Der verbotene Turm
Katzenmänner nach Corresanti trug, im Geist durch die Matrix vereinigt – aber dafür ist ein anderes Mal Zeit. Ich glaube, wenn ich jetzt Einzelheiten über den Feldzug und die Schlachten wissen will, muß ich Eduin fragen; er weiß, was ich hören möchte! Und du, Leonie, bist du hergekommen, um mein törichtes Mädchen wieder zur Vernunft zu bringen und sie nach Arilinn mitzunehmen, wo sie hingehört?«
»Vater!« protestierte Callista. Leonie lächelte schwach.
»So leicht ist das nicht, Cousin, und ich bin überzeugt, das weißt du auch.«
»Verzeih mir, Verwandte.« Esteban blickte betreten drein. »Ich lasse es an Gastfreundlichkeit fehlen. Ellemir wird dir deine Räume zeigen – verdammt sei das Mädchen, wohin ist sie verschwunden?« Er hob seine Stimme zu dem Ruf: »Ellemir!«
Ellemir trat hastig durch die Tür an der Rückseite. Sie wischte sich die mehlbestäubten Hände an ihrer langen Schürze ab. »Die Mädchen riefen mich, ihnen beim Backen zu helfen, Vater – sie sind jung und unausgebildet. Verzeiht mir, Verwandte.« Sie schlug die Augen nieder und versteckte ihre mehligen Hände. Leonie sagte freundlich: »Entschuldige dich doch nicht dafür, eine gewissenhafte Haushälterin zu sein, mein Mädchen.«
Ellemir bemühte sich, ruhig zu sprechen. »Ich habe ein Zimmer für Euch herrichten lassen, meine Dame, und ein zweites für Eure Begleiterin. Dezi wird für die Unterbringung Eurer Eskorte sorgen. Willst du so gut sein, Cousin?« Damon stellte fest, daß Ellemir mit Dezi wie mit einem Familienangehörigen sprach; er hatte auch bemerkt, daß Callista es nicht tat. Damon sagte: »Wir beide werden dafür sorgen, Ellemir«, und ging mit Dezi hinaus.
Ellemir führte Leonie und ihre Begleiterin (ohne eine solche wäre es für eine Frau von Comyn -Blut skandalös gewesen, eine so weite Reise zu machen) die Treppe hinauf und durch die breiten Korridore des alten Hauses. Leonie fragte: »Führst du diesen großen Haushalt ganz allein, Kind?«
»Nur in der Zeit, wenn der Rat tagt«, antwortete Ellemir, »und unser Coridom ist alt und sehr erfahren.«
»Aber du hast keine verantwortliche Frau, keine Verwandte oder Gesellschafterin? Du bist zu jung, eine solche Bürde allein zu tragen, Ellemir.«
»Mein Vater hat sich noch nicht beschwert«, entgegnete Ellemir. »Ich habe für ihn den Haushalt geführt, seit meine ältere Schwester heiratete; damals war ich fünfzehn.« Sie sprach mit Stolz, und Leonie lächelte.
»Ich habe dir nicht die Fähigkeit abgesprochen, kleine Cousine. Ich meinte nur, daß du sehr einsam sein mußt. Wenn Callista nicht bei dir ist, müßte meiner Meinung nach eine Freundin für eine Weile zu Besuch kommen. Du bist bereits überlastet, jetzt, wo dein Vater so viel Fürsorge braucht, und wie willst du damit fertig werden, wenn Damon dich sofort schwängert?«
Ellemir errötete schwach. »Daran hatte ich nicht gedacht …«
»Nun, eine Jungvermählte muß früher oder später daran denken«, sagte Leonie. »Vielleicht könnte eine von Damons Schwestern herkommen und dir Gesellschaft leisten – Kind, das ist mein Zimmer? Ich bin an solchen Luxus nicht gewöhnt!«
»Es war die Suite meiner Mutter«, erklärte Ellemir. »Nebenan ist ein Zimmer, wo Eure Dame schlafen kann, aber ich hoffe, Ihr habt Eure eigene Zofe mitgebracht, denn Callista und ich haben keine, die wir Euch zur Verfügung stellen könnten. Die alte Bethiah, die unsere Kinderfrau war, starb bei dem Überfall, als Callista entführt wurde, und uns war das Herz zu schwer, als daß wir bisher eine andere an ihre Stelle gesetzt hätten. Dann sind nur noch die Küchenmädchen und dergleichen auf dem Gut.«
»Ich halte keine Zofe«, sagte Leonie. »Im Turm ist das Letzte, was wir uns wünschen, Außenseiter in unserer Nähe zu haben. Das wird dir Damon sicher erzählt haben.«
»Nein, er spricht nie von seiner Zeit im Turm«, antwortete Ellemir, und Leonie fuhr fort: »Jedenfalls halten wir keine menschlichen Diener, auch wenn der Preis ist, daß wir für uns selbst sorgen müssen. Deshalb werde ich sehr gut zurechtkommen, Kind.« Ellemir stieg die Treppe hinab und dachte erstaunt: Sie ist freundlich – ich mag sie! Aber vieles, was Leonie gesagt hatte, beunruhigte sie. Langsam wurde ihr klar, daß es manches gab, was sie von Damon nicht wußte. Sie hatte es als selbstverständlich hingenommen, daß Callista keine Dienerinnen um sich haben mochte, und ihrer Zwillingsschwester nicht in ihre Angelegenheiten
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