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Der verbotene Turm

Der verbotene Turm

Titel: Der verbotene Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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hin. »In unserem Klima blühen sie, wann immer es einen oder zwei Tage voll Sonne und Wärme gibt. Eure terranischen Wissenschaftler haben einen Ausdruck dafür: evolutionäre Anpassung. In den Kilghardbergen schneit es nur an wenigen Tagen im Hochsommer nicht, deshalb nutzen die Blumen jeden günstigen Tag. Wenn du den Anblick seltsam findest, dann geh einmal in die Hellers und sieh dir die Blumen und Früchte an, die rings um Nevarsin wachsen. Weißt du, daß wir hier keine Eismelonen anbauen können? Es ist zu warm – es sind Gletscherpflanzen.« Und tatsächlich, Damon hatte seinen Reitumhang aus Pelz abgenommen und saß in Hemdsärmeln da. Andrew jedoch war immer noch warm eingemummt, denn ihm schien es bitterkalt zu sein.
    Damon wickelte das Essenspaket aus, das Callista ihnen für die Reise mitgegeben hatte, und fing an zu lachen. »Callista entschuldigt sich dauernd, daß sie nichts vom Haushalt versteht. Aber es ist unser Glück, daß sie noch nicht gelernt hat, welche Nahrungsmittel man Reisenden mitgibt!« Callista hatte ein kaltes Brathuhn eingepackt, das Damon mit seinem Gürtelmesser zerlegte, und einen Laib Brot, der noch ein bißchen warm vom Ofen war. Andrew verstand nicht, warum Damon lachte. Er sagte: »Was ist denn so komisch daran? Sie fragte mich, was ich auf dem langen Ritt gern essen würde, und ich sagte es ihr.«
    Damon reichte Andrew ein großzügig bemessenes Stück des gebratenen Fleisches. Es duftete nach Gewürzen, die die Terraner noch nicht hatten identifizieren können. »Aus irgendwelchen Gründen – ich vermute, einfach, weil es Brauch ist – bekommt man auf einer Reise sonst fast nichts anderes als hartes Brot, gerolltes Trockenfleisch, Trockenobst, Nüsse und dergleichen mit.« Er sah Andrew zu, der sich Scheiben von dem Brot abschnitt und mit dem Fleisch ein kunstgerechtes Sandwich herstellte. »Das sieht gut aus, ich glaube, das versuche ich auch. Und – hören die Wunder überhaupt nicht auf! – sie hat uns frische Äpfel aus dem Keller eingepackt. Sieh sich einer das an!« Mit Appetit biss er in ein Hühnerbein. »Mir ist nie eingefallen, einen Einwand gegen die übliche Reiseverpflegung zu erheben, und Elli hätte nie daran gedacht, mich zu fragen, was ich gern hätte! Vielleicht können wir auf unserer Welt ein paar neue Ideen gut gebrauchen!«
    Dann wurde er wieder ernst. Gedankenverloren sah er Andrew beim Essen von Fleisch und Brot zu. Er selbst hatte häretische Gedanken über Matrix-Arbeit außerhalb der Türme gehabt. Es müßte ein Weg gefunden werden. Aber wenn er das Leonie vortrug, würde sie sich so aufregen, als lebte man noch in den Tagen Regis des Vierten.
    Natürlich wußte sie, daß er eine Matrix benutzte. Jede auf einen Comyn -Telepathen abgestimmte legitime Matrix wurde mit den großen Schirmen im Turm von Arilinn überwacht. Es war ihnen dort möglich, Damon über seine Matrix zu identifizieren – und Dezi auch und vielleicht, obwohl sich Damon nicht ganz sicher war, sogar Andrew.
    Falls jemand die Schirme beobachtet hatte. Bei dem herrschenden Mangel an Telepathen war selten einer für so unwichtige Aufgaben wie das Überwachen der Matrix-Schirme frei. Wahrscheinlich hatte niemand etwas gemerkt. Aber die Monitorschirme waren da, und die Überwachung jeder einzelnen Matrix auf Darkover entsprach dem Gesetz. Selbst Menschen wie Domenic, die auf Laran getestet worden waren und eine Matrix erhalten hatten, konnten auf diese Weise aufgespürt werden, auch wenn sie die Matrix nie benutzten.
    Das war ein weiterer Grund für Damons Überzeugung, ein so begabter Telepath wie Dezi dürfe nicht verschwendet werden. Selbst wenn seine Persönlichkeit ungeeignet für die Intimität eines Matrix-Kreises war – und Damon wollte gern zugeben, daß mit Dezi schwer auszukommen war –, konnte er immer noch als Schirmüberwacher eingesetzt werden.
    Ich bin heute voll von Häresien, dachte er ironisch. Wer bin ich, daß ich die Entscheidungen Leonies von Arilinn in Frage stelle?
    Er aß sein Hühnerbein auf und beobachtete gedankenverloren den Terraner. Andrew hatte zu einem Apfel gegriffen. Sein Blick hing an der fernen Bergkette.
    Er ist mein Freund. Und doch kommt er von einem Stern so weit entfernt, daß ich ihn des Nachts nicht am Himmel sehen kann. Schon allein die Tatsache, daß es überall im Universum Welten wie unsere gibt, wird auf diesem Planeten Veränderungen hervorrufen .
    Auch er sah nun zu den Bergen hin und dachte: Ich will nicht, daß sich unsere

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