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Der Tod des Zauberers

Der Tod des Zauberers

Titel: Der Tod des Zauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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war naß von ihren Tränen. »Soll ich allein vorausfahren? Willst du langsam nachkommen?«
    »Nein«, antwortete sie und schüttelte den Kopf, »ich will versuchen, es ihr leichter zu machen. Schließlich ist Sofie so etwas wie meine zweite Mutter. Und manchmal stand sie mir näher als Vimmy. Ich hatte vor ihr keine Geheimnisse. Ihre Grobheit war nur äußerlich — es gab keinen Menschen, der mich als Kind so zu trösten verstand wie sie.«
    Sie schluchzte wild auf, holte sich mein Taschentuch aus der Jacke und vergrub das Gesicht darin. Ich ließ den Wagen langsam anfahren und zog, als er Schwung gewonnen hatte, den Zündschlüssel ab. Mit dem einzigen Geräusch der mahlenden Räder rollten wir Pertach entgegen, glitten unter dem Bogen zwischen den beiden Stallgebäuden hindurch und hielten im Schatten des Hauses. Die Fenster waren geschlossen, die Haustür ebenfalls. Sankt Georg, der Drachentöter, war der einzige, der das Haus bewachte und der uns wie immer mit seinem frommen und kühnen Rittergesicht empfing. Hansi rief Alexanders Namen, und ich zog an der Glocke und rüttelte an der Haustür. Innen schepperte die Schelle leer in der Küche, wo sie mit einem Drahtzug verbunden über der Tür hing. Nirgends ein Zettel, nirgends eine Nachricht, und der Stall, in dem sonst der Wagen zu stehen pflegte, war leer.
    »Ich verstehe das nicht — wir hätten Alex oder Sofie in Achenreuth doch begegnen müssen.«
    Ich ging zum Badesteg hinunter und spähte, die Hand schützend über den Augen, zu den flirrenden Ufern hinüber. Das Wasser trug meine Stimme weit über den See.
    »Es ist zwecklos!« rief Hansi mir zu. »Das Angelzeug von Alex steht im Waschhaus!«
    »Dann wird er wohl nach Altenbruck gefahren sein.«
    »Und Sofie?«
    »Wahrscheinlich macht sie irgendwelche Besorgungen. Wenn sie mit Alex gefahren wäre, hätte er uns sicherlich eine Nachricht hinterlassen.«
    Hansi streifte die Schuhe ab, und ich folgte ihrem Beispiel. Wir setzten uns auf den Badesteg und ließen die brennenden Füße ins Wasser baumeln.
    »Ein kleiner Aufschub«, murmelte Hansi; es klang, als ob sie dem Schicksal dafür dankbar sei.
    »Mir wäre es lieber, ich hätte es schon hinter mir.«
    »Hast du Durst?« fragte sie.
    »Mir klebt die Zunge am Gaumen.«
    Wir gingen barfuß um das Haus herum und über den Hof, auf dem die Hühner sich eingescharrt hatten, zu dem winzigen, schindelgedeckten Brunnenhäuschen, das von dicken Wacholderbüschen völlig überwuchert war. Ich ließ den Eimer in die finstere Tiefe des Schachtes hinabsausen, wand ihn, bis zum Rande gefüllt, wieder hoch und stellte ihn auf die Erde nieder. Wir schöpften das Wasser mit den Händen und schlürften es, als hätten wir nach tagelangem Umherirren in der Sahara kurz vor dem Verdursten gestanden: Quellwasser, aus zwanzig Meter Tiefe, frisch wie Champagner und klar wie Kristall.
    »Wasser ist doch das herrlichste Getränk, das es gibt«, seufzte Hansi und spritze ihr Gesicht und die Arme an.
    »Gewiß«, murmelte ich. »Besonders, wenn man an den Eiskasten mit dem Bier nicht herankommt.«
    Hansi sah sich mit einem prüfenden Blick um. »Wenn man vielleicht eine Scheibe vom Küchenfenster einschlagen und den Riegel von innen aufdrehen würde?«
    »Ein guter Gedanke, mein Liebes, aber er kommt zu spät. Mir steht das Wasser inwendig bis zum Hals. Laß uns lieber warten.«
    »Wir könnten inzwischen baden. Mein Badeanzug hängt im Waschhaus auf der Leine, und du hast deine Hose ja dabei.«
    »Ja«, murmelte ich, »aber ich möchte Sofie doch lieber nicht in der Badehose gegenübertreten.«
    »Oh, daran habe ich im Augenblick nicht gedacht. Ach, es ist schrecklich! Alles ist schrecklich.«
    Sie hob plötzlich lauschend den Kopf.
    »Hast du nichts gehört, Paul?«
    »Nein — was soll ich gehört haben? «
    »Im Haus«, flüsterte sie und lief zum Küchenfenster hinüber, dessen Fensterbrett kaum kniehoch über dem Boden lag. Sie drückte das Gesicht gegen die spiegelnden Scheiben und schirmte die Augen mit beiden Händen gegen das Seitenlicht ab, um besser hineinspähen zu können.
    »Sie haben Dandy daheimgelassen!« rief sie mir zu. »Er winselt zum Gotterbarmen, und sie haben ihm nicht einmal einen Napf mit Wasser hingestellt. Rasch, Paul, bring einen Stein oder einen Holzprügel oder irgend etwas, womit wir das Fenster einschlagen können! O Dandy, mein süßes Hundebaby, wart ein bissi, gleich ist Frauli bei dir, und du kriegst Wassi-wassi...«
    Innen sprang der Hund

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