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Der Todesstern

Der Todesstern

Titel: Der Todesstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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Schwammscholle holte weit über, legte sich quer vor die entstehende Strömung aus Finsternis und bot dieser somit eine noch größere Angriffsfläche.
    Das Ufer kam näher. Weit in den Strom hineinragende schroffe Felsen wurden sichtbar. Carlumen würde unweigerlich an ihnen zerschellen.
    Vergeblich versuchten Tertish, die Kriegsherrin, und Robbin, der Pfader, das ausbrechende Chaos zu übertönen. Nur wenige befolgten ihre Befehle. Schleppsegel wurden eingeholt. Fronja erkannte es daran, daß die Schwammscholle erneut herumruckte. Zugleich verlangsamte sich die bis dahin rasende Fahrt.
    Allerdings zerrte das verbliebene Tuch Carlumen weiter dem Ufer entgegen.
    »Helft mir!« rief Fronja Elrammed und den anderen Kriegern zu. Gerade auf ihrer Seite der Fliegenden Stadt bauschten sich noch alle Segel.
    Die Männer erkannten die Notwendigkeit. Höchstens zwanzig Schritt war Carlumen noch vom Ufer entfernt. Die straff gespannten Taue ließen sich nur schwer einziehen. Auf jeden, Fall würde alles viel zu lange dauern.
    Der Lärm war ohrenbetäubend.
    »Kappt die Seile!« schrie Fronja. Als niemand verstand, was sie wollte, zwängte sie sich zwischen den Kriegern hindurch und schwang sich auf die Wehr. Hilfreiche Hände, die sie offenbar aus falsch verstandener Absicht zurückhalten wollten, stieß sie einfach von sich. Die düster dräuende Flutwelle zerrte hier oben noch schlimmer an ihr. Es fiel ihr schwer, sich nur mit einer Hand gegen diese Gewalten zu behaupten und mit der anderen das Schwert zu ziehen und auf die nächsten Taue einzuschlagen.
    Endlich griffen Elrammed und seine Leute ein. Ihre Gesten bedeuteten Fronja, sie solle sich in Sicherheit bringen. Aber sie ließ sich nicht davon abhalten zu tun, was zu tun war. Lose Tauenden peitschten gegen die Wehr. Einer der Männer wurde getroffen; für die Dauer eines Herzschlags sah es so aus, als würde er nach innen stürzen, doch dann riß der Sturm ihn mit sich und wirbelte ihn hinaus in die tückische Schwärze, die ihn rasch vor den Blicken der anderen verbarg.
    Gefährlich nahe zog die Fliegende Stadt an schroffen Felszacken vorbei. Eines der noch intakten Segel verfing sich in ihnen. Erneut wurde Carlumen erschüttert, der Widderkopf schwang herum, drohte sich mit Wucht zwischen die Klippen zu bohren, aber da hatte Elrammed bereits die letzten Taue gekappt, und die Schwammscholle entging um wenige Mannslängen der Vernichtung.
    Nicht minder überraschend, wie die düstere Wand über die Fliegende Stadt hereingebrochen war, verschwand sie auch wieder. Doch der Goldene Strom beruhigte sich längst nicht so schnell. Von Bord aus war zu sehen, wie die flimmernden Teilchen gegen die Ufer schwappten und dünne, glitzernde Ablagerungen hinterließen.
    Unter normalen Umständen besaß die Lebensader der Schattenzone so gut wie keine Strömung. Jetzt aber war alles in Bewegung befindlich. Strandgut trieb mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten vorüber: Planken, Teile von Pflanzen, ausgespültes Erdreich und kleinere Felsbrocken.
    Gleich düsteren, gierigen Strahlenfingern huschte Schwärze durch den Goldenen Strom. Zweifellos nahm sie ihren Ausgang am Todesstern, und je weiter man sich ihm näherte, desto dichter würde sie werden.
    Irgend etwas Großes, Schattenhaftes huschte heran. Teile davon krachten gegen die Wehr oder rissen Löcher in die Schwammscholle. Zum Glück war der Spuk sehr schnell vorüber.
    Elrammed hob ein gut eine Handspanne durchmessendes Stück Holz auf, das sich dicht neben ihm in den Boden gebohrt hatte.
    »Der Überrest eines Floßes«, stieß der Krieger zwischen den Zähnen hervor. »Der Todesstern mag noch weit sein, aber er hat bereits seine ersten Opfer gefordert.«
    Lankohr machte die anderen auf eine hilflos im Strom treibende Gestalt aufmerksam. Es war ein Mensch, der sich verzweifelt bemühte, das Ufer zu erreichen, während er langsam in die Tiefe sank. Carlumen würde ihm bis auf wenige Mannslängen nahekommen.
    »Werft Seile aus!« forderte Fronja.
    Mit hastigen Bewegungen versuchte der Schiffbrüchige, seine Richtung zu ändern, was ihm nur höchst unvollkommen gelang. Das erste Tauende verfehlte er um etliche Fußbreit, das zweite aber bekam er mit einer Hand zu fassen.
    »Zieht!« rief Lankohr. »Schnell, ehe er abrutscht.«
    Der Mann war höchstens noch fünf Schritt entfernt, als ihm das Seil förmlich durch die Finger glitt. Um sich schlagend, trieb er davon, ohne eines der anderen Taue zu erreichen. Dann drückte eine

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