz eines Mannes…«
    Der Glutball blähte sich auf, erfaßte in Gedankenschnelle die Phanus und wirbelte sie vor sich her. Licht und Schatten verschmolzen miteinander, und das, was aus dieser Vereinigung entstand, war so unbegreiflich, daß weder Mythor noch Fronja noch den Kriegerinnen mehr als eine verschwommene Erinnerung daran blieb.
    Wie durch Zauberei waren sie davongekommen, das Boot wies lediglich einige kaum nennenswerte Beschädigungen auf. Derjenige, der dies am wenigsten verstand, war Robbin.
    »Die Haryien sind verschwunden«, rief Scida. Mit dem Schwert zeigte sie auf die herabsinkenden Seile.
    Das bedeutete, daß die Luft hier nicht schwer genug war, um das Schiff zu tragen. Schon neigte sich der Bug, verlor die Phanus an Höhe.
    »Das Leuchten war wunderschön«, murmelte Gerrek. »Ein Traum inmitten trostloser Öde.«
    Für einen Augenblick sah es so aus, als wolle Robbin sich auf den Beuteldrachen stürzen. Doch dann begann er, eine seiner Leibbinden abzuwickeln. Deutlich spiegelte sich in seinen Gesichtszügen wider, was er dachte.
    »Die Irrlichter«, sagte er nach einer Weile und bedachte Gerrek mit einem vernichtenden Blick, »können tödlich sein. Keine Schiffsmannschaft, die mit ihnen in Berührung kam, wurde je wieder gesehen. Selbst wir Pfader stehen dieser Erscheinung hilflos gegenüber.«
    »Wir hatten also Glück«, bemerkte Fronja.
    »Nicht nur das.«
    »Vielleicht haben die Dämonen keinen Appetit auf uns«, spottete Gerrek.
    »Wahrscheinlich nur deshalb, weil du ihnen zäh und unverdaulich erschienen bist«, erwiderte der Pfader trocken.
    »Ha«, machte de r B euteldrache. »Deine Bandagen würden jedem im Hals steckenbleiben.«
    Robbin murmelte etwas, das sich anhörte wie »unmögliches Großmaul«, und wandte sich abrupt ab. Zwischen den beiden bestand ein besonderes Verhältnis, das einerseits gegenseitige Achtung ausdrückte, andererseits aber den bissigsten Zweideutigkeiten Vorschub leistete.
    Das Geräusch schwerer Flügelschläge ließ die Amazonen aufmerken. Es schien von überhall her aus der Dunkelheit zu erklingen, ohne daß eine eindeutige Bestimmung der Richtung möglich gewesen wäre.
    »Verteilt euch«, raunte Burra ihren Kriegerinnen zu. Sie selbst blieb an Mythors und Fronjas Seite, ihr Seelenschwert abschätzend in der Rechten wiegend.
    »Was meinst du?« wollte sie wissen. »Haryien?«
    Der Mann aus Gorgan nickte.
    »Ich denke. Bleibt die Frage, ob es sich um Nesfar handelt. Robbin?«
    Ehe der Pfader etwas erwidern konnte, grub sich ein Paar scharfer Raubvogelkrallen in den Schiffsbug. Flügelschlagend verharrte ein gewaltiger Schatten halb in der Luft, scheinbar bereit, sich auf die

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