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Der Tote vom Maschsee

Der Tote vom Maschsee

Titel: Der Tote vom Maschsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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denn?«
    Â»Der Kollege von der PK Stöcken meint, es liege möglicherweise ein
Leichenteil auf dem Haarmann-Stein.«
    Im Dienstwagen herrscht Schweigen.
    Gut so, denkt Fernando. Leute, die zu viel quatschen, gehen ihm auf
die Nerven. Wieso hat Völxen den pensionierten Kollegen Schulte durch eine so
junge Polizistin ersetzt? Die muss entweder saugute Noten haben oder saugute
Beziehungen. Oder beides.
    Eine Ampel schaltet auf Rot, er dreht den Kopf in ihre Richtung,
lächelt. »Ich heiße Fernando. Die meisten Kollegen bei uns duzen einander.«
    Â»Jule.«
    Â»Nicht Alexa Julia?«
    Â»Jule«, kommt es mit einer Spur Schärfe in der Stimme zurück.
    Â»Schön. Jule.«
    Schweigen.
    Â»Wo warst du vorher?«, fragt Fernando, den die Neugier drückt.
    Â»PI Mitte.«
    Das schlimmste Revier, denkt Fernando, da zur Polizei-Inspektion
Hannover-Mitte das Rotlichtviertel, Teile der Drogenszene und die meisten Klubs
und Diskotheken gehören. »Dann kennst du dich ja aus im Geschäft.«
    Â»Hast du das bezweifelt?«
    Â»Nein, natürlich nicht«, versichert Fernando eiligst.
    Â»Hör zu, ich weiß, dass ich noch recht jung bin und noch jünger
aussehe. Aber davon sollte sich niemand täuschen lassen.« Eine grimmige Falte
gräbt sich zwischen ihre Augen.
    Ãœberempfindliche Zicke! Fernando presst verstimmt die Lippen
aufeinander.
    Â»Seit wann bist du in Völxens Dezernat?«, will nun Jule wissen.
    Â»Seit drei Jahren. Davor war ich beim Rauschgift, ein Jahr lang als
Undercover.«
    Jule lässt diese Auskunft unkommentiert. Sie ist aufgeregt und
versucht es zu verbergen, vor sich selbst, und vor allen Dingen vor diesem
Männlichkeitsprotz da neben ihr.
    Auch Fernando sagt nichts mehr, bis sie den Parkplatz vor dem
Friedhof erreicht haben. Dort parken bereits zwei Streifenwagen.
    Â»Hat sich eklig angehört«, meint Fernando. »Das mit dem Leichenteil.
Bin mal gespannt.«
    Â»Keine Sorge, ich kipp schon nicht um«, versetzt Jule. Was glaubt
der, wer ich bin? Traut mir wohl überhaupt nichts zu. Ein Leichenteil. Warum
ist die Angabe so diffus? Was für ein widerlicher Anblick wartet wohl auf sie?
    Oh, Mann, stöhnt Fernando im Stillen. Wäre er nur mit Oda hier oder
seinetwegen auch mit Völxen, bloß nicht mit dieser Mimose, die sich ständig
angegriffen fühlt. Am besten, man redet gar nichts mehr, dann macht man am
wenigsten falsch.
    Sie gehen auf den Haupteingang des Friedhofs zu, der in ein
imposantes Backsteingebäude integriert ist.
    Â»Was für ein Riesenportal«, staunt Fernando, der sich selten lange
an Schweigegelübde hält.
    Â»Es ist Eingang und Kapelle zugleich. Der Friedhof wurde 1891 eröffnet, die
Kapelle ein Jahr später«, kommt es aus Jule Wedekins Mund wie auf Knopfdruck.
    Â»Warst du mal Fremdenführerin?«
    Â»Nein. Geschichte interessiert mich einfach.«
    Fernando betrachtet die spitz zulaufenden Fenster und Durchgänge.
»Ist das gotisch?« Es ist die einzige architektonische Stilrichtung, die er
gelegentlich zu erkennen glaubt.
    Â»Neugotisch. Warst du noch nie hier?«
    Â»Nein.«
    Ihre Augen werden lebhaft. »Es lohnt sich, nicht nur wegen der
historischen Grabmäler. Am schönsten ist der Westteil, er wurde um die
Jahrhundertwende nach dem Vorbild eines englischen Landschaftsparks angelegt,
mit einem Teich und riesigen Rhododendron-Sträuchern.«
    Ehe sie weiter ins Schwärmen geraten kann, werden sie von einem
Jüngling in Uniform begrüßt. Fernando hebt lässig die Hand, während Jule
Wedekin ihren Dienstausweis zückt, der den Beamten jedoch nicht die Bohne interessiert.
Wortlos begleitet er die beiden Kriminaler zum Fundort. Drei Polizisten halten
eine Handvoll Leute auf Abstand.
    Jule überkommt plötzlich ein Gefühl von Glück und Stolz. Noch vor
drei Tagen hätte sie dort gestanden – zumindest theoretisch. Jetzt gehört sie
nicht mehr zum Trachtenverein, sondern zu den anderen, zur Kripo. Jetzt ist sie
dort, wo sie seit ihrer Kindheit hin gewollt hat. Und dies ist also ihr erster
Fall: ein graurosa Fleischbatzen, der auf einem Gedenkstein liegt.
    Â»Darf ich?«, fragt Jule.
    Â»Bitte, gern«, sagt Fernando dankbar, nicht zuletzt, weil das
Fleischstück unangenehm riecht. Er reicht ihr ein Paar Latexhandschuhe, denn
die Neue hatte noch keine Gelegenheit, sich mit dem Wichtigsten

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