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Der Traum des Wolfs

Der Traum des Wolfs

Titel: Der Traum des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan , Brandon Sanderson
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in den Sinn kommt.«
    Delana runzelte die Stirn, aber sie hatte gelernt, die Auserwählten nicht infrage zu stellen. Graendal verschränkte die Arme und tippte mit einem Finger darauf, während sie der Aes Sedai bei der Arbeit zusah. Sie wurde immer nervöser. Al’Thor wusste, wo sie war. Würde er angreifen? Nein, er tat Frauen nichts an. Besonders dieser Fehler war wichtig. Es bedeutete, dass sie Zeit zur Reaktion hatte. Oder doch nicht?
    Wie hatte er es geschafft, sie zu diesem Palast zu verfolgen? Sie hatte ihre Spuren perfekt verwischt. Die einzigen Handlanger, die sie aus den Augen gelassen hatte, unterlagen einem so schweren Zwang, dass es sie umbringen würde, sollte man ihn entfernen. Konnte es sein, dass die Aes Sedai, die er mit sich führte - Nynaeve, die Frau mit der Begabung im Heilen - ihre Gewebe erkennen und auflösen konnte?
    Graendal brauchte Zeit, und sie musste herausfinden, was al’Thor wusste. Wenn Nynaeve al’Meara die nötigen Fähigkeiten hatte, um Zwänge zu lesen, war das gefährlich. Graendal musste eine falsche Spur für ihn legen, ihn ablenken - darum wollte sie auch, dass Delana einen starken Zwang mit seltsamen Einzelheiten erschuf.
    Quäle ihn. Das konnte Graendal schaffen.
    »Jetzt Ihr«, sagte sie zu Aran’gar, als Delana fertig war. »Etwas übermäßig Kompliziertes. Ich will, dass al’Thor und seine Aes Sedai in seinem Verstand die Berührung eines Mannes finden.« Das würde sie noch mehr verwirren.
    Aran’gar zuckte mit den Schultern, tat aber das Gewünschte, versah den Verstand des unglücklichen Ramshalan mit einem dichten und komplizierten Zwang. In gewisser Weise war der Adlige gar nicht so hässlich. Glaubte al’Thor, sie würde ihn als Schoßtier haben wollen? Erinnerte er sich überhaupt genug an sein Leben als Lews Therin, um das von ihr zu wissen? Ihre Berichte über seine Erinnerungen an sein altes Leben waren widersprüchlich, aber sie schienen immer stärker zu werden. Das bereitete ihr Sorgen. Lews Therin hätte sie möglicherweise an diesen Ort verfolgen können. Sie hätte nie erwartet, dass das auch al’Thor schaffte.
    Aran’gar kam zum Schluss.
    » Und j etzt geht Ihr wieder und berichtet dem Wiedergeborenen Drachen von Eurem Erfolg«, sagte Graendal zu Ramshalan und löste ihr Gewebe aus Luft auf.
    Ramshalan blinzelte, schüttelte den Kopf. »Ich … ja, meine Lady. Ich bin davon überzeugt, dass die Bande, die wir heute knüpften, für uns beide von außerordentlichen Wert sein dürften.« Er lächelte. Was für ein willensschwacher Narr. »Vielleicht sollten wir uns zu einem Mahl niedersetzen und auf unseren Erfolg anstoßen, Lady Basene? Ihr müsst wissen, es war eine ermüdende Reise, und ich …«
    »Geht«, sagte Graendal kalt.
    »Wie Ihr wünscht. Ihr werdet belohnt werden, wenn ich König bin.«
    Die Wächter führten ihn hinaus, und er fing mit selbstzufriedenem Ausdruck an zu pfeifen. Graendal setzte sich und schloss die Augen; mehrere ihrer Soldaten bauten sich um sie herum auf; der dicke Teppich verschluckte das Geräusch ihrer Stiefel.
    Sie schaute durch die Augen der Taube und gewöhnte sich an die seltsame Sicht. Ein Diener ergriff sie nach einem Befehl von ihr und trug sie an ein Fenster im Korridor außerhalb des Raumes. Der Vogel hüpfte auf das Fensterbrett. Graendal gab ihm einen sanften Anstoß; zur völligen Kontrolle fehlte ihr die Übung. Das Fliegen war viel schwieriger, als es aussah.
    Die Taube flatterte aus dem Fenster. Die Sonne ging gerade hinter den Bergen unter und zeichnete ihre zerklüfteten Umrisse in wilden roten und orangen Tönen nach, und der darunterliegende See verwandelte sich in ein schattenhaftes Blauschwarz. Der Anblick war erstaunlich, bereitete ihr aber auch Übelkeit, als sich die Taube in die Luft schwang und auf einem der Türme landete.
    Schließlich kam Ramshalan unten aus einem der Tore. Graendal stieß die Taube sanft an, und sie sprang vom Turm und sauste dem Boden entgegen. Der Abstieg drehte Graendal den Magen um, und sie biss die Zähne zusammen, während die Palastmauern sich in einen Schemen verwandelten. Die Taube ging in den waagerechten Flug über und flatterte hinter Ramshalan her. Er schien vor sich hin zu murmeln, allerdings konnte sie durch die fremdartigen Ohren der Taube nur zusammenhangslose Laute wahrnehmen.
    Graendal folgte ihm eine Weile durch den immer dunkler werdenden Wald. Eine Eule wäre besser gewesen, nur dass sie keine in Gefangenschaft hatte. Dafür schalt sie sich.

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