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Der Tod des Zauberers

Der Tod des Zauberers

Titel: Der Tod des Zauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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es lauter erfreuliche Nachrichten sein werden. Ich bringe Hansi jetzt nach Pertach heim und fahre dann nach Altenbruck, um mit Staatsanwalt Lebedur zu sprechen. Ich werde Vicky von Ihnen Grüße mitbringen und Ihre Veronal-Eskapaden nur dann erwähnen, wenn stärkste Druckmittel notwendig sein sollten, um Vicky zur Vernunft zu bringen. Inzwischen haben Sie Zeit genug, sich zu schämen, daß Sie ernsthaft angenommen haben, Vicky könnte Manueli erschossen haben. Oder halten Sie sie etwa noch immer für eine Mörderin?«
    Ich ließ ihn allein und fuhr zu Hansi zurück. Unterwegs erstand ich einen Ring, von dem ich hoffte, daß er auf Hansis Finger passen würde; es war ein großer Turmalin in einem Rahmen winziger Brillanten.
    Sie empfing mich, als sei ich nicht zwei Stunden, sondern zwei Wochen lang unterwegs gewesen.
    »Wie geht es Paps? Was war mit ihm los?«
    »Nichts Besonderes — du weißt ja, daß er kein allzu bequemer Patient ist. Natürlich hat die Nachricht von Vickys Verhaftung ihn sehr aufgeregt, und die Schwester hat ihm ein Schlafmittel gegeben, das ihm nicht gut bekommen ist. Das war alles. Wirklich kein Grund zur Beunruhigung.«
    »Ach Paul, wenn ich daran denke, wie furchtbar es mir gestern zumute war, und um wieviel leichter es mir ums Herz ist, seit ich bei dir bin!«
    »Mach die Augen zu und streck die linke Hand aus.«
    »Muß ich auch den Mund aufmachen?«
    »Ich bin nicht der Zahnarzt, laß ihn zu.«
    Sie schloß die Augen und streckte mir die Hand entgegen. Ich ließ das kleine Etui aufspringen.
    »Ich höre etwas und ahne etwas«, sagte sie und preßte die Augenlider fest zusammen. »Die Verlobungsringe!«
    »Nein, mein Herz, die gibt es erst am Tag unserer Hochzeit. Für die Rolle des Verlobten bin ich nicht mehr knusprig genug.«
    »Fang nicht schon wieder davon an!« sagte sie erzürnt. »Dein Fischen nach Komplimenten geht mir auf die Nerven.«
    Ich steckte ihr den Ring an den Finger.
    »Ich bin leider kein Millionär, Liebling, aber jetzt darfst du die Augen aufmachen.«
    Sie spähte durch einen winzigen Lidspalt auf ihre Hand wie ein Kind, das durchs Schlüsselloch etwas vom Glanz des Weihnachtsbaumes erhaschen will.
    »O Paul! Ein Turmalin in Brillanten... Wie schön! Immer schon habe ich mir einen Turmalin von diesem satten Grün gewünscht.«
    »Wenn es nicht wahr ist, dann verstehst du absolut glaubwürdig zu schwindeln.«
    »Ich schwöre dir, daß es wahr ist! Schenkst du ihn mir zur Verlobung?«
    »Nein, Hansi, denn ich habe nicht die Absicht, allzu lange auf dich zu warten. Nimm ihn als Sühne dafür entgegen, daß ich dich bis gestern für das kleine Biest gehalten habe, das du mir so talentvoll vorgespielt hast.«
    »Und wenn ich nun so gut gespielt habe, weil ich Anlagen besitze, mich zu einem wirklichen Biest zu entwickeln?«
    »Wenn du mich liebst, darfst du auch ein Biest werden. Niemand trägt einen Garantieschein für seine Entwicklung um den Hals. Ich leider auch nicht.«
    »Doch, du schon! Du bist, seit ich dich kenne, immer liebenswerter geworden, immer zartfühlender, immer netter.«
    »Hör auf! In der Küche gerinnt die Milch!«
    »Aber wenn es doch stimmt!« sagte sie und küßte mich.
    »Um Himmels willen«, rief ich ehrlich entsetzt, »hol mich so rasch wie möglich von dem Denkmalssockel herunter! Wenn du es nicht bald tust und mich so erkennst, wie ich bin, ein Mensch mit hundert Fehlern, dann heirate ich dich nie! Hörst du, nie!«
    »Lieber Gott, als ob ich nicht wüßte, daß du wie ein Holzknecht schnarchst! Und am Morgen ein Gesicht machst, als gäbe es Putzlappen zum Frühstück! Und böse bist, wenn man deine Romane nicht großartig findet! Und Socken mit Löchern trägst! Und links oben einen Stiftzahn hast! Na, was sagst du nun? Stehst du noch immer auf einem Denkmalssockel?«
    »Nein, nein«, murmelte ich leicht verstört.
    »Ach«, sagte sie munter, »ich könnte die Liste noch eine ganze Weile fortsetzen. Aber das sind doch nur lauter kleine Fehler. Wie meine beiden Muttermale. Eigentlich sind es ja Warzen. Ich wollte sie mir schon wegmachen lassen, aber Sofie meinte, sie würden dich bestimmt nicht stören. Und überhaupt kennst du sie ja längst...«
    »Woher soll ich sie kennen?«
    »Nun, aus der Zeit, als ich noch klein war und nackt gebadet habe. Du hast mich immer in die Warzen gezwickt, sagt Sofie. Sie sind nämlich hinten.«
    »Du mußt noch sehr klein gewesen sein, daß ich mich nicht daran erinnern kann«, murmelte ich und kramte in meinem

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