Der Tod kommt nach Pemberley: Kriminalroman (German Edition)
Sohn finden. Deshalb war sie zu mir gekommen, und ich erklärte mich bereit zu helfen. Vielleicht erinnern Sie sich, dass ich einmal von der Witwe meines Bruders gesprochen habe, Madam. Sie heißt Mrs. Goddard und hat einige Jahre lang ein angesehenes Internat in Highbury geleitet. Eine ihrer Schülerinnen, Miss Harriet Smith, heiratete Robert Martin, einen Bauern aus dem Ort, und hat ihr Glück gemacht. Sie haben drei Töchter und einen Sohn, aber der Arzt meinte, sie werden wohl keine weiteren Kinder bekommen. Nun hätten sie jedoch gern noch einen Sohn als Spielkameraden für ihren Kleinen. Mr. und Mrs. Knightley aus Donwell Abbey sind das wichtigste Ehepaar in Highbury, und Mrs. Knightley ist mit Mrs. Martin befreundet und hat sich immer sehr für deren Kinder interessiert. Sie hatte die Güte, mir einen Brief zu schreiben, den ich zusätzlich zu denen von Mrs. Martin erhielt und in dem sie mir ihre Hilfe und ihr anhaltendes Interesse an Georgie zusicherte, sollte er nach Highbury kommen. Ich hielt das für die beste Unterbringung, die er haben könnte, und so vereinbarten wir, dass er so bald wie möglich zur Familie Simpkins zurückkehren sollte, um dann von Birmingham statt von Pemberley abgeholt zu werden, wo die von Mrs. Knightley geschickte Kutsche sehr wahrscheinlich aufgefallen wäre. Alles lief wie geplant, und in den Briefen, die ich in der Zeit danach erhielt, wurde mir versichert, dass sich das Kerlchen gut eingelebt hat und ein glückliches, bezauberndes Kind ist, das von der ganzen Familie geliebt wird. Ich habe diese Briefe selbstverständlich für Sie aufgehoben. Mrs. Martin war entsetzt, als sie erfuhr, dass Georgie noch nicht getauft war – das haben sie inzwischen in der Kirche in Highbury nachgeholt. Er heißt jetzt John, nach dem Vater von Mrs. Martin.
Es tut mir leid, dass ich Ihnen das alles nicht schon früher erzählen konnte, aber ich hatte Louisa versprochen, die Sache mit größter Vertraulichkeit zu behandeln. Allerdings habe ich ihr gegenüber klargestellt, dass Sie, Madam, von der Sache erfahren müssten. Bidwell hätte die Wahrheit zutiefst gekränkt; er glaubt, wie alle anderen in Pemberley auch, dass der kleine Georgie wieder bei seiner Mutter, Mrs. Simpkins, ist. Hoffentlich habe ich das Richtige getan, Madam. Es war Louisa so wichtig, dass Georgie nie von seinem Vater gefunden wird und dass man sich um ihn kümmert und ihn liebt. Sie hat nicht den Wunsch, ihn je wiederzusehen oder auch nur regelmäßig über seine Entwicklung unterrichtet zu werden – ja, sie weiß nicht einmal, bei wem er untergekommen ist. Es genügt ihr zu wissen, dass er versorgt und geliebt wird.«
»Sie hätten nicht besser handeln können«, sagte Elizabeth, »und die Vertraulichkeit werde ich selbstverständlich wahren. Nur um eine Ausnahme bitte ich: Auch Mr. Darcy muss eingeweiht werden. Weitere Verbreitung wird das Geheimnis nicht erfahren. Hat Louisa nun ihr Verlöbnis mit Joseph Billings aufrechterhalten?«
»Ja, Madam, und Mr. Stoughton hat ihn von einigen Aufgaben entbunden, damit er mehr Zeit mit ihr verbringen kann. Mr. Wickham hat Louisa sehr aus dem Gleichgewicht gebracht, aber jetzt hasst sie ihn nur mehr und freut sich auf ihr Leben mit Joseph in Highmarten.«
Wickham war allen seinen Fehlern zum Trotz ein findiger, gutaussehender, gewinnender Mann, und Elizabeth fragte sich, ob Louisa – laut Reverend Oliphant ein hochintelligentes Mädchen – in der Zeit ihres Zusammenseins mit ihm vielleicht Einblick in ein anderes, aufregenderes Leben erhalten hatte. Jedenfalls hatte man für ihr Kind und wohl auch für sie das Bestmögliche getan. Sie würde nun Zimmermädchen in Highmarten und die Frau des Butlers sein, und die Erinnerung an Wickham würde nach und nach verblassen. Elizabeth empfand es als unvernünftig und ziemlich sonderbar, doch sie spürte einen Anflug von Bedauern.
Epilog
E ines Morgens Anfang Juni frühstückten Elizabeth und Darcy auf der Terrasse. Der sonnige Tag verhieß gemeinsame Vergnügungen im Kreis der Freunde. Henry Alveston hatte sich für einige Tage von seinen Verpflichtungen in London lösen können und war am Abend zuvor eingetroffen, und zum Mittag- und Abendessen wurden die Bingleys erwartet.
»Ich würde gern mit dir am Fluss spazieren gehen, Elizabeth«, sagte Darcy. »Ich muss dir etwas mitteilen. Mir liegt seit geraumer Zeit etwas auf dem Herzen, worüber ich schon längst mit dir hätte sprechen sollen.«
Elizabeth willigte ein,
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