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Der Tote vom Maschsee

Der Tote vom Maschsee

Titel: Der Tote vom Maschsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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Wedekin: »Oh, ein neues
Gesicht bei der Kripo? Darf ich mich vorstellen? Boris Markstein von der Bild Hannover .«
    Jule nickt ihm zu, macht aber keine Anstalten, sich ebenfalls
vorzustellen. Sie hat den Reporter schon öfter an Tatorten erlebt und nicht in
bester Erinnerung. Markstein seinerseits hat sie damals in Uniform anscheinend
nicht wahrgenommen.
    Â»Sagen Sie bloß, da lag ein Leichenteil auf dem Haarmann-Stein«,
schlussfolgert Markstein aus der Szenerie rund um das Grabmal. »Ist ja
hammermäßig. Was war es? Nun sagen Sie schon, ich bitte Sie«, umschwänzelt er
Jule.
    Â»Sie haben gehört, was Oberkommissar Rodriguez gesagt hat.«
    Â»Eine Zunge. Die junge Dame hat gesagt, das ist eine Zunge. Von
einem Menschen.« Das war Walter Schmiedel, der die einmalige Chance gekommen
sieht, sein Konterfei in dem von ihm bevorzugten Printmedium zu sehen. »Ich
habe sie gefunden.«
    Markstein grinst wie eine Muräne in Fernandos Richtung, ehe er sich
daran macht, Walter Schmiedel auszuquetschen.
    Jule läuft knallrot an. Hätte sie doch bloß vorhin den Mund gehalten!
    Â»Komm, wir verschwinden«, brummt Fernando missgelaunt.
    Â»Und?« Bodo Völxen lehnt an Odas Schreibtisch, auf dem
noch die Unordnung des Umzugs herrscht, und schaut sie erwartungsvoll an.
    Â»Was und?«, fragt Oda und räumt weiter Akten aus einer Umzugskiste
in ein Regal.
    Â»Wie findest du sie?«
    Oda zuckt mit den Schultern. Sie ist ein wenig eingeschnappt – der
obskure Leichenteilfund klang interessant, sie wäre gerne mitgefahren anstelle
der Neuen.
    Â»Wenn ich beim Einstellungsgespräch dabei gewesen wäre, dann könnte
ich jetzt vielleicht mehr über sie sagen«, antwortet Oda und bemerkt zu ihrer
Genugtuung, wie sich Bodo Völxen verlegen über den allmählich immer weiter
zurückweichenden Haaransatz fährt.
    Â»Du warst in Urlaub. Hätte ich gewartet, hätte sie uns das FK
weggeschnappt.« Das FK ist das Dezernat für Organisierte und
Schwerst-Kriminalität.
    Â»War sie denn so begehrt?«
    Â»Allerdings. Sie hat als Jahrgangsbeste an der Fachhochschule
abgeschlossen, und von der PI Mitte hat sie durchweg beste Beurteilungen
bekommen.«
    Â»Na, dann herzlichen Glückwunsch zu diesem Fang. Wieso fängt sie
eigentlich an einem Dienstag an, und nicht schon gestern?«
    Â»Gestern ist sie umgezogen.«
    Â»Wedekin, Wedekin«, sinniert Oda vor sich hin. »Der Name kommt mir
bekannt vor.«
    Â»Alter Hannoverscher Stadtadel. Ihr Vater ist Jost Wedekin,
Professor für Transplantationschirurgie an der Medizinischen Hochschule. Die
Mutter ist Cordula Wedekin, die Pianistin. Sabine hat schon mal mit ihr
gespielt.«
    Â»Ein echtes höheres Töchterchen also. Und so was geht zur Polizei?«
    Â»Wenn ich es richtig herausgehört habe, hat sie diese Laufbahn gegen
den Willen der Eltern eingeschlagen.«
    Â»Die selbstverständlich wollten, dass sie Medizin studiert«,
vermutet Oda.
    Â»Hat sie ja auch«, antwortet Völxen. »Vier Semester. Dann ist sie
zur Polizei.«
    Â»Moment mal«, Oda rechnet, »zwei Jahre Medizin, drei Jahre FH,
drei Jahre PI Mitte …«
    Â»Sie hat mit achtzehn Abitur gemacht. Hat wohl eine oder zwei
Klassen übersprungen.«
    Â»Heureka, ein Wunderkind. Spielt sie auch Klavier?«
    Â»Du wirst doch keine Vorurteile pflegen, Oda?«
    Oda quetscht den letzten Ordner ins Regal, stemmt die Hände in die
Hüften und sieht ihren Vorgesetzten streng an.
    Â»Schon gut«, lenkt der ein. »Es klang nur so.«
    Ein Zigarillo wird angesteckt, und durch die Rauchwolke sagt Oda:
»Nein, ich hege keine Vorurteile. Ich hatte nicht einmal bei Fernando welche,
und dem eilte ja durchaus ein gewisser Ruf voraus.«
    Â»Dank deines guten Einflusses auf ihn ist aus ihm ja auch ein recht
brauchbarer Kriminaler geworden«, versucht Völxen sich einzuschmeicheln. »Es
gab schon lange keine Beschwerde mehr über ihn. Und die Wedekin wird sich alle
Mühe geben, da bin ich mir sicher.«
    Â»Natürlich wird sie das. Wahrscheinlich wird sie die erste weibliche
Polizeipräsidentin der Stadt.«
    Â»Warum nicht? Ich hätte kein Problem
damit.«
    Völxens Stimme klingt beim letzten Satz ein wenig gereizt, darum
lenkt Oda Kristensen ein: »Du hast vermutlich recht. Ich werde alt und
stutenbissig. Du wärst ein Schaf gewesen, wenn du nicht sofort

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