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Der Tod kommt nach Pemberley: Kriminalroman (German Edition)

Der Tod kommt nach Pemberley: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Tod kommt nach Pemberley: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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hatte Louisa doch nie eine Wahl«, sagte Darcy zu Wickham. »Sie hätten ihr, wenn nötig, das Kind auch mit Gewalt entrissen.«
    Wickham antwortete scheinbar unbekümmert: »Ich hätte alles, wirklich alles, getan, damit Eleanor Georgie bekam. Er war mein Sohn, seine Zukunft lag uns beiden am Herzen. Seit wir uns begegnet waren, hatte ich ihr all ihre Liebe und Unterstützung nie vergelten können. Jetzt konnte ich ihr endlich etwas geben, etwas, das sie unbedingt haben wollte, und ich hätte es nicht zugelassen, dass Louisa mir aus Unschlüssigkeit und Dummheit einen Strich durch die Rechnung machte.«
    »Und was für ein Leben hätte das Kind bei einer solchen Frau gehabt?«, fragte Darcy.
    Wickham schwieg. Alle Blicke waren auf ihn gerichtet, und Darcy sah halb entsetzt, halb mitleidig, dass er mühsam die Fassung zu wahren versuchte. Die Selbstgewissheit, fast Sorglosigkeit, mit der er seine Geschichte erzählt hatte, war verschwunden. Mit zitternder Hand griff er nach der Kaffeekanne, stieß sie jedoch, weil seine Augen mit Tränen gefüllt waren, vom Tisch. Keiner sprach, keiner rührte sich, bis sich der Colonel schließlich nach der Kanne bückte und die Scherben auflas.
    Nach einigen Sekunden hatte Wickham die Fassung wiedergewonnen. »Das Kind wäre geliebt worden – mehr als ich in meiner Kindheit geliebt wurde oder Sie in Ihrer, Darcy. Meine Schwester hatte nie ein Kind zur Welt gebracht, und jetzt bot sich die Möglichkeit, dass sie das meine aufzog. Ich bezweifle nicht, dass sie Geld gefordert hat – sie bestritt nun einmal ihren Lebensunterhalt auf diese Weise –, doch sie hätte es für das Kind verwendet. Sie hatte Georgie gesehen. Er ist ein wunderschöner Knabe. Mein Sohn ist wunderschön. Und nun werde ich sie beide niemals wiedersehen.«
    Darcy erwiderte in hartem Ton: »Der Versuchung, Denny in alles einzuweihen, konnten Sie allerdings nicht widerstehen. Sie mussten zwar nur Louisa und einer alten Frau gegenübertreten, aber dass Louisa einen hysterischen Anfall bekam und die Herausgabe des Kindes verweigerte, wäre das Letzte gewesen, was Sie wollten. Es musste alles leise vonstatten gehen, damit der kranke Bruder nichts merkte. Sie wollten jemanden dabeihaben, einen verlässlichen Freund, doch als Denny erkannt hatte, dass Sie Louisa das Kind notfalls auch mit Gewalt wegnehmen würden und ihr die Ehe versprochen hatten, wollte er nichts mehr damit zu tun haben und stieg aus der Kutsche aus. Wir haben uns immer gefragt, warum er sich von dem Weg entfernte, der ihn zum Gasthof zurückgeführt hätte, und warum er nicht vernünftigerweise in der Kutsche blieb, bis sie in Lambton anlangte, wo er ohne jede Erklärung hätte aussteigen können. Er starb, weil er Louisa Bidwell vor Ihnen warnen wollte. Was Sie bei seiner Leiche sagten, entsprach der Wahrheit. Sie haben Ihren Freund getötet. Sie haben ihn ebenso getötet, als hätten Sie ihn mit dem Schwert durchbohrt. Und Will auf seinem einsamen Sterbebett glaubte, seine Schwester vor einem Verführer beschützt zu haben. Stattdessen hatte er den Mann getötet, der zu Hilfe kommen wollte.«
    Doch Wickhams Gedanken drehten sich um einen anderen Tod. »Als Eleanor das Wort ›schuldig‹ hörte, war ihr Leben zu Ende. Sie wusste, dass ich innerhalb weniger Stunden tot sein würde. Sie hätte am Fuße des Galgens gestanden und meinen Todeskampf mit angesehen, wenn mir das am Ende Trost gespendet hätte, doch manche Schrecknisse vermag selbst die Liebe nicht zu ertragen. Ich bin überzeugt, dass sie ihren Tod geplant hatte. Sie hatte mich und das Kind verloren, doch sie konnte wenigstens dafür sorgen, dass man sie wie mich in ungeweihter Erde begraben würde.«
    Darcy wollte entgegnen, dass diese letzte Demütigung sicherlich verhindert worden wäre, doch Wickham brachte ihn mit einem Blick zum Schweigen. »Sie haben Eleanor zu ihren Lebzeiten verachtet – spielen Sie sich nicht jetzt, da sie tot ist, als ihr Beschützer auf! Reverend Cornbinder wird alle nötigen Schritte veranlassen und braucht Ihre Hilfe nicht. Er verfügt in bestimmten Bereichen des Lebens über eine Autorität, die selbst einem Darcy von Pemberley verwehrt ist.«
    Nach kurzem Schweigen sagte Darcy: »Was ist mit dem Knaben geschehen? Wo ist er jetzt?«
    »Ich habe die Aufgabe übernommen, das herauszufinden«, erklärte der Colonel. »Er ist wieder bei der Familie Simpkins und somit, wie alle glauben, bei seiner Mutter. Dennys Ermordung rief in Pemberley so große Angst

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