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Der Untergang der Telestadt

Der Untergang der Telestadt

Titel: Der Untergang der Telestadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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dem Kopf auf den Teller von Leo, ohne die Augen in dessen Gesicht zu heben.
    »Bloß nicht«, sagte der. Dann grinste er. »Er muß die Kettenglieder von einem Rover gebraten haben.« Er rief es übertrieben laut, einige, die bei unserem Eintritt aufgesehen hatten, lachten.
    Mir fing die Sache an peinlich zu werden. Leo war sichtlich angetrunken, dennoch fühlte ich seinen forschenden Blick auf mir. Und dann sagte er leise, mit schwerer Zunge: »Dich müßte ich doch kennen, oder?« Er beugte sich zu mir, sah mir ins Gesicht. »Bergstadt?« Und ohne eine Antwort abzuwarten, wandte er sich halb dem Gastraum zu und rief: »Eine aus Bergstadt, sieh an!« Dann wieder leiser, vertraulich tuend zu mir gewandt: »Wie sieht’s bei euch aus? Auch so beschissen wie hier, hm?« Er lachte. »Ist nämlich beschissen hier!« »Und etwas zum Trinken«, sagte ich zum Wirt.
    »Setzt euch dorthin«, der Wirt wies auf den freien, groben Tisch gleich neben dem Eingang. »Es dauert einen Augenblick.« Leo nahm seinen Humpen und setzte sich zu uns.
    Ich verfluchte innerlich meine Idee, diese Schenke betreten zu haben.
    Leo musterte mich, was mich verlegen machte. »Ein kleines Fest heute?« fragte ich mit einem bestimmt mißglückten linkischen Lächeln. Er grinste, wandte sich um und rief in den Raum: »Ein Fest, Freunde!« Aber man hörte ihm nicht zu, die überlauten Unterhaltungen an den Tischen liefen auf Hochtouren. »Wir machen ein Fest.« Er hatte sich wieder uns zugewandt und sagte den Satz verhältnismäßig ernst, als habe er sich innerlich einen Ruck gegeben. »Wir machen öfters ein Fest«, setzte er fort. »Man muß sie feiern, wie sie fallen, nicht? Ein Bier noch, Aki!« rief er laut.
    Der Wirt brachte unseren Imbiß und drei Krüge mit Bier.
    Leo goß sich den Inhalt des seinen, ohne abzusetzen, hinter und sagte: »Noch einen!«
    Das braune Ding schmeckte nach nicht viel, ein gebackener Pflanzenbrei vermutlich. Entgegen Leos Ankündigung war es jedoch nicht zäh. Ich nippte am Bier. Obwohl ich Bier nie richtig mochte, stellte ich fest, daß dieses Getränk mit dem historischen Gebräu wohl nur den Namen gemein hatte. Diese Flüssigkeit schmeckte säuerlich, sie schäumte und hatte, aus Leos Zustand zu schließen, einen nennenswerten Alkoholge halt. Ich bedeutete Pitt, nachdem auch er genippt hatte, es nunmehr sein zu lassen. Er sagte: »Es schmeckt sowieso nicht.«
    Nachdem Leo seinen Humpen geleert und hart auf den Tisch gestellt hatte, sah er mich lange an. Ich kaute hastig an meinem Happen, wollte nun endgültig aus der Räucherhöhle, wollte weg vom stierenden Leo. Und der sprach plötzlich leise, ein wenig einfältig: »Ich weiß schon, du bist nicht aus Bergstadt. Du bist Fanny, nicht? Fanny McCullan, die immer zu mir sagte:, Leo, wenn du nicht so schrecklich faul wärst, aus dir könnte etwas werden… Nicht, du bist Fanny, die Verrückte.« Plötzlich lachte er hellauf, und er rief: »Leute, die verrückte Fanny ist wieder da!« Niemand wurde aufmerksam. Der Wirt brachte Leo ein Bier, das dieser wiederum hinterstürzte.
    Ich nahm all meinen Mut zusammen, bedeutete Pitt, still zu sein, der Mann neben uns war hochgradig betrunken, und ich sagte ihm ganz ruhig: »Ich bin nicht Fanny, aber du bist besoffen, solltest nach Hause gehn. Oder an die Arbeit. Beeil dich, Pitt, wir müssen weiter.«
    »Hoho, an die Arbeit! Hört sie euch an, noch so eine Antreiberin. Ich pfeife auf eure Arbeit. Wir pfeifen alle auf eure Arbeit.« Er machte eine weit ausholende Armbewegung, schloß alle Anwesenden ein. »Was, wir pfeifen drauf!« Er griff Pitts Krug, den dieser weit von sich geschoben hatte, und trank daraus. Dann sagte er mit Schaum auf der Oberlippe. »Heute ein Fest, morgen ein Fest, dann frißt uns der Dschungel, oder wir werden verrückt, wie du, Fanny…« Und er lachte abermals hellauf. Doch plötzlich fiel sein Kopf unkontrolliert auf seinen Arm, der auf der Tischplatte lag, und Leo verstummte. Nur noch ein unverständliches Lallen drang hinter dem Ärmel hervor.
    Ich blickte mich verstohlen um, wischte mir den Schweiß von der Stirn. Niemand schien die Szene verfolgt zu haben.
    Der Wirt trat hinzu, räumte die leeren Humpen hinweg. »Ja«, sagte er anerkennend mit einem bezeichnenden Kopfnicken zu Leo hin, »die neue Charge hat es in sich.«
    Ich benötigte Sekunden, um zu begreifen, daß er das Bier meinte.
    »Komm«, forderte ich Pitt auf, der an seinem letzten Bissen kaute. »Wir müssen gehen.«
    Und zum erstenmal

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