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Der Traum des Kelten

Der Traum des Kelten

Titel: Der Traum des Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vargas Mario LLosa
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und eingehender Befragungen unterzogen. Schließlich erklärte ihm Oppenheim, Roger müsse sich zu einer Behandlung in ein Sanatorium begeben. Andernfalls würde sich seine Geistesverfassung weiter verschlimmern. Er selbst rief bei seinem Münchner Kollegen und Schüler Dr. Rudolf von Hoesslin an, um Roger zu überweisen.
    Roger ließ sich zwar nicht stationär behandeln, suchte Dr. Hoesslin aber mehrere Monate lang zweimal wöchentlich auf. Die Behandlung schlug an.
    »Es erstaunt mich nicht, dass Sie nach allem, was Sie im Kongo und im Amazonasgebiet gesehen haben, unter diesen Störungen leiden«, sagte der Psychiater. »Bemerkenswert ist vielmehr, dass Sie nicht längst vollends wahnsinnig geworden sind oder Selbstmord begangen haben.«
    Von Hoesslin war noch jung, musikbegeistert, erklärter Vegetarier und Pazifist. Er war gegen diesen Krieg, wie überhaupt gegen alle Kriege, und träumte davon, dass in der Welt eines Tages »der kantsche Frieden« herrschen möge, wie er sagte, die Grenzen abgeschafft und alle Menschen sich verbrüdern würden. Die Sitzungen mit Dr. von Hoesslin verließ Roger beruhigt und zuversichtlich. Ob allerdings eine wirkliche Besserung eintrat, vermochte er nicht zu sagen. Er fühlte sichimmer bestärkt, wenn er auf seinem Weg tatkräftigen, idealistischen Menschen begegnete.
    Zwischendurch reiste er mehrmals nach Zossen, wo Robert Monteith, wie zu erwarten, alle Rekruten für sich eingenommen hatte. Dank seiner Bemühungen war die Brigade um zehn Mann angewachsen. Die militärische Ausbildung verlief zufriedenstellend. Doch die Brigadiers wurden von den deutschen Soldaten und Offizieren immer noch wie Gefangene behandelt, teilweise auch schikaniert. Hauptmann Monteith setzte sich bei der Heeresleitung dafür ein, dass man den Brigadiers eine gewisse Bewegungsfreiheit einräumte, wie man es Roger versprochen hatte, so dass sie von Zeit zu Zeit ins Dorf gehen und in einem Wirtshaus ein Bier trinken könnten. Waren sie etwa nicht Alliierte? Warum behandelte man sie dann weiterhin wie Feinde? Bislang zeigten seine Eingaben keinerlei Wirkung, und so legte Roger offiziell Protest ein. Es kam zu einer heftigen Auseinandersetzung mit General Schneider, dem Kommandanten der Garnison Zossen, der ihm erklärte, man könne Männern nicht mehr Freiheiten gewähren, die undiszipliniert und streitsüchtig seien und sogar Diebstähle innerhalb des Lagers begingen. Laut Monteith waren diese Vorwürfe haltlos. Bei den einzigen Zwischenfällen dieser Art seien die Brigadiers zuvor von den deutschen Wachen beschimpft worden.
    Rogers letzte Monate in Deutschland standen im Zeichen unablässiger Debatten mit der Regierung, die häufig zu Spannungen führten. Das Gefühl, betrogen worden zu sein, wurde bis zu seiner Abreise immer stärker. Das Kaiserreich hatte tatsächlich keinerlei Interesse an Irlands Befreiung, zu keinem Zeitpunkt hatte es ernsthaft eine gemeinsame Aktion mit den irischen Revolutionären erwogen, Reichskanzlei und Heeresleitung hatten seine Naivität und Gutgläubigkeit ausgenutzt und ihm Dinge in Aussicht gestellt, die sie niemals umzusetzen gedachten. Das Projekt, die Irische Brigade innerhalb des türkischen Heers kämpfen zu lassen, wurde ohne jede Erklärung abgebrochen, als es kurz vor der Umsetzung zu stehenschien. Zimmermann, Graf von Wedel, Hauptmann Nadolny und die übrigen Offiziere, die an den Planungen beteiligt gewesen waren, retteten sich plötzlich in Ausflüchte. Unter fadenscheinigen Vorwänden vermieden sie es, ihn zu empfangen. Und wenn es ihm doch gelang, mit einem von ihnen zu reden, war derjenige stets überaus beschäftigt, konnte ihm nur einige Minuten gewähren oder fiel Ägypten nicht in sein Ressort. Roger gab sich schließlich geschlagen. Sein Wunschgedanke, die Brigade solle eine kleine symbolische Streitkraft des irischen Kampfes gegen den Kolonialismus werden, löste sich in Luft auf.
    Und mit der gleichen Inbrunst, mit der er Deutschland einst bewundert hatte, verspürte er nun einen Widerwillen gegen dieses Land, der mindestens ebenso groß war wie der, den er England gegenüber empfand. Das schrieb er in einem Brief an den New Yorker Anwalt John Quinn, worin er ihm auch von der schlechten Behandlung berichtete, die ihm von offizieller deutscher Seite zuteilgeworden war: »Ja, mein Freund: Mein Hass auf die Deutschen ist inzwischen so groß, dass ich lieber an einem britischen Galgen baumele, als hier zu sterben.«
    Sein erregter Gemütszustand und das

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