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Der Traum der Hebamme / Roman

Der Traum der Hebamme / Roman

Titel: Der Traum der Hebamme / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Dietrich auf die Knie und verschlang die schmutzigen Finger ineinander.
    »Glaubt mir, ich habe nichts damit zu tun, edler Herr!«, barmte er. »Ich führe ein ehrliches Haus. Das wird Euch jeder in der Gegend bezeugen. Die Dörfler werden Euerm Ritter dankbar sein, dass er sie von einem der Unholde befreit hat, die das Land wie eine Plage überziehen.«
    Ohne ein weiteres Wort wies Dietrich an, den Wirt für das Essen und die Versorgung der Pferde zu bezahlen, dann ließ er seine Männer wieder aufsitzen.
    Einer der Reisigen tauschte den angeschnittenen Sattelgurt gegen einen anderen aus. Danach ritten die Männer erneut durch den strömenden Regen.
    Die erkaltete Suppe blieb unbeachtet auf dem Balken stehen, bis einer der Knechte in den Stall huschte und sie gierig ausschlürfte.
     
    Wie zuvor ritt Thomas an Dietrichs Seite, und abermals fiel kein Wort zwischen beiden. Als sie sich Weißenfels näherten, hatten sie Mühe, in dem dichten Regen die Umrisse der Burg zu erkennen.
    »Sollte ich nicht lieber vorausreiten und nachschauen, ob Euch nicht Feinde oder eine Falle erwarten?«, fragte Thomas, bevor sie die Siedlung Tauchlitz unterhalb der Burg erreichten.
    »Nein«, entgegnete Dietrich entschieden. »Ich werde mich weder verstecken noch heranschleichen, wenn ich endlich auf mein Land zurückkehre.«
    Er war zweieinhalb Jahre fort gewesen und wollte jetzt mit eigenen Augen sehen, wie sich die Dinge entwickelt hatten. Deshalb hatte er auch niemanden vorausgeschickt, der seine Ankunft ankündigte.
    Thomas zwang nur mit Mühe eine Entgegnung hinunter. Nachdem Albrecht sich gegen seinen Vater erhoben hatte – was sollte ihn daran hindern, auch den jüngeren Bruder aus dem Weg zu räumen? Vielleicht hatte er Weißenfels inzwischen längst eingenommen?
    Doch in diesem Punkt schien Dietrich entgegen aller Vernunft so stur wie sein Lehrmeister, Thomas’ Vater Christian, den dies das Leben gekostet hattet.
    Also blieb dem jungen Ritter vorerst nichts weiter als ein stummes Gebet, dass sie diesen Abend überlebten und nicht unmittelbar den Feinden in die Hände gerieten.
    Kein Mensch hielt sich bei diesem Wetter in den schlammigen, mit Pfützen übersäten Gassen von Tauchlitz auf, nicht einmal ein paar streunende Hunde ließen sich blicken. Lediglich ein Schwein wühlte im Unrat nach etwas Fressbarem, ohne die Schar der Ankömmlinge zu beachten.
    In mäßigem Tempo ritten sie den Berg hinauf zum Burgtor. Dort hatten sich mehrere Wachen versammelt, um zu sehen, wer sich in Dämmerung und strömendem Regen mit unkenntlichem Banner näherte.
    Der Wettiner gab seinen Begleitern das Zeichen zu halten und lenkte seinen Hengst nach vorn. Da erst erkannte ihn einer der Männer, der älteste von ihnen.
    »Graf Dietrich! Gott sei gedankt, dass wir Euch hier wieder lebend und gesund begrüßen können! Willkommen daheim, Hoheit!«
    Seine Stimme überschlug sich vor Freude bei diesen Worten. Gemeinsam mit den anderen kniete er nieder und senkte den Kopf.
    Dietrich begrüßte die Männer der Wachmannschaft, und als er ihnen erlaubte aufzustehen, rannte der Älteste humpelnd los und rief über den ganzen Burghof: »Der Graf ist zurück! Graf Dietrich ist aus dem Heiligen Land zurück! Kommt und heißt Euren Herrn willkommen!«
    Rasch füllte sich der Burghof trotz des Regens mit Wachen, Knechten, Mägden, Reisigen, die von allen Seiten herbeigerannt kamen, um das leibhaftige Wunder zu sehen.
    Die meisten von ihnen knieten nieder und bekreuzigten sich, andere riefen erleichtert Segenssprüche. Die Stallburschen beeilten sich, den Weitgereisten aus dem Sattel zu helfen und ihnen die erschöpften Pferde abzunehmen.
    Unruhig hielt Thomas Ausschau unter den vielen Menschen, aber er vermochte weder seinen Stiefvater noch seine Mutter zu sehen, auch keinen seiner jüngeren Brüder. War das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen? Und wo blieb Clara, seine Schwester? Er konnte einfach nicht glauben, dass alle gesund und am Leben waren.
    Hatte Albrecht sie am Ende alle töten lassen? Der Gedanke schnürte ihm die Kehle zu.
    Dann entdeckte er Clara, die mit aufgewühlten Gesichtszügen auf ihn zulief. Es war für ihn so ungewohnt, seine jüngere Schwester mit Schleier und Gebende zu sehen, dass er sie beinahe nicht erkannt hätte. Also hatte sie nach seiner Flucht geheiratet? War sie jetzt die Ehefrau dieses Reinhard, den er nicht ausstehen konnte, den jedoch sein Stiefvater für sie bestimmt hatte, weil er sie seiner Meinung nach am besten

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