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Der Tote am Steinkreuz

Der Tote am Steinkreuz

Titel: Der Tote am Steinkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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wohl töten lassen, Eber, um seine Schande zu verbergen, und Pater Gormán wegen seines unversöhnlichen Glaubens. Gormán findet es in Ordnung, was in vielen christlichen Ländern getan wird, daß nämlich im Inzest gezeugte Kinder im Namen der Moral getötet werden. Bei Pater Gormán hätte die arme Tomnát keine Hilfe gefunden, wenn sie sich an ihn gewandt hätte.«
    »Warum wandte sich Tomnát nicht an Dubán? Er behauptet, daß er sie liebte und sie ihn.« Fidelmas Mund wurde schmal. »Wenn es so war, hätte sie sich doch Dubán anvertrauen können.«
    »Wenn du die Wahrheit erfahren willst, sollst du sie hören«, erwiderte der Alte. »Tomnát wußte, daß Dubán viel zu sehr in seinem Ehrgeiz befangen war, nach Cashel zu gehen und den goldenen Halsreif des Kriegers zu erringen. Trotz seiner Liebesbeteuerungen hätte Dubán niemals die Erfüllung seines ehrgeizigen Wunsches gefährdet. Durfte sie damit rechnen, daß er das Kind annehmen würde, das Kind ihres eigenen Bruders?«
    Dubán beugte sich vor und verbarg das Gesicht in den Händen.
    »Also wandte sie sich an dich, Gadra?« fragte Fidelma ruhig.
    »Bevor man Tomnát ihren Zustand anmerkte, verließ sie Araglin und kam zu mir in meine Einsiedelei. Sie wußte, daß sie dort sicher war. Nur Teafa kannte ihren Aufenthaltsort.«
    »Wenn Tomnát es mir nicht sagen konnte, warum hat es Teafa mir nicht gesagt?« rief Dubán. »Ich habe wochenlang das ganze Tal nach Tomnát abgesucht und gedacht, Eber hätte sie umgebracht.«
    »Teafa bewahrte das Geheimnis auf Tomnáts Wunsch hin«, erklärte der Alte.
    »Sprich weiter«, sagte Fidelma. »Was geschah dann?«
    »Als ihre Zeit kam, gebar Tomnát Móen und starb dabei. Teafa war bei ihr und beschloß, das Baby zu sich zu nehmen und aufzuziehen. Sie wollte es als Findelkind ausgeben. Erst später merkte sie, daß das Kind behindert war, aber sie behielt es trotzdem, denn das hatte sie ihrer toten Schwester geschworen.«
    Alle Blicke richteten sich auf Móen, dessen Gesicht sich kummervoll verzog, als Gadra ihm übersetzte, was er gesagt hatte.
    Fidelma schaute sich verächtlich in der Halle um.
    »Ihr seid hier eine bäuerliche Gemeinschaft. Bauern! Ihr wißt doch Bescheid über Inzucht. Ihr wißt, daß die Nachkommen eng verwandter Tiere meist bestimmte Verhaltensweisen oder Eigenschaften der Elterntiere verstärkt aufweisen. Das kann günstige Auswirkungen haben, zum Beispiel zu höherer Intelligenz führen, aber es kann auch Behinderungen wie Taubheit, Blindheit oder die Unfähigkeit zu sprechen nach sich ziehen.«
    Crón unterbrach sie mit Abscheu in der Stimme.
    »Willst du damit sagen, daß wir Móen annehmen müssen als den Sohn meines Vaters … seines eigenen Onkels? Daß er mein … mein Halbbruder ist?«
    Sie erschauerte bei diesen Worten.
    »Tomnát starb und hinterließ ein lebendes Kind«, bestätigte Fidelma. »Wie wir alle wissen, gab Teafa Móen als Findelkind aus, das sie auf der Jagd im Wald gefunden hätte. Anfangs fiel es nicht auf, daß das Kind anders war als andere Kinder. Doch dann merkte Teafa, daß mit dem Kind etwas nicht stimmte. Sie ließ Gadra holen, und als weiser Mann und Heiler erkannte Gadra das Problem. Er konnte die durch den Inzest hervorgerufenen Behinderungen nicht beheben, aber er lehrte Teafa eine Methode, sich mit Móen zu verständigen. Von seinen körperlichen Mängeln abgesehen, war das Kind hochintelligent und lernfähig. Teafa zog einen begabten Jungen groß.«
    »Meinst du, daß Eber nicht einmal wußte, daß Móen sein Sohn war?« fragte Agdae.
    »Nach allem, was man hört, war er freundlich zu dem Jungen«, erwiderte Fidelma. »Während alle Leute hier Eber haßten, tat Móen das nicht.«
    Sie wandte sich wieder Gadra zu.
    »Frage Móen, ob er wußte, daß Eber sein Vater war.«
    Gadra schüttelte den Kopf.
    »Das brauche ich ihn nicht zu fragen. Er hat viel gelitten. Ich kann dir aber sagen, daß Teafa das dem Jungen nie verraten hat. Es geschah zu seinem eigenen Schutz. Soviel ich weiß, hat auch Eber nie erfahren, daß Móen sein eigen Fleisch und Blut war.«
    »Später hat man es Eber doch gesagt«, warf Fidelma rasch ein. »Eines Tages gab es einen Streit, den Crítán mit anhörte. Dazu kommen wir noch.«
    »Was hat meines Vaters … sexuelles Verhalten«, mischte sich Crón ein, hielt dann inne und formulierte ihren Einwand neu. »Das alles mag von Interesse sein, aber es sagt nichts darüber aus, wer an dem Tod Ebers und Teafas schuld war.«
    »Oh, das tut

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