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Der Todeskanal

Der Todeskanal

Titel: Der Todeskanal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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»Er ist ein brillanter Wissenschaftler.«
    »Ja? Brillant, eh? Warum ihr Wissenschaftler euch gegenseitig nur immer als brillant bezeichnen müßt! Gibt es bei euch gar keine Mittelmäßigkeit?«
    »Doch. Ich bin zum Beispiel mittelmäßig. Aber Ralson ist es nicht. Fragen Sie Oppenheimer. Fragen Sie Bush. Er war der jüngste Mitarbeiter in Alamogordo.«
    »Okay. Er ist also brillant. Wie steht es mit seinem Privatleben?«
    »Davon weiß ich nichts«, sagte Grant nach einer kleinen Pause.
    »Sie kennen ihn von Princeton her. Wieviel Jahre sind seither vergangen?«
    Sie waren die Hochstraße von Washington in nördliche Richtung zwei Stunden lang dahingefahren, und es war kaum ein Wort zwischen ihnen gewechselt worden. Jetzt fühlte Grant, daß die Atmosphäre sich geändert hatte. Das Gesetz griff nach ihm.
    »Er ist 1943 graduiert worden.«
    »Da haben Sie ihn schon acht Jahre lang gekannt.«
    »Richtig.«
    »Und Sie wissen nichts über sein Privatleben?«
    »Jeder Mensch hat ein Recht auf Eigenleben, Inspektor. Er war nicht sehr gesellig. Viele dieser Menschen sind so. Sie arbeiten unter großem Druck, und wenn sie ihren Job beendet haben, sind sie nicht daran interessiert, die Laboratoriumsbekanntschaften fortzusetzen.«
    »Gehört er irgendwelchen Organisationen an, die Sie kennen?«
    »Nein.«
    »Hat er jemals irgend etwas zu Ihnen gesagt, das man als unloyal bezeichnen könnte?«
    »Nein!« schrie Grant, und dann herrschte eine Zeitlang Schweigen.
    Dann fragte Darrity: »Wie bedeutend ist Ralson auf dem Gebiet der Atomforschung?«
    Grant beugte sich über das Lenkrad.
    »So bedeutend, wie es ein Mann nur sein kann. Ich garantiere Ihnen, daß kein Mann unersetzlich ist, aber Ralson schien immer einzigartig zu sein. Er hat den richtigen technischen Verstand.«
    »Was heißt das?«
    »Er ist zwar selbst kein großer Mathematiker, aber er kann die Berechnungen anderer zum Leben erwecken. Da kann ihm keiner das Wasser reichen. Wie oft hatten wir ein Problem zu lösen, Inspektor, und hatten keine Zeit dazu! Keiner hatte eine Idee, bis er kam und sagte: ›Warum macht Ihr es nicht so und so?‹ Dann ging er. Er interessierte sich nicht einmal dafür, ob sein Vorschlag auch funktionierte. Aber er funktionierte immer. Vielleicht wären wir auch daraufgekommen, aber es hätte Monate gedauert. Ich weiß nicht, wie er das machte. Es hat auch keinen Sinn, ihn danach zu fragen. Er sieht einen nur an und sagt: ›Aber das war doch offensichtlich‹, und spaziert davon. Natürlich nachdem er uns darauf hingewiesen hatte, war es offensichtlich.«
    Der Inspektor ließ ihn ausreden. Als Grant schwieg, sagte Darrity: »Würden Sie sagen, daß er sonderbar war? Ich meine, launenhaft.«
    »Von einem Genie erwartet man doch nicht, daß es normal ist, nicht wahr?«
    »Vielleicht nicht. Aber wie abnorm war dieses spezielle Genie?«
    »Er redete nie viel. Und manchmal wollte er nicht arbeiten.«
    »Blieb er dann daheim oder ging er angeln?«
    »Nein. Er kam ins Laboratorium. Aber er saß nur an seinem Schreibtisch und tat nichts. Manchmal dauerte das wochenlang. Er antwortete nicht und sah einen nicht einmal an, wenn man mit ihm sprach.«
    »Hat er jemals seine Arbeit gänzlich niedergelegt?«
    »Sie meinen, vor diesem Zwischenfall? Nie!«
    »Hat er jemals gesagt, daß er Selbstmord begehen wolle? Oder hat er jemals behauptet, er würde sich nirgendwo sicherer fühlen außer im Gefängnis?«
    »Nein.«
    »Sind Sie sicher, daß dieser John Smith mit Ralson identisch ist?«
    »Ziemlich sicher. Er hat ein Brandmal von irgendwelchen Chemikalien auf seiner rechten Wange, das einwandfrei beweist, daß es sich um Ralson handelt.«
    »Okay. Dann werde ich mit ihm sprechen und sehen, was er zu sagen hat.«
    Dann herrschte endgültig Schweigen. Dr. Grant folgt der gewundenen Straße, und Inspektor Darrity warf das Taschenmesser von einer Hand in die andere.
    Der Gefängnisdirektor hielt den Telefonhörer ans Ohr, lauschte und blickte dann zu seinen beiden Besuchern auf.
    »Wir können ihn heraufbringen, Inspektor. Bedenkenlos.«
    »Nein.« Dr. Grant schüttelte den Kopf. »Gehen wir zu ihm.«
    »Warum?« fragte Darrity. »Erwarten Sie, daß Ralson den Wärter attackiert, wenn er ihn aus der Zelle führt?«
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte Grant.
    Der Gefängnisdirektor hob seine schwielige Hand. Seine dicke Nase zuckte leicht.
    »Wir haben seinetwegen bisher nichts unternommen. Wegen dieses Telegrammes aus Washington. Aber ehrlich gesagt, er

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