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Der verborgene Hof: Roman (German Edition)

Der verborgene Hof: Roman (German Edition)

Titel: Der verborgene Hof: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
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Küche und stiegen, wie mir auch erst später klar wurde, eine Treppe hoch zu einem Dachzimmer, von dessen Decke Netze hingen. Ein Kasten aus Brettern und Stangen stand in der Mitte. Daneben befanden sich eine Lagerstatt und ein grober Holztisch, alles unter einem schrägen Dach, dessen Fenster fest verschlossen war.
    Bevor ich wusste, was er vorhatte, schob mich der Madenmann in den Kasten, schloss die Tür und schob die Riegel vor.
    »Du bleibst hier«, sagte er. »Genug gelaufen. Ich muss Dinge erledigen und dann schlafen.«
    Ich heulte, kreischte, warf mich gegen die Stäbe, schrie so laut ich konnte. Die Welt hörte es nicht. Der Madenmann saß an seinem Tisch und stocherte eine lange Zeit bei Kerzenlicht mit einem kleinen, spitzen Stöckchen in einem Bündel Papier herum, das mit Leder zusammengenäht war. Hin und wieder lächelte er mich mit scheinbar nachsichtiger Heiterkeit an.
    Mein Glöckchen des Tages war ungenäht geblieben. Ich hatte weder meine Seide noch meine Nadel. Ich wusste, dass ich nicht viel mehr als ein Tier für ihn war. Eingesperrt, hilflos darauf wartend, über das malvenbewachsene Wasser des grauen Meeres in ein fremdes, totes Land gebracht zu werden, in dem der Madenmann zu Hause war.
    Ich weinte, bis ich trotz des steten Kratzens seines Stöckchens auf dem Papier in Schlaf sank. In meinen Träumen rührte das Kratzen von einem räudigen, totenbleichen Wolf her, der mich in seinem Rachen durch einen mit Fröschen gefüllten Graben davontrug, der so breit wie die Welt selbst war.
    Worte, die ich nicht verstand, weckten mich schließlich. Der Madenmann hatte die Tür zu meinem Käfig geöffnet und hielt einen Teller in der Hand, auf dem frittierte, gedrehte Gebäckstücke und Scheiben einer gelben Frucht lagen, die ich nicht kannte. Er sprach erneut.
    »Du redest mit der Zunge von Dämonen«, sagte ich ihm.
    »Sehr bald werde ich nur noch in der Sprache deines neuen Zuhauses mit dir reden«, sagte er mit meinen Worten, »außer wenn es unumgänglich ist.« Er hielt mir den Teller vor die Nase und wiederholte, was er zuvor gesagt hatte.
    Ich wollte nicht aus meinem Verschlag herauskommen und in die Reichweite seiner strafenden Hand geraten, aber mein Magen stimmte mich um. Das Gebäck roch gut, und die Frucht sah einladend süß aus. Ich folgte meinem knurrenden Magen und kroch aus dem Käfig.
    »Iss«, sagte er. »Dann suchen wir unser Boot.«
    Die Teigstücke schmeckten so gut, wie sie gerochen hatten. Ebenso die Frucht – süß und fleischig und sauer in einem. Das war eine Morgenmahlzeit, wie sie mein Vater nicht besser hätte zubereiten können.
    Als ich aufgegessen hatte, sah ich, dass der Madenmann einen dicken Lederbeutel aufgehoben hatte. Er streckte die Hand aus, an der bereits das grüne Seidenband hing.
    Ich hätte mich heftiger wehren können. Vielleicht wäre das gut gewesen, ob es mir genutzt hätte, weiß ich nicht. Ich kämpfe auch jetzt noch. Vielleicht habe ich meinen Widerstand nur zaghaft begonnen, aber dafür nie beendet. An jenem Tag war meine Neugier stärker als mein Zorn, und ich band meine Hand freiwillig an seine. Gutes Essen und schwindender Kampfgeist, mehr hatte es nicht gebraucht, dass ich mich den Wünschen des Madenmannes fügte.
    »Komm«, sagte er, »sehen wir nach unserem Boot.«
    »Ich muss nicht schwimmen?«
    »Nein, du musst nicht schwimmen. Wir werden bequem sitzen, während wir über das Meer fahren.« Er fügte etwas in seinen Worten hinzu, das ich natürlich nicht verstehen konnte.
    Wir stapften in den hellen Morgen hinaus auf einer schlammigen Straße eines Dorfes, dessen Größe mich in Erstaunen versetzte. Wir schritten durch ein lärmendes Gewühl von Menschen und Pferden und Hunden und Ochsenkarren hinunter zum Hafen. Ich vernahm auch das Scheppern von Ochsenglocken, aber keine klang so wie die von Ausdauer. Es gab niemanden mehr, der mich zurückrief, während mich dieser fremde, bleiche Mann auf dem Weg vorwärtsschob, den er für mich ausersehen hatte.
    Ich folgte ihm in die Zukunft.
    Mit meinem Gedächtnis ist es eine seltsame Sache. Obwohl ich noch sehr klein war, erinnere ich mich ganz klar an diese frühen Gespräche. Sie wurden natürlicherweise in der Sprache meiner Heimat geführt, denn ich sprach noch nicht Petraeanisch. Ich erinnere mich sogar an Federo – und wie jung er damals war – als er nach Worten suchte, die er nicht kannte, solche wie Boot. In diesen ersten Tagen wusste ich auch nicht, was ein Boot war. Mein Gedächtnis

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