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Der Todesstern

Der Todesstern

Titel: Der Todesstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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Beuteldrache wollte zu einer Erwiderung ansetzen, rümpfte dann aber nur die Nüstern und schwieg. Kopfnickend deutete er auf Dori, die mit beiden Händen zu graben begonnen hatte. Die Kaezin ließ ein drohendes Fauchen vernehmen.
    Urplötzlich wölbte sich ringsum der Boden auf. Armdicke, bleiche Wurzeln brachen daraus hervor. Vielfach verzweigt, schnellten sie sich auf ihre ahnungslosen Opfer, von denen längst nicht alle Zeit fanden, zu den Waffen zu greifen. Deutlicher als zuvor wurde jetzt das Knistern hörbar, das durch die Bewegung der kräftigen Wurzelstrünke entstand. Oder waren es lebende Wesen? Die Art, wie sie ihre Opfer einkreisten, legte diese Vermutung nahe.
    Kläglich miauend drängte Dori sich an Mythors Beine.
    »Wir sitzen in der Falle!« rief Sadagar. »Einen schlechteren Platz hätten wir gar nicht finden können.«
    Singend schnitten ihre Klingen durch die Luft. Die Wurzeln erwiesen sich als überaus widerstandsfähig, es bedurfte schon etlicher Hiebe, sie zu durchschneiden. Nur Alton, das in Mythors Hand ein durchdringendes Klagen vernehmen ließ, mähte sie reihenweise nieder.
    Blindlings um sich schlagend, versuchten einige Krieger, den schmalen Durchlaß zwischen den Felsen zu erreichen. Sie erstarrten zu Stein, als die Strünke sie berührten und sich an ihren Körpern emporwanden.
    »Zusammenbleiben!« versuchte Mythor, den lauter werdenden Kampflärm zu übertönen. »Sonst hat keiner eine Chance.«
    Er konnte nicht erkennen, ob sein Ruf überhaupt verstanden wurde. Rücken an Rücken mit Sadagar und Gerrek wich er zurück. Dori hatten sie in ihre Mitte genommen. Der Boden war übersät von abgeschlagenen Wurzeln.
    »Über euch!« kreischte die Kaezin unvermittelt. Rein instinktiv wirbelte Mythor das Gläserne Schwert in die Höhe – und durchtrennte einen mit Saugnäpfen versehenen Fangarm, dessen Ursprung zwischen lockerem Geröll lag.
    Eine grinsende Fratze schien ihn anzustarren. Das, was er eben noch für Gesteinsrillen gehalten hatte, begann sich zu verändern. Die Felsen bewegten sich, entblößten eine Reihe düster gähnender Öffnungen, die scheinbar in endlose Tiefen führten.
    »Beim Bart meiner Mutter«, wetterte Gerrek. »Das sind die heimtückischsten Geschöpfe, denen ich je begegnet bin.«
    Sie sahen Krieger, von weiteren Tentakeln umschlungen, in den sich auftuenden Schlünden verschwinden. Der schmale Durchlaß schloß sich, als sie keine fünf Schritt mehr entfernt waren. Vergeblich spie Gerrek Feuer.
    »Das hättest du dir kaum träumen lassen, daß unser Weg hier enden würde…«
    »Willst du aufgeben?«
    Als Antwort faßte der Beuteldrache sein Kurzschwert mit beiden Händen und drosch wie von Sinnen drauflos.
    »Vorwärts«, rief Mythor. »Zum Felsen!«
    Sie schafften es, sich den Weg freizuschlagen. Gerrek rammte seine Klinge bis zum Heft in das vermeintliche Gestein. Als er sie zurückzog, war sie wie von feinem Staub überzogen.
    »Nicht!« Dori sprang ihn an, als er mit den Fingern über die Schneide wischen wollte. Das Schwert wurde ihm förmlich aus der Hand gewirbelt. Seine Glubschaugen quollen noch weiter aus ihren Höhlen hervor, als er sah, daß der rötliche Staub sich regelrecht in das Erdreich hineinfraß.
    Dori warf ihm einen verängstigten Blick zu. »Das sind Todesfelsen«, sagte sie. »Es gibt keine Möglichkeit, ihnen zu entkommen, es sei denn, jemand würde von außen…« Sie schwieg; warf plötzlich die Arme hoch und deutete aufgeregt in die Höhe. »Da, das ist Mauci, seht ihr. Boozam ist zurück. Er muß die Falle rechtzeitig erkannt haben.«
    In gebückter Haltung stand der Schleusenwächter auf einer Kuppe und stieß mit seinem Hakenschwert immer wieder zu. Ganze Brocken riß er aus der grauen Masse heraus und schleuderte sie hinter sich. Die Krieger, gut fünf Mannslängen unter ihm, wurden nicht mehr so hart bedrängt, und sie waren geübt genug, um die Wende sofort zu nutzen. Ihre Schwerter wühlten den Boden auf.
    Boozam verschwand, stand Augenblicke später auf dem nächsten Hügel und stieß seinen langen Zweizack bis fast zum Schaftende hinein.
    Die Öffnungen begannen sich zu schließen, zugleich wichen die Felsen zurück, bildeten einen Durchlaß, der größer war als zuvor. Die Krieger, ein bunt zusammengewürfelter Haufen aus Angehörigen vieler Völker, flohen. Aber einige von ihnen blieben versteinert zurück. Sie hatten ihr Leben verloren, bevor sie dem Todesstern auch nur nahegekommen waren.
    Sadagar warf sich herum.

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